Quelle: Die plötzliche Pleite:Von drei auf null

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Dramatik pur: Bayerns Ministerpräsident Seehofer und die Insolvenzverwalter Görg und Nerlich gingen fest von der Rettung Quelles aus. Doch urplötzlich stiegen die Investoren aus.

U. Ritzer, Nürnberg

Thomas Schulz bleibt auch nach mehreren Nachfragen dabei: Das Scheitern der Übernahmeverhandlungen habe Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg und seinen Primondo/Quelle-Beauftragten Jörg Nerlich "völlig überrascht", sagt beider Sprecher.

Bis zuletzt habe man daran gearbeitet, die Primondo-Gruppe komplett an einen von vier verbliebenen Investoren zu verkaufen. Noch Ende vergangener Woche hatten Görg und sein Stab Optimismus verbreitet - und sich dabei weit aus dem Fenster gehängt. Viel war da von Zuversicht die Rede und von weit gediehenen Verkaufsgesprächen. Doch die Hoffnung zerplatzte binnen weniger Stunden.

Letztlich waren angeblich noch drei Bieter im Rennen. Allesamt Finanzinvestoren, die Görg und Nerlich jedoch nicht als böse Heuschrecken einstuften, welche Quelle nach einer Übernahme nur zerschlagen und die Einzelteile profitabel verkaufen wollten.

Im Video: Reaktionen zum Quelle-Aus. Belegschaft und Politik reagieren betroffen auf das endgültige Aus für den Versandhändler Quelle

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Allesamt haben sie dem Vernehmen nach viel Geld investiert, um ihre Einstiegsmöglichkeiten bei Quelle auszuloten. "Der Aufwand ist so enorm, dass man dies als Indiz für das ernsthafte Interesse an einer Übernahme werten kann", sagte Nerlich noch vor wenigen Tagen gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Gar nicht so weit gediehen

Nun heißt es plötzlich, die Verhandlungen seien gar nicht so weit gediehen gewesen, wie der Insolvenzverwalter glauben machen wolle. Auch die Rolle der Banken bedarf einer Aufklärung. Fakt ist, dass sich die Lage am Wochenende plötzlich drastisch zuspitzte.

Am Sonntag soll der erste potenzielle Investor abgesprungen sein, am Montagmorgen der zweite. Als dann gegen 13 Uhr der letzte verbliebene Bieter seinen Verzicht erklärte, standen Görg und Nerlich plötzlich mit leeren Händen da.

Weiter zu verhandeln wäre sinnlos gewesen. Denn Quelle lief die Zeit davon. Am gestrigen Dienstag endete die Frist, binnen derer bei großen Lieferanten die Ware für die Frühjahr-/Sommer-Katalog 2010 bestellt werden musste.

Mit dieser Information trat Görg am Montagabend in Essen vor den Gläubigerausschuss. Punkt 21.41 Uhr wurden die Medien informiert.

Als Görg am Dienstagnachmittag in Nürnberg vor die Beschäftigten trat, war Quelle bereits Geschichte.

© SZ vom 21.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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