Großbritannien:Millionenstrafe für Royal Mail

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Ein Mitarbeiter der Royal Mail liefert Post an ein Cottage im britischen Ampthill, Bedfordshire. (Foto: Parsons Media/IMAGO)

Weil die britische Post Briefe nicht rechtzeitig zugestellt hat, muss sie 5,6 Millionen Pfund zahlen. Das Problem sei "unerklärlich", sagen die Aufseher.

Von Alexander Mühlauer, London

Es ist noch nicht allzu lange her, da kamen die Postboten in London mitunter nur drei Mal die Woche. Anfang des Jahres war das, die Briefträger streikten damals für mehr Lohn. Der Arbeitskampf zog sich über einige Wochen hin, mittlerweile ist er vorbei, doch ein Problem ist geblieben: Viele Briefe kommen im Vereinigten Königreich ziemlich verspätet an. Woran das liegt, wüsste man wirklich nur zu gern.

Die Aufsichtsbehörde Ofcom hat nun versucht, der Sache auf den Grund zu gehen. Am Montag hat sie ihr Ergebnis verkündet: 5,6 Millionen Pfund, also umgerechnet etwa 6,4 Millionen Euro, muss die britische Post zahlen, weil sie ihre Ziele bei der Zustelldauer in einem "erheblichen und unerklärlichen" Maß verfehlt habe. Unerklärlich also das Ganze, jetzt hat man es sozusagen amtlich.

In der Mitteilung von Ofcom hieß es, dass die Verspätungen einen erheblichen Schaden für die Kunden verursacht hätten. Und weiter: "Wir haben festgestellt, dass unzureichende Schritte unternommen wurden, um dieses Versagen zu verhindern." Bislang hatte die Royal Mail offenbar stets eine Entschuldigung parat: die Corona-Pandemie und deren Spätfolgen. Doch das ließen die Aufseher nicht mehr gelten. Corona habe in den vergangenen Jahren starke Auswirkungen auf den Betrieb gehabt, hieß es, aber dies könne nun nicht mehr als Entschuldigung dienen.

Die Untersuchung von Ofcom zeigt, wie sehr die Royal Mail ihre Ziele im britischen Steuerjahr 2022/23 verfehlt hat. Nach den Vorschriften der Ofcom muss Royal Mail 93 Prozent der Sendungen erster Klasse innerhalb eines Werktages zustellen. Doch dieses Ziel wurde bei Weitem nicht erreicht: Nur knapp 74 Prozent der First-Class-Sendungen kamen pünktlich an. Bei den Lieferungen zweiter Klasse sieht es immerhin ein wenig besser aus. 98,5 Prozent dieser Sendungen müssten binnen drei Werktagen zugestellt werden, tatsächlich erreichte die Royal Mail knapp 91 Prozent.

Die britische Post zeigt sich einsichtig

Selbst wenn man die Auswirkungen von Streiks, extremen Wetterbedingungen und die einmalige Schließung der Landebahn am Londoner Flughafen Stansted miteinberechnet, hat die britische Post laut Ofcom gegen ihren Auftrag verstoßen. Weil sich die Royal Mail allerdings einsichtig zeigte, wurde das Bußgeld um 30 Prozent reduziert. Die britische Post muss die Strafe binnen zwei Monaten an das Finanzministerium zahlen.

Bleibt die Frage, wann sich die Zustellgeschwindigkeit tatsächlich verbessert. Bislang ist es so: Wer einen First-Class-Brief abschickt, muss damit rechnen, dass dieser den Empfänger nicht wie eigentlich vorgesehen am nächsten Werktag erreicht, sondern eben erst in ein paar Tagen. Und wer eine Zeitschrift abonniert hat, muss auch immer wieder warten, bis sie endlich im Briefkasten liegt. So sollte zum Beispiel das politische Wochenmagazin Spectator stets am Freitag zugestellt werden. In den meisten Fällen kommt es allerdings einen Tag später, mitunter sogar erst am Montag. Und das nicht nur, wenn es mal wieder in Strömen regnet.

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