Private Taxis:China geht gegen Uber vor

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  • Das chinesische Transportministerium hat Firmen untersagt, Fahrer ohne Taxilizenz an Kunden zu vermitteln. Einem Verbot des amerikanischen Fahrdienstes Uber kommt das jedoch nicht gleich.
  • Das Unternehmen Uber, das in zahlreichen Ländern weltweit mit Behörden und Gerichten ringt, spielt in China nur eine Nebenrolle. Den Markt dominieren zwei andere Firmen nahezu alleine.

Von Marcel Grzanna, Shanghai

Fahrdienste per App sind in China sehr beliebt

Der Service-Aspekt einer Taxifahrt kommt in China häufig zu kurz. Schlecht gelaunte Fahrer schauen gerne zu, wenn Mütter mit Kindern einhändig ihre Einkäufe im Kofferraum verstauen oder sie mosern herum, wenn man nicht passend zahlen kann. Manche Taxen stinken nach ungewaschener Kleidung, Zigaretten oder Knoblauch. Und wer in der Mittagszeit im Regen steht, muss hoffen, dass der Fahrer nicht lieber ein gemütliches Verdauungsschläfchen einlegen will und deswegen jeden Auftrag ablehnt.

Mobiltelefon-Applikationen, mit denen man ohne Diskussionen ein sauberes Fahrzeug samt einer Flasche Wasser pro Fahrgast kurzfristig mieten kann, stoßen deshalb auch in China auf großes Interesse bei den Kunden. Bereits 150 Millionen Menschen nutzen das Angebot. Das bedeutet, dass schon fast jeder vierte Internetnutzer mobil ein Fahrzeug bucht. Zumindest hin und wieder.

Das hat nun das Transportministerium der Volksrepublik auf den Plan gerufen. Es hat angekündigt, entschlossen in der Branche aufräumen zu wollen, um die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten.

Denn zuletzt wuchs die Zahl privater Fahrzeuge ohne Lizenzen, die über die Apps gerufen wurden, sehr stark an. Mitte Dezember nahm die Polizei im südwestchinesischen Chongqing deshalb ein Uber-Büro genauer unter die Lupe und kündigte Strafen gegen Fahrer an, die ohne Genehmigung mitverdienen wollen. In Shanghai wurden zwölf Fahrer, die ihre Dienste über Didi Dache feilboten, bereits zu jeweils 10.000 Yuan, knapp 1400 Euro, Strafzahlung verdonnert. In Zukunft sollen Firmen nur Wagen und Fahrer an Kunden vermitteln dürfen, die eine Taxilizenz haben.

Kein Verbot - zumindest vorerst

Gerüchte, dass Uber in China verboten wird, entpuppten sich hingegen vorläufig als falsch. Das Ministerium stellte auf seiner Internetseite ausdrücklich fest, dass es die Weiterentwicklung des Transportwesens in China um den Bereich des Limousinen-Services begrüße. Uber kommentierte in einer Stellungnahme: "Wir sind erfreut darüber, dass das Transportministerium den Wert und die Vorteile innovativer Internet-Technologien für die Transportindustrie bestärkt." Man befinde sich in regelmäßigem Austausch mit den Behörden.

Das Potenzial von Fahrdiensten wie Uber haben auch die chinesischen IT-Konzerne bereits erkannt, die üppig in die Branche investiert haben. Die US-Firma Uber soll 600 Millionen Dollar vom Suchmaschinen-Marktführer Baidu im Gegenzug für eine strategische Partnerschaft kassiert haben. Doch der amerikanische Anbieter, der in den USA und Europa die gesamte Branche in Aufruhr versetzt, spielt in China bisher nur eine Nebenrolle. Ganz vorne spielen die chinesischen Gastgeber.

Zwei Dienste, 95 Prozent Marktanteil

Didi Da Che und Kuaidi Da Che teilen sich geschätzte 95 Prozent Marktanteil, glauben Analysten. Hinter Didi steht der Messenger-Dienst WeChat aus dem Hause Tencent. Eine Million Fahrten vermittelt der Dienst mithilfe des sozialen Netzwerks jeden Tag in insgesamt 300 chinesischen Städten. Kuaidi indes hat Alibaba im Rücken, den größten E-Commerce-Händler der Welt. Beide IT-Unternehmen sind mit dreistelligen Millionen-Dollarsummen in die App-Dienste eingestiegen.

Uber bietet seinen Kunden in China sowohl schwarze Limousinen als auch Fahrzeuge, die über Taxi-Unternehmen registriert sind. Zurzeit befindet sich ein kostenloser Dienst namens "People's Uber" in der Testphase, bei dem private Anbieter Mitfahrer suchen können. Ob dieser Dienst möglicherweise eingestampft werden muss, wenn die Behörden ihn als unlizenzierten Taxiservice identifizieren, ist noch unklar.

Uber startete sein China-Geschäft im August 2013 in Shanghai und ist inzwischen in acht Städten der Volksrepublik vertreten. Die Zahlung erfolgt komplett bargeldlos über die Kreditkarte. Das US-Unternehmen hat angekündigt, seine Dienste nicht nur in China sondern in halb Asien deutlich auszubauen. Dazu zählen Japan, Korea, einige südostasiatische Märkte, aber auch Indien.

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