Risikovorstand Gerhard Gribkowsky:BayernLB - Schatten über "Sonnenschein"

Lesezeit: 3 min

Der ehemalige Risikovorstand der BayernLB, Gerhard Gribkowsky, hat Millionen in eine Privatstiftung in Österreich eingebracht. Woher stammt das Geld?

Klaus Ott und Nicolas Richter

Es reicht jetzt. Gerhard Gribkowsky steht auf, fährt in seinen Wintermantel. Er sagt, es sei alles gesagt. Er werde alles offenlegen, wenn die Zeit gekommen sei, werde erklären, wie er zu einem Multi-Millionen-Vermögen gekommen ist. Alles wird er irgendwann klarstellen, aber eben noch nicht jetzt, am 31. Dezember 2010. Dann verlässt Gerhard Gribkowsky die Redaktion der Süddeutschen Zeitung. Er ist ein kräftiger, norddeutscher Mann, der an Volker Rühe erinnert, nur kurzhaariger.

Der ehemalige Vorstand Gerhard Gribkowsky sagt, wenn die Zeit gekommmen sei, werde er erklären, wie er zu einem Mulit-Millionen-Vermögen gekommen ist. (Foto: dpa)

Gribkowsky war zuletzt sechs Jahre lang Mitglied im Vorstand der Bayerischen Landesbank, aber er war immer ein bisschen anders als seine Kollegen dort, die eher von den Sparkassen geprägt waren. Gribkowsky kam von der Deutschen Bank, er galt als kommunikationsfreudiger Macher, auch als Lebemann und Genießer. Früher sah man ihn zuweilen im mondänen, protzigen Umfeld der Formel-1-Rennstrecken.

Doch in diesen Tagen will der offene Herr Gribkowsky, 52, nicht das Mysterium erhellen, das er selbst geschaffen hat. Es heißt "Sonnenschein Privatstiftung", so, als wäre alles hell und klar. Die Stiftung hat ihren Sitz in Salzburg, sie hat eine Tochtergesellschaft namens GREP, in der ein Vermögen von 25 Millionen Euro lagert. Woher hat Gribkowsky so viel Geld, das man eigentlich selbst dann nicht haben kann, wenn man einige Jahre Vorstand einer Bank war?

Die Süddeutsche Zeitung konfrontiert ihn am 23.Dezember mit der Frage nach dem Ursprung des Geldes seiner Stiftung, aber der Mann hat keine plausible Erklärung. Kurz darauf, nach den Weihnachtsfeiertagen, meldet er sich bei der Staatsanwaltschaft in München. Es gebe noch etwas klarzustellen.

Am 29. Dezember hat Gribkowsky keine große Mühe, den Weg zum Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße zu finden, er war schon einmal da: Im Februar 2010 wurde er als Beschuldigter vernommen, damals interessierten sich die Ermittler für seine Rolle beim fatalen Kauf der Hypo Group Alpe Adria durch die BayernLB. Wie es üblich ist, fragten ihn die Staatsanwälte nach seinen wirtschaftlichen Verhältnissen.

Er besitze eine Immobilie, in der seine Mutter lebe, die aber mit 300.000 Euro belastet sei; ferner ein Aktiendepot im Wert von 300.000 Euro, sagte Gribkowsky. Die Stiftung in Österreich erwähnt er nicht. Musste er auch nicht, wie Gribkowsky heute beteuert: Denn das Vermögen gehöre ja der Stiftung, und nicht ihm persönlich. Aber woher stammt das Geld?

Die Spuren verlieren sich derzeit noch in Mauritius und den British Virgin Islands - zwei Staaten, die für schwarze Kassen bekannt sind. Um sich einen Reim auf das bislang geheime Vermögen zu machen, müssen sich die Ermittler zunächst auf das stützen, was über Gribkowsky auf die Schnelle herauszufinden ist. Neben seiner Bankerkarriere war oder ist er in manchen Aufsichtsräten beschäftigt, etwa bei den Baufirmen Strabag und Züblin. Nichts davon erklärt einen plötzlichen Zufluss von 50 Millionen Dollar, auch aus einer Erbschaft kann das Vermögen nicht stammen.

In Gribkowskys Lebenslauf allerdings fällt auf, dass er einmal mit ganz großem Geld zu tun hatte und dabei relativ eigenverantwortlich handeln konnte. Das war in den Jahren 2004 und 2005. Als Risikovorstand der BayernLB war er mit einem Geschäft befasst, das seiner Bank eher zufällig in die Hände gefallen war (siehe unten): der Formel 1.

Nach der Pleite des Medienmagnaten Leo Kirch fielen die Vermarktungsrechte für die Rennsportserie an die BayernLB, Ende 2005 verkaufte die Bank das Motoren-Spektakel an die britische Investorenholding CVC. Verhandlungsführer war Gribkowsky. Hat er damals eine Absprache getroffen, zugunsten von CVC oder des Formel-1-Moguls Bernie Ecclestone, die ihm einen privaten Millionenertrag brachte? Gribkowsky schweigt dazu.

"Aktion Zeitgeschenk"

Seine Stiftung hat laut Urkunde den Zweck, Gribkowsky und von ihn benannte "Begünstigte" zu versorgen. Außerdem gehört zu der Stiftung die Gesellschaft "Aktion Zeitgeschenk", die sich um krebskranke Kinder kümmern soll. Gribkowsky sagt, in seiner Familie habe es mehrere Krebsfälle gegeben, und dass er sich deshalb für dieses Engagement entschieden habe.

Laut der Website ersetzt "Zeitgeschenk" das Einkommen der Familie eines krebskranken Kindes, "wenn und damit sich ein Elternteil voll um die Betreuung des jungen Patienten kümmert und zusätzliche Zeit für die Familie zur Verfügung steht, kurz: Geld für Zeit." Die "Aktion Zeitgeschenk" wurde aber erst 2009 gegründet, zwei Jahre nach der Stiftung. Patienten, die das Geschenk erhalten haben, nennt Gribkowsky nicht. Den großen bayerischen, deutschen und österreichischen Krebshilfe-Organisationen sind die Sonnenschein-Stiftung und die dazugehörige "Aktion Zeitgeschenk" nicht bekannt.

Gribkowskys österreichischer Anwalt entgegnet, bei den großen Krebshilfe-Organisationen gebe es hohe Verwaltungskosten, "dort versickert alles". Das wolle man anders machen, sagt der Anwalt. Demnächst braucht Gribkowsky, der zu den Terminen bei den Münchner Ermittlern bislang ohne juristischen Beistand erschienen ist, wohl auch einen deutschen Anwalt.

Die BayernLB verlangt von ihrem Ex-Risikovorstand und dessen alten Kollegen Schadenersatz für das Milliarden-Desaster bei der Hypo Alpe Adria. Dabei müsse die Bank jetzt "selbstverständlich" auch prüfen, ob sie auf das Millionen-Vermögen von Gribkowskys Privatstiftung zugreifen könne, sagt Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP). Er gehört dem Verwaltungsrat der BayernLB an, der die Staatsbank kontrolliert. Und der, wie viele andere, von der Stiftung und deren vielen Millionen bislang nichts wusste.

© SZ vom 03.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: