Porsche und Volkswagen:Niedersachsen hofft auf Katar

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Anstatt bei Porsche könnte das umworbene Emirat Katar nun direkt bei Volkswagen einsteigen. Es wäre eine Lösung mit Charme - vor allem für VW selbst. Unterdessen rückt ein Kredit der KfW für Porsche in weite Ferne.

Das Land Niedersachsen und die Belegschaft von Volkswagen würden den direkten Einstieg des Emirats Katar in Europas größtem Autokonzern gutheißen. Aus Kreisen der hannoverschen Landesregierung, die mit 20 Prozent an VW beteiligt ist, heißt es, Katar werde "als Investor bei VW uneingeschränkt begrüßt". Bei den Wolfsburger Belegschaftsvertretern heißt es, VW brauche einen Investor, wenn das Unternehmen "in einen sicheren Hafen steuern will".

VW oder Porsche - noch ist nicht sicher, bei welchem Unternehmen das Emirat Katar einsteigen möchte. (Foto: Foto: Reuters)

Die Belegschaft unterstützt diesen Plan nicht zuletzt, weil er die Position des Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking schwächen würde, der in Wolfsburg kein gutes Ansehen hat. Porsche hatte sich mit der Übernahme von VW finanziell übernommen. Unternehmenschef Wiedeking hatte daraufhin Gespräche mit dem Staatsfonds von Katar über eine Beteiligung an Porsche aufgenommen.

Zerstrittene Gründerfamilien

Niedersachsen und die Beschäftigten halten es aber für besser, wenn Katar stattdessen bei VW einsteigt. Neben dem Sportwagenhersteller Porsche, der 51 Prozent der VW-Aktien hält, und Niedersachsen würde dann noch ein dritter Großaktionär eine Rolle spielen. Die Landesregierung, die bereits mit Katar gesprochen hat, sieht mit gemischten Gefühlen, dass der Sportwagenbauer und VW-Großaktionär, der in der Hand der beiden Gründerfamilien Porsche und Piëch ist, stark zerstritten ist.

Der Streit der Familien war nach dem Einstieg von Porsche bei Volkswagen eskaliert. Der Porsche-Gesellschafter, Ferdinand Piëch, der auch Aufsichtsratsvorsitzender von VW ist, attackiert die Pläne seiner Verwandten und würde Porsche lieber durch VW kaufen lassen.

Der direkte Einstieg des Emirats bei VW, so heißt es bei Industrie und Banken, wäre für die Porsche-Gesellschafter einfacher zu verkraften, da so ihr Einfluss bei der Porsche-Obergesellschaft nicht verwässert würde. Die Lösung würde der Porsche-Holding aber bei der Reduzierung ihrer Schulden in Höhe von neun Milliarden Euro nur wenig helfen. Porsche hält Optionen auf weitere 20 Prozent am VW-Kapital und könnte diese Papiere weiterverkaufen, die nach Informationen aus Industriekreisen aber nur relativ geringe Einnahmen brächten.

Chance auf KfW-Kredit schlecht

Noch ist aber nicht sicher, wie Katar entscheiden wird. Bei Porsche heißt es, die Gespräche mit dem Emirat verliefen konstruktiv, könnten sich aber noch einige Wochen hinziehen. Der arabische Staatsfonds könnte sich direkt an der Porsche-Holding beteiligen, die sowohl den Sportwagenhersteller als auch die Beteiligung an VW hält. Zuletzt war davon die Rede, dass die Araber 29,9 Prozent der Anteile übernehmen.

Aus Porsche-Kreisen ist aber zu erfahren, dass den Eigner-Familien ein solcher Anteil zu hoch wäre. Das Vetorecht für wichtige Entscheidungen bei Porsche liegt bei 25 Prozent der Aktien. Möglichkeit zwei ist der Einstieg bei VW. Diese Lösung wäre für die Araber aber wesentlich teurer. Zwanzig Prozent an Porsche würden sie etwa zwei Milliarden Euro kosten, der gleiche Anteil an VW kostet aber das Zehnfache. Die dritte Variante ist die Beteiligung an beiden Gesellschaften.

Unterdessen versucht Porsche weiter, einen Kredit von 1,75 Milliarden Euro von der Staatsbank KfW zu bekommen. Die Chancen sind aus politischen Gründen schlecht. Das Wirtschaftsministerium hatte Mittwoch erklärt, Porsche habe keine Chance auf das schon beantragte Darlehen, könne aber einen neuen Antrag stellen.

© SZ vom 26.06.2009/Karl-Heinz Büschemann/Claus Hulverscheidt/Martin Hesse/Klaus Ott - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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