Online-Portale:Der Preisvergleich im Internet hinkt

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Um den Preis fliegen: Wer einen Flug online bucht, bezahlt bei den Vergleichsportalen oft mehr als bei der Airline selbst, zeigt eine Studie. (Foto: AFP)
  • Preisvergleichs-Portale wie Check 24 oder Verivox bieten den Kunden zwar Orientierung - aber keinen umfassenden Überblick, kritisieren Verbraucherschützer.
  • Nicht umfassend, nicht ehrlich und nicht transparent genug seien die Webangebote, so der Vorwurf.

Von Herbert Fromme, Benedikt Müller und Jan Schmidbauer, Köln/München

"Finde den billigsten Flug." Oder: "Die günstigsten Tarife. Nur bei uns." In ihrer Werbung versprechen die Vergleichsportale viel - und auf der Suche nach dem besten Preis verlassen sich Millionen Verbraucher auf Seiten wie Check24, fluege.de oder Verivox. Tatsächlich haben die Portale Transparenz in den Markt gebracht: Früher etwa war der Kunde dem Versicherungsvertreter oder dem Herrn im Reisebüro praktisch ausgeliefert. Eine Möglichkeit, die Preise zu vergleichen, hatte er kaum. Dank der Onlineportale kann der Kunde dem Vermittler heute eher auf Augenhöhe begegnen. Kritiker werfen den Plattformen jedoch vor, selbst nicht transparent gegenüber den Nutzern zu sein. Denn sie legen nicht offen, wie viel Provision sie für die Vermittlung von Verträgen kassieren. Und Verbraucher haben keine Garantie, auf den Seiten wirklich den günstigsten Preis zu finden. Zu diesem Ergebnis kommen jedenfalls die Verbraucherzentralen mehrerer Bundesländer. Sie haben die 27 bekanntesten Portale aus den Bereichen Energie, Flugreisen und Telekommunikation getestet. Das Ergebnis: "Den Anschein, dass die Portale das Leben erleichtern, können wir in keiner Weise bestätigen", sagt Lina Ehrig vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Die Plattformen bieten dem Kunden lediglich einen Anhaltspunkt.

Fehlende Anbieter

Wer im Internet beispielsweise Strom- und Gastarife vergleicht, erhalte nur einen Ausschnitt der Anbieter am Markt, kritisieren die Verbraucherschützer. Laut der Untersuchung tauchten einzelne Tarife auf manchen Seiten gar nicht oder erst nach Auswahl bestimmter Kriterien auf. So wurde den Testern der Tarif "Strom Stabil 24" des Versorgers RWE nur auf sechs von zehn getesteten Portalen angezeigt. Den Gastarif "Grüngas pur 12" des Anbieters Grünwelt Energie gab es nur bei der Hälfte.

Weil die Portale frei entscheiden können, welche Anbieter sie listen, liefern sie keinen umfassenden Marktüberblick, so das Fazit der Untersuchung. Das zeigt sich auch beim Vergleich von Autoversicherungen: Ausgerechnet Deutschlands größter Anbieter HUK-Coburg ist samt seiner Tochter HUK 24 nicht auf der wichtigsten Plattform Check24 vertreten, weil der Versicherung dort die Provisionen zu hoch sind. Und das, obwohl doch alles angeblich so einfach und so schnell gehen soll. Immerhin sind die Preise für Strom- und Gastarife auf den Vergleichsportalen meist identisch mit denen auf den Webseiten der Energieversorger selbst. Bei Flügen und Telekommunikation sieht das der Untersuchung zufolge anders aus: Probebuchungen von Flügen zeigten hier, dass die Tickets auf Vergleichsportalen zwar auf den ersten Blick günstiger waren als bei der Fluggesellschaft selbst. Durch horrende Zuschläge für die genutzten Zahlungsmittel waren sie am Ende aber zum Teil wesentlich teurer. So kostete ein ausgewählter Lufthansa-Flug auf mehreren Portalen vergleichsweise günstige 274 Euro. Der Preis galt aber nur bei Zahlung mit einer ganz bestimmten Kreditkarte. Bei Lastschriftzahlung wurden dagegen 40 Euro zusätzlich fällig. Deshalb sollten Nutzer den Preis auf dem Vergleichsportal stets mit dem Preis auf der Webseite des Anbieters abgleichen, raten Verbraucherschützer. Oft lohne es sich auch, die Tarife auf mehreren Plattformen zu vergleichen. Beispielsweise kostete derselbe Handyvertrag des Anbieters Base je nach Portal zwischen 25 und 40 Euro. Die Vergleichsportale besetzen eine strategisch wichtigen Punkt für das Geschäft aller Anbieter: Sie stellen den Kontakt zum Kunden her - und das ist Milliarden wert. Und die Portale handeln keineswegs uneigennützig, sie wollen Geld verdienen. Dafür nehmen Seiten wie Check24 oder Verivox Provisionen für die erfolgreiche Vermittlung von Geschäften. Das werde den Kunden aber oft nicht klar, kritisieren Verbraucherschützer und fordern, dass die Portale die Zahlungen anzeigen müssten.

Wenn ein Haushalt etwa Stromtarife im Internet vergleicht und den Vertrag über das Portal abschließt, bekommt die Seite üblicherweise 40 bis 80 Euro für die Vermittlung. So ist es aus der Branche zu hören. Pro abgeschlossener Kfz-Versicherung sollen führende Portale 80 bis 100 Euro Provision einnehmen.

Neben Verbraucherschützern befürchten auch die Grünen im Bundestag, dass vielen Nutzern diese Abhängigkeit von Provisionen nicht bewusst ist. Das Bundeswirtschaftsministerium sieht bislang aber keinen Anlass für schärfere Gesetze. Schließlich seien Verbraucher nicht gezwungen, die Vergleichsportale zu nutzen.

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Zugleich sind die Portale auch ein Problem für die Anbieter selbst. Wer etwa seine Versicherungen grundsätzlich über Check24 abschließt, für den ist es kaum noch wichtig, bei welchem Unternehmen sein Auto letztlich versichert ist. Und die bittere Kritik von traditionellen Vermittlern und Verbraucherschützern an den Portalen hat ebenfalls Gründe - nicht nur, weil die Vergleichsportale das Informations-Ungleichgewicht zwischen Vermittlern und Kunden deutlich verringert haben. Verbraucherzentralen und andere Verbraucherschützer leben neben staatlichen Zuschüssen vor allem von der individuellen Beratung, für die sie Geld verlangen. Diese Tätigkeit gerät allerdings durch die Portale ebenfalls unter Druck. Denn wer einen Preisvergleich unter mehr als 50 Anbietern gemacht hat, hält sich für gut unterrichtet und sucht keinen weiteren Rat. Die Vergleichsportale selbst wehren sich vehement gegen die Vorwürfe, mit ihren Nutzern nicht ehrlich genug umzugehen. "Wir sagen, wer wir sind und wie wir Geld verdienen", sagt etwa ein Check24-Sprecher. Welcher Anbieter dem Portal welche Provisionen zahle, habe keinen Einfluss auf seinen Platz auf der Ergebnisliste in der Suche. "Der Nutzer kann selbst auswählen, nach welchen Kriterien die Ergebnisse gefiltert und sortiert werden." Auch eine Sprecherin des Konkurrenten Verivox streitet ab, dass Provisionen für die Rangfolge eine Rolle spielen könnten. Die Kritik, dass manche Anbieter nicht in den Vergleichen auftauchten, sei "aberwitzig". Schließlich hätten doch die Verbraucherschützer selbst gefordert, dass billige, aber unseriöse Tarife - beispielsweise mit Vorkasse - aus den Rankings herausgefiltert werden.

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© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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