Royal Ascot:Ein Pferderennen kurbelt die britische Wirtschaft an

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Das Rennen Royal Ascot ist eine Leistungsschau für Pferdezüchter - und eine Bühne für die britische Upper Class. (im Bild Rod Stewart und seine Frau Penny Lancaster) (Foto: Getty Images)
  • Zur britischen Rennwoche Royal Ascot kommen jährlich fast 300 000 Gäste - und bescheren der Volkswirtschaft einen Millionenumsatz.
  • Die Firma hinter der Rennstrecke macht mit dem Spektakel enorme Gewinne - genau wie Hoteliers, Wettanbieter und Hutmacher.

Von Björn Finke, London

Kein anderes Pferderennen in Europa zieht mehr Besucher an. Und bei keinem anderen Rennen ziehen sich die - weiblichen - Besucher derart extravagant an. Am Dienstag begann die fünftägige Rennserie Royal Ascot: Das alljährliche Spektakel in der Nähe von Schloss Windsor, dem Wohnsitz der Queen, ist nicht nur eine Leistungsschau für Pferdezüchter, sondern auch für Hutmacher. Auf den teuren Plätzen sind Hüte Pflicht, und Zuschauerinnen wetteifern gerne darum, wer die ausladendste Kopfbedeckung trägt. Vor allem am dritten Renntag, dem sogenannten Ladies Day, sind viele wagenradgroße oder himmelstürmende Kreationen auf den wohl frisierten Haaren zu bewundern.

Jeden Renntag eröffnet die Royal Procession, die Ankunft der Königin in ihrer Kutsche. Alles sehr britisch und sehr traditionell. Und ein riesiges Geschäft.

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:Ascot: Royals im Regen

Beim berühmtesten Pferderennen der Welt zeigt sich sogar der britische Hochadel einen Tick extravaganter als sonst - kein Wunder, bei der bürgerlichen Konkurrenz.

2015 kamen 627 000 Besucher zur Pferde-Rennstrecke

Eigner der 1711 gegründeten Pferde-Rennstrecke ist das Unternehmen Ascot Authority, und das berichtete zum Start der Veranstaltung über gute Zahlen für das abgelaufene Jahr. Die sind nötig, schließlich muss die Firma hohe Schulden zurückzahlen, nachdem sie vor zehn Jahren für viel Geld eine neue Tribüne gebaut hat. Doch weil es hier vorangeht, denkt Vorstandschef Guy Henderson sogar über eine weitere Groß-Investition am Rande der Rennstrecke nach: ein Luxus-Hotel mit 150 Zimmern. "Wir haben dafür Platz", sagt er. Allerdings brauche das Unternehmen einen Partner, denn alleine "können wir uns das im Moment nicht leisten".

Nach dem Bau der Tribüne stand die Firma mit 150 Millionen Pfund Schulden da. Inzwischen sind es nur noch 95 Millionen Pfund, bei einem kräftig gestiegenen Gewinn vor Steuern von 4,4 Millionen Pfund oder 5,6 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr kamen 627 000 Besucher zur Strecke, die Rennwoche Royal Ascot steuerte mit 293 000 Gästen fast die Hälfte davon bei. Die reisen nicht nur wegen der Queen oder der interessanten Hüte an, sondern ebenso, weil bei Royal Ascot die schnellsten Pferde der Welt zu bestaunen sind. Das hohe Preisgeld von insgesamt umgerechnet 8,4 Millionen Euro lockt die besten Jockeys und Ställe.

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:Zu Kopf gestiegen

Hier werden Hufe zur Nebensache: Royal Ascot ist das glanzvollste Pferderennen der Welt und bekannt für die außergewöhnlichen Hutkreationen der Damen. Doch zum ersten Mal überwachen nun "Dress-Code-Assistenten" die strenge Kleiderordnung. Wer einen zu kleinen Hut hat, muss sich für 50 Pfund einen größeren leihen.

Bilder.

Das Geld wird vor allem fernab der Rennstrecke ausgegeben

Neben den Besitzern edler Pferde und dem Veranstalter profitieren auch viele andere Unternehmen von der fünftägigen Sause. Die Berater von Deloitte haben in einer Studie berechnet, dass die Rennstrecke der Volkswirtschaft 177 Millionen Euro Umsatz im Jahr beschert. Das meiste davon stammt vom Wettbewerb Royal Ascot. Fast die Hälfte dieser 177 Millionen Euro wird nicht an der Strecke ausgegeben, sondern außerhalb: Besucher kaufen Bahntickets, um nach Ascot zu kommen, sie übernachten in Hotels und essen in Restaurants. Ein dicker Batzen fließt an Designer, Modegeschäfte, Anzugverleiher, Hutmacher, Friseure und Kosmetiksalons.

Da nahezu alle Gäste von Royal Ascot Wetten abschließen, ist auch bei den Buchmachern viel los. Außerdem unterstützt die Rennstrecke die Wirtschaft durch die Gehälter ihrer Mitarbeiter. Während Royal Ascot seien an manchen Tagen mehr als 4500 Menschen auf dem Gelände tätig, etwa in den Restaurants, schreiben die Berater. Das Personal hat gut zu tun: Im Jahr 2014 vertilgten die Besucher der Rennwoche 2900 Hummer und tranken 56 000 Flaschen Champagner. Hummer, Schampus, schicke Hüte - da können die Rennen glatt zur Nebensache werden.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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