Protest gegen Sparkurs der Regierung:Streiks legen Griechenland lahm

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Sämtliche Flüge fallen aus, Züge haben massive Verspätung und in den Krankenhäusern werden nur noch Notfälle behandelt - nichts geht mehr in Griechenland. Mit einem 24-stündigen Streik protestieren Griechenlands Gewerkschaften gegen Einsparungen und Massenentlassungen. Das Land kriegt jedoch nur weitere Milliardenhilfen, wenn die Regierung genau das macht.

Die griechische Regierung muss sparen, doch das Volk wehrt sich: Aus Protest gegen Einsparungen und Massenentlassungen haben Tausende bei einem landesweiten Streik das öffentliche Leben erneut weitgehend lahmgelegt. Im Flugverkehr ging seit Mitternacht wegen eines Fluglotsenstreiks gar nichts mehr, s ämtliche Flüge von und nach Griechenland wurden abgesagt. Auch zahlreiche Bahnmitarbeiter des Landes legten ihre Arbeit nieder, was zu erheblichen Behinderungen im Schienenverkehr führte. Im staatlichen Fernsehen gab es kein Programm sondern nur Dokumentarfilme. Im staatlichen Rundfunk nur Musik. Auch die staatliche Nachrichtenagentur ANA sendete keine Nachrichten.

Der Streik soll 24 Stunden andauern, aufgerufen haben die beiden größten Gewerkschaftsverbände des staatlichen (ADEDY) und des privaten (GSEE) Bereichs. Auch viele Schulen, Gerichte und andere Behörden blieben geschlossen. Zahlreiche Krankenhäuser des Landes erhielten nur eine Notversorgung aufrecht.

Um die Mittagszeit versammelten sich in Athen etwa 10.000 Demonstranten. "Es reicht. Wir können nicht mehr", hieß es auf Transparenten. Die Polizei hatte aus Angst vor Ausschreitungen seitens autonomer Gruppierungen starke Einheiten im Stadtzentrum zusammengezogen. Eine Gruppe von rund 300 Links-Autonomen bewarf die Polizei mit Steinen, die Sicherheitskräfte setzen Blendgranaten und Tränengas ein, um die Randalierer auseinander zu treiben.

Die Bediensteten des öffentlichen Sektors in Griechenland wehren sich mit dem Ausstand gegen Sparmaßnahmen der Regierung. Um dem riesigen Schuldenberg des Landes Herr zu werden, will sie 30.000 Staatsbedienstete entlassen. Zudem sollen die Griechen in den kommenden Monaten den Gürtel noch enger schnallen und weitere 6,5 Milliarden Euro sparen.

Trotz aller Proteste bekräftigte Griechenlands Wirtschaftsminister Michalis Chrysochoidis in einem Zeitungsinterview, dass bei den staatlichen Beschäftigten gekürzt werde: "Wir haben jetzt eine Regel gefunden, die viele öffentliche Angestellte in die Kurzarbeit schicken wird. Wir werden die Ausgaben weiter senken."

Die Einsparungen sind eine Bedingung der sogenannten Troika aus Europäischer Union, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) für die Auszahlung weiterer Milliardenhilfen an Griechenland. Das Land hat nach offiziellen Angaben noch Geld bis Mitte November, danach droht die Staatspleite.

Mittlerweile steht daher auch ein Schuldenschnitt zur Debatte, sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Dienstagabend nach einem EU-Ressortcheftreffen in Luxemburg. Die Troika von EZB, IWF und EU-Kommission müsse feststellen, ob die Schuldentragfähigkeit Athens noch gegeben sei, sagte Schäuble. Und das Ergebnis könne negativ sein.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/dapd/fo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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