Vergleichsportale:Warum Versicherungskaufleute gegen Check24 klagen

Vergleichsportal Check24

Vergleichsportale in der Kritik: Logo des Anbieters Check24

(Foto: dpa)

Dem Vergleichsportal wird vorgeworfen, Angebote nicht fair zu vergleichen, sondern Provisionen zu kassieren. Was das für Kunden bedeutet.

Millionen Verbraucher vertrauen bei der Suche nach dem billigsten Anbieter von Versicherungen, Strom oder Reisen auf Online-Vergleichsportale. Ein paar Angaben bei Check24 oder Verivox genügen - und schon erscheint auf dem Bildschirm eine Liste der Anbieter, sortiert nach Preis. Das Landgericht München untersucht diese Praxis jetzt genauer.

Was ist der Vorwurf gegen das Portal Check24?

Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute wirft dem Internetportal eine Irreführung der Verbraucher vor und hat deshalb Klage eingereicht. Der Vorwurf: Check24 tarne sich zwar als Preisvergleichsportal, arbeite aber wie ein Makler und kassiere Provisionen. Das sei für Kunden auf den ersten Blick jedoch nicht ersichtlich. Die Richter sollen klären, ob Check24 gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb verstößt. Mit der Klage strebt der Verband einen Musterprozess an, der auch Auswirkungen auf andere Vergleichsportale haben könnte.

Was kritisieren Verbraucherschützer an den Vergleichsportalen?

Vor allem stört sie die mangelnde Transparenz. Ob die Auswahl der angebotenen Produkte von den jeweiligen Provisionen abhängig ist, ist für die Kunden kaum nachvollziehbar. Die Verbraucherzentralen in Bayern, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen haben erst vor kurzem die bekanntesten und beliebtesten Vergleichsportale genauer untersucht. Ihr Fazit: "Der Nutzen für die Verbraucher wird eingeschränkt, da die Portale häufig nicht den günstigsten Preis anzeigen." Die genauen Ergebnisse der Untersuchung stehen noch aus.

Von wem kassieren die Vergleichsportale Geld?

Die Portale haben Verträge mit den Versicherern oder Reiseanbietern abgeschlossen, auf deren Angebote sie verweisen. Für jeden Kunden, den die Versicherer oder Reiseanbieter über die Portale gewinnen, müssen sie einen bestimmten Betrag an die Portale zahlen. Bei der Kfz-Haftpflichtversicherung zum Beispiel soll die Provision nach Angaben aus Versicherungskreisen rund 50 bis 100 Euro pro Vertrag ausmachen. Und das summiert sich: Allein in der letzten Wechselrunde für die Kfz-Haftpflichtversicherung vermittelte Check24 rund 950 000 Verträge.

Können die Portale per Gesetz zur Transparenz gezwungen werden?

Der Prozess in München könnte einen ersten Anhaltspunkt dafür liefern, in welcher Form die Portale die Verbraucher über Provisionen informieren müssen. Bis zu einer Entscheidung könnten allerdings noch Monate vergehen. Denkbar ist aber auch ein Einschreiten der Politik. Das Bundesland Hessen hat beispielsweise bereits eine Bundesratsinitiative gestartet. Die Portalbetreiber sollen demnach künftig die Provisionen offenlegen, die sie von den Produktanbietern kassieren. Interessenkonflikte, die etwa durch Provisionen von Finanzdienstleistern an die Betreiber von Vergleichsportalen entstehen, könnten so vermieden werden, sagte der hessische Finanzminister Thomas Schäfer (CDU).

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