Rente und Altersarmut:So sorgen Sie richtig vor

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Lebensversicherung, Immobilien, Riesterrente: Die Debatte um Zusatzrente und Altersarmut lässt viele Verbraucher an ihren Anlagen zweifeln. Welche Vorsorgemodelle sind sinnvoll? Ein Überblick.

Sabrina Keßler

Die Deutschen gehören zu den Spitzenreitern im Sparen: 6,4 Billionen US-Dollar haben sie in Form von Bargeld, Aktien oder Bankeinlagen auf der hohen Kante ( PDF). Eigentlich genug Geld, um sich im Alter ordentlich abzusichern - doch der Reichtum ist ungleich verteilt. Nicht alle Arbeitnehmer haben den finanziellen Spielraum, um in eine private Altersvorsorge zu investieren. Außerdem sorgt die Krise für Unsicherheit.

Fürs Alter vorsorgen: Was ist das richtige Rezept? (Foto: REUTERS)

Die Debatte um Zusatzrente und Altersarmut lässt viele Verbraucher zweifeln: Bin ich richtig fürs Alter abgesichert? Mehr als die Hälfte schätzt, dass sie sich als Rentner deutlich einschränken müssen, ergab eine Umfrage der Lobbygruppe Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.

Auch wenn es sich für junge Menschen so anfühlt, als ob die Rente sehr weit weg ist: Sich früh zu kümmern, kann sich lohnen - denn der Zinseszinseffekt ist umso stärker, je länger ein Investment läuft. Schon wenige Jahre mehr oder weniger können viel ausmachen, wenn die Zinsen bei zwei Prozent liegen. Wer sein Geld 45 statt 40 Jahre anlegt, kommt auf zehn Prozent mehr. Steigt der Zins, verstärkt sich der Effekt: Bei einer Rendite von fünf Prozent liegt der Unterschied dann bei fast 30 Prozent.

Etwa 124 Euro gibt die mittlere Altersgruppe für ihre Rente aus

Allerdings ist es vor allem bei den jungen Sparern nicht einfach, eine passende Altersvorsorge zu finden. Während Karrieren früher geradliniger verliefen, man eine Lehre machte und dann meist sein Leben lang ein oder zwei Unternehmen treu blieb, sieht das heute ganz anders aus. "Viele entscheiden sich mit Mitte, Ende zwanzig dazu, ins Ausland zu gehen oder unterbrechen den Job", sagt Torsten Zimmermann, selbstständiger Honorarberater aus München. Eine Versicherung mit langen Laufzeiten und hohen monatlichen Beiträgen sei dann nicht ratsam. "Es kommt in erster Linie auf die eigene Lebensplanung an, welchen Weg man bei der Altersvorsorge einschlägt."

Bei den 30 bis 59-Jährigen sieht die Sache wieder anders aus. Die meisten wissen bereits, was sie wollen im Leben, verfolgen bestimmte Ziele und sind weniger "sprunghaft" als in jungen Jahren. "Hier lohnen sich längere Versicherungslösungen oder Sparen im Depot", erklärt Zimmermann. Das Einkommen sei häufig so hoch, dass sich jetzt auch höhere Beiträge auszahlen: 124 Euro gibt die mittlere Altersgruppe durchschnittlich im Monat für ihre private Altersvorsorge aus, so die Ergebnisse der DGV-Umfrage.

Je älter der Versicherte wird, desto klassischer fällt letztlich auch die private Altersvorsorge aus, sagt Zimmermann. Doch Lebensversicherungen sind bei weitem nicht mehr so beliebt wie früher: Seit 2004 sinkt die Zahl der Verträge von fast 95 Millionen auf unter 90 Millionen. Auch die Beitragseinnahmen der Versicherer schrumpfen 2011 das erste Mal seit langem, der Garantiezins sackte zum Jahresanfang auf historisch tiefe 1,75 Prozent. "Das Problem bei Lebensversicherungen ist, dass sich die Versicherten für sehr lange binden müssen", sagt der Honorarberater. Das sei einfach nicht mehr zeitgemäß. Dennoch sei es möglich, sie als Baustein in die private Altersvorsorge mit einzubinden. Attraktiv sei das vor allem für Menschen mit festem Einkommen, die das Risiko scheuen. Alleinige Lösung sei die Lebensversicherung hingegen nie.

Riester-Vertragskosten sind höher als die Zulagen

Auch die Riester-Rente verliert zunehmend an Attraktivität: Fast 40 Prozent der Deutschen glauben laut GDV-Umfrage mittlerweile, dass sich diese Art der Altersvorsorge nicht mehr lohne. Grund dafür ist unter anderem, dass viele Versicherer in der Vergangenheit massiv Anteile in Fonds umgeschichtet haben - das kann Kosten und Verluste verursachen. Der Kunde erfährt davon aber meist erst in der Jahresabrechnung. "Für die Anleger sind die Umschichtungen langfristig ein klarer Renditenachteil", sagt Georg Plötz, Altersvorsorge-Experte der Verbraucherzentrale Bayern. Hinzu kommt, dass die Rente frühestens ab dem vollendeten 60. Lebensjahr ausgezahlt wird und sie nur eingeschränkt vererbbar ist.

Viele Menschen lassen sich dennoch auf eine Riester-Rente ein. Sie wollen sich die staatlichen Zulagen und die Steuervergünstigungen nicht entgehen lassen, so eine Studie der Universität Bayreuth ( PDF). Die Zeitschrift Öko-Test ermittelte allerdings ( PDF), dass die Zulagen am Ende meistens von den Vertragskosten aufgezehrt werden. Manchmal sind sie sogar um ein Vielfaches höher als die staatliche Förderung: So stehen einem Versicherten laut Öko-Test nach 37 Sparjahren 5689 Euro Zulagen vom Staat zu. Demgegenüber stehen allerdings durchschnittlich 7468 Euro Vertragskosten. Ein Minusgeschäft also.

Viel besser sieht es bei den Immobilien als Altersvorsorge aus, sie liegen schon seit langem im Trend. "Eine selbstgenutzte Immobilie hat einen hohen emotionalen Vorteil: Sie ist meist ein Herzenswunsch und stellt eine vermeintliche Sicherheit dar", sagt Berater Zimmermann. Und gerade die ist den Deutschen am wichtigsten, wenn es um die private Altersvorsorge geht: Eine Immobilie schützt vor Inflation und die aktuell niedrigen Zinsen verlocken zum Kauf. "Deswegen blind in Immobilien zu investieren ist trotzdem keine Lösung", rät Zimmermann. Wer sich nicht sicher sei, ob er eine Immobilie jahrzehntelang finanzieren könne, sollte sich eine Alternative suchen.

Eine Rürup-Rente lohnt sich vor allem für Selbstständige und Rentner. Sie ist staatlich gefördert und garantiert einen Pfändungsschutz in der Ansparphase. Seit 2005 dürfen Sparer ihre Beiträge außerdem bis zu einer Grenze von 20.000 Euro steuerlich absetzen - zunächst aber noch nicht komplett. Das soll erst 2025 möglich sein. Versicherte können so einiges sparen. Auch Rentner profitieren von den Steuervorteilen, zum Beispiel, wenn sie Kapital aus einem Erbfall oder einer Kapitallebensversicherung in einen Rürup-Sofort-Rentenvertrag einzahlen.

"Die Rürup-Rente wird allerdings nachgelagert versteuert", erklärt Berater Zimmermann. Damit wird der Steuerzahler zwar während seiner Erwerbstätigkeit entlastet, seine Altersbezüge sind allerdings der Einkommenssteuer unterworfen.

Bei Rürup gilt wie bei allen Anlageprodukten: Der Versicherte muss letztlich selbst entscheiden, was sinnvoll ist. Eine pauschale Aussage zur besten Altersvorsorge gibt es nicht. "Wichtig ist, seine Vorsorge breit zu streuen und nicht nur auf ein Pferd zu setzen", rät Berater Zimmermann. "Der Versicherte sollte dabei vor allem auf Produkte setzen, die frei sind von provisionsbedingten Kosten." Im Fachjargon spricht man hier von sogenannten "Nettotarifen".

Ist die Entscheidung einmal getroffen, sollte man die Altersvorsorge außerdem alle zwei bis drei Jahren hinsichtlich der Zielerreichung überprüfen, sagt Zimmermann. "So habe ich eine laufende Kontrolle und kann im Notfall rechtzeitig gegensteuern."

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