Raumfahrt:Drei Teams, eine Rakete - und erst mal ein Gewinner

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Der Kleinraketenhersteller Isar Aerospace will Ende 2022 seinen ersten Testflug starten. Ein Weltraumgesetz, das auch Fragen zu Haftung und Weltraummüll regelt, wird immer wichtiger. Illustration: oh (Foto: N/A)

Ein Start-up aus München bekommt Aufträge der Bundesregierung, um eine kommerzielle Kleinrakete zu entwickeln. Damit hat es sich gegen zwei andere deutsche Bewerber durchgesetzt - vorerst.

Von Dieter Sürig

2018 könnte als historisches Jahr in die deutsche Raumfahrtgeschichte eingehen: In diesem Jahr gründeten sich im Zwei-Monatstakt die drei Raketen-Start-ups Isar Aerospace, Hyimpulse und Rocket Factory Augsburg. Damit begann ein Wettrennen ins All, wie es ihn noch nie vorher gab. Die drei Gründerteams hatten es sich unabhängig voneinander zur Aufgabe gemacht, jeweils eine kommerzielle Kleinrakete zu entwickeln, um damit Fracht in die Erdumlaufbahn zu schießen und Geld verdienen zu können.

Ein Wettbewerb des Bundeswirtschaftsministeriums und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat die Gründer noch befeuert: Alle drei Start-ups haben nach der ersten Wettbewerbsrunde im Juli 2020 jeweils 500 000 Euro Anschubfinanzierung bekommen, um ihre Konzepte auszuarbeiten. Nun hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) den Sieger von Runde zwei gekürt: So erhält das Unternehmen Isar Aerospace elf Millionen Euro. Damit können die Gründer aus Ottobrunn bei München ihre Rakete Spectrum weiter entwickeln und bis 2023 zwei Demonstrationsflüge starten. Dabei sollen die so genannten Microlauncher jeweils bis zu 150 Kilogramm Nutzlast von Hochschulen und Forschungsinstituten in den Erdorbit befördern. In einem Jahr soll es einen zweiten Sieger geben, der dann ebenfalls elf Millionen Euro bekommt.

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Altmaier sagte, dass Deutschland bereits eine führende Position in der Raumfahrt habe, was zum Beispiel Satelliten betreffe. Nun gehe es darum, die privaten Trägerraketen und Startdienstleistungen zu fördern. Er würdigte bei Isar Aerospace den "unternehmerischen Wagemut und den Einsatz von privatem Kapital". Damit meinte er auch, dass die Rakete nicht mit Subventionen finanziert werde, wie die Esa-Rakete Ariane, sondern mit konkreten Aufträgen. "Wir kaufen Starts", sagte er. "Raumfahrt wird gerade Industrie", ergänzte sein Raumfahrtbeauftragter Thomas Jarzombek (CDU), "wir brauchen neue Industrien".

Isar-Aerospace-Chef Daniel Metzler zeigte sich glücklich, "das erste europäische Unternehmen zu sein, welches rein kommerziell ausgeschriebene Raketenstarts der Esa und der Bundesregierung anbieten darf". Auch viele andere New-Space-Start-ups würden von der neuen Raumfahrtpolitik profitieren. Kriterien für die Auswahl des Siegers waren unter anderem der Entwicklungsfortschritt, die Finanzierung und mögliche erste Startaufträge.

Für den Wettbewerb stehen insgesamt 25 Millionen Euro zur Verfügung, die aus einem Programm der europäischen Raumfahrtagentur Esa stammen. Die Esa will damit kommerzielle Raumtransportdienste fördern. "Wir wollen kein tolles neues Patent, sondern ein funktionierendes Unternehmen, das uns den gewünschten Service bereitstellen kann", erläutert Walther Pelzer, Chef der Raumfahrtagentur im DLR die neue Strategie. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis sollen Unternehmen Technologien nicht mehr punktuell und maßgeschneidert für eine einzelne Mission entwickeln, sondern ein langfristiges Geschäftsmodell aufbauen, das die Raumfahrt letztlich auch günstiger macht. Dies sei "eine andere Art und Weise, wie wir unser Geschäft machen". Ziel sei ein überwiegend privat finanzierter Markt, auf dem Raumfahrtagenturen wie Esa und DLR als Kunden auftreten.

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