Auf den letzten Drücker hat die Regierung von Alexis Tsipras in der Nacht zu Freitag Vorschläge präsentiert. Sie sind es wert, ernsthaft diskutiert zu werden.
Es beginnt schon mit der Form. Die Griechen präsentierten pünktlich eine umfangreiche Liste mit konkreten Vorschlägen, wie das Land saniert werden soll. 13 Milliarden Euro will die Regierung Tsipras in diesem und im kommenden Jahr entweder einsparen oder zusätzlich erwirtschaften. Der letzte Vorschlag der Griechen lag bei etwa acht Milliarden. Nach fünf Jahren harter Sparpolitik tut jede einzelne Milliarde den Griechen weh. Von Reformunwilligkeit kann wirklich nicht mehr die Rede sein.
Es geht auch um die Zukunft der EU
Tsipras muss seinem Volk nun viel erklären. Er persönlich hatte das Ende der Sparpolitik versprochen. Am vergangenen Wochenende sprachen sich in dem von ihm angesetzten Referendum 61 Prozent der Griechen gegen die Fortsetzung der Sparpolitik aus. Jetzt sollen sie ein Paket schlucken, das vom Volumen her sogar noch umfangreicher ausfällt.
Dennoch kommt Tsipras - sofern die Verhandlungen in Brüssel zu einer Einigung führen - nicht mit leeren Händen zurück. Zum ersten Mal, seitdem sich die Krise wieder so zugespitzt hat, sind die Kreditgeber bereit, ernsthaft über die erdrückende Schuldenlast des Landes und über ein Wachstumspaket zu verhandeln. Am Ende könnte den Griechen mit einem dritten Hilfspaket tatsächlich ein Ausweg aus der Krise aufgezeigt werden. Und das wäre der wichtigste, womöglich einzige Grund, womit sich eine weitere Sparrunde in diesem ausgezehrten Land jetzt noch rechtfertigen lässt: die Aussicht auf bessere Zeiten.
Auch wenn die Kreditgeber in den vergangenen Jahren, oft aus nachvollziehbaren Gründen, an den Griechen verzweifelt sind - sie sollten die Chance, die sich ihnen jetzt bietet - nicht verstreichen lassen. Es geht ja nicht nur um die Zukunft dieses kleinen Landes, sondern auch um die der EU.