Reaktionen auf Anleihenkäufe:Konjunkturspritze der US-Notenbank beflügelt die Börsen

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Die US-Notenbank will künftig monatlich 40 Milliarden Dollar für den Kauf von Anleihen aufwenden - um die Konjunktur anzukurbeln. Die hohe Arbeitslosigkeit mache ihm weiter große Sorgen, begründete Fed-Chef Bernanke die Entscheidung. Die Börsen reagierten prompt.

Die US-Notenbank setzt im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, und um ein Ende der Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten herbeizuführen, auf weitere milliardenschwere Käufe von Anleihen.

Der Sitz der US-Notenbank Federal Reserve in Washington. (Foto: Reuters)

Das teilte die Federal Reserve (Fed) am Donnerstag nach einer an den Finanzmärkten seit Wochen mit Spannung erwarteten Sitzung ihres Offenmarktausschusses in Washington mit. So will sie unter anderem pro Monat für 40 Milliarden Dollar (etwa 31 Milliarden Euro) hypothekengesicherte Immobilienpapiere kaufen, um den schwächelnden Häusermarkt zu stärken.

Zudem gab die Fed an, nach aktueller Erwartung bis Mitte 2015 an ihrer faktischen Nullzinspolitik festzuhalten. Bislang hatte sie versichert, den gegenwärtig historisch niedrigen Leitzins bis Ende 2014 bei null bis 0,25 Prozent zu belassen.

Die anhaltend hohe Arbeitslosgikeit von mehr als acht Prozent bleibt für den Präsidenten der amerikanischen Notenbank, Ben Bernanke, "weiterhin eine ernste Sorge", sagte er auf einer Pressekonferenz in Washington zur Begründung. Die Fed hat, anders als die Europäische Zentralbank (EZB), neben Preisstabilität auch Vollbeschäftigung als Ziel. "Wir wollen eine nachhaltige Verbesserung am Arbeitsmarkt", sagte Bernanke. "Wir haben keine bestimmte Zahl im Kopf. Aber die, die wir die vergangenen sechs Monate gesehen haben, ist es nicht."

Geldflut ohne festgelegtes Enddatum

Ökonomen sprachen von einem neuem Kapitel im Kampf gegen die Wirtschaftskrise, die in der größten Volkswirtschaft der Welt nur langsam abklingt. Deswegen wirft die Zentralbank mit dem Kauf der Papiere zum dritten Mal seit der Rezession zwischen 2007 und 2009 die Notenpresse an, um die Märkte mit billigem Geld zu versorgen.

Erstmals nennt sie kein Enddatum für diese Aktion. Es würden weitere Wertpapiere gekauft, zusätzlich Vermögenswerte erworben und weitere geldpolitische Maßnahmen ergriffen, "wenn der Ausblick auf dem Arbeitsmarkt sich nicht wesentlich verbessert", hieß es in der ungewöhnlich aggressiven Mitteilung.

Im Vergleich zur amerikanischen Notenbank agiert die zuletzt viel kritisierte EZB noch recht zurückhaltend: Die Fed hat ihre Bilanzsumme seit der Finanzkrise auf 2,9 Billionen Dollar nahezu verdreifacht. In ihren Tresoren liegen amerikanische Staatsanleihen im Wert von 1,6 Billionen Dollar - das ist mehr als ein Zehntel der gesamten US-Schulden. Die EZB hat bislang Anleihen von Euro-Ländern für etwas mehr als 200 Milliarden Euro gekauft. Das entspricht 2,6 Prozent des gesamten Schuldenstandes in der Euro-Zone.

Weitere massive Staatsanleihenkäufe sparten sich die Zentralbanker um Ben Bernanke zur Enttäuschung vieler Investoren jedoch dieses Mal auf - schließlich droht zum Jahreswechsel die nächste finanzpolitische Klippe, sollte sich der Kongress bis dahin nicht auf die Verlängerung von in der Krise gewährten Steuererleichterungen für viele US-Amerikaner einigen.

Dow Jones steigt erstmals seit 2007 über 13.500 Punkte

An der Wall Street stiegen die Kurse nach der Fed-Entscheidung deutlich: Der Dow-Jones-Leitindex legte mehr als 200 Punkte zu und übersprang erstmals seit Dezember 2007 die Marke von 13.500 Punkten. Der Dollar gab zu Euro und Yen nach. Der Euro-Kurs erreichte am Freitagmorgen den Wert von 1,30 Dollar und damit den höchsten Stand seit Anfang Mai 2012. US-Staatsanleihen drehten ins Minus.

Die Käufe der Fed betreffen nicht nur die USA. Der in Aussicht gestellte Geldsegen trieb auch die Kurse in Tokio an und stärkte den Yen. Dies allerdings verteuert japanische Exporte und belastet die Wirtschaft des Landes. "Wir werden keinerlei Maßnahmen gegen exzessive Kursbewegungen ausschließen", sagte Japans Finanzminister Jun Azumi. Er sprach sich zugleich dafür aus, dass die japanische Nationalbank entsprechend reagiert.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/Reuters/mane/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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