Nachhaltigkeit:Umweltverbände entwickeln Plan gegen Plastikmassen

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Bereits heute landen Einwegplastikprodukte häufig in Recyclinganlagen - doch nicht immer können sie dort auch verwertet werden. (Foto: Martin Schutt/dpa)
  • Eine Allianz mehrerer Umweltverbände fordert die Bundesregierung zu drastischen Maßnahmen im Kampf gegen Plastikmüll auf.
  • Sie fordern, Einwegverpackungen durch Mehrwegsysteme zu ersetzen - und steuerliche Vorteile für Produkte, die repariert werden können.

Von Vivien Timmler

Es sind Forderungen, die es in sich haben: Eine Allianz von Umweltverbänden hat die Bundesregierung zu drastischen Maßnahmen im Kampf gegen Plastik aufgerufen. In einem 15-Punkte-Katalog fordern unter anderem Greenpeace, die Deutsche Umwelthilfe und die Deutsche Meeresstiftung einen deutlichen Rückgang der Produktion und des Konsums von Kunststoffprodukten bis hin zu Verboten. Plastik sei eine der größten und sichtbarsten ökologischen Belastungen, so die Verbände. Die verschwenderische Nutzung und das unachtsame Wegwerfen müssten daher dringend gestoppt werden.

Zum Forderungskatalog zählt beispielsweise eine Abgabe auf besonders umweltschädliche Einwegartikel wie etwa Plastiktüten oder Coffee-to-go-Becher. Angemessen wäre nach Ansicht der Umweltschützer ein Betrag in Höhe von mindestens 20 Cent. Langfristig müsse jedoch die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick genommen werden. Deshalb sollten alle Einwegverpackungen konsequent durch Mehrwegsysteme ersetzt und Mehrwegquoten festgelegt werden, an denen sich die Ziele messen lassen. Zudem benötige es gesetzliche Vorgaben zur Langlebigkeit, Wiederverwendung, Reparatur- und Recyclingfähigkeit von Produkten. "Steuerliche Vorteile für Produkte, die repariert und mehrfach genutzt werden können, sollten integraler Bestandteil eines Plastikkrisen-Aktionsplans sein", sagt Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser.

Nachhaltige Materialien, Bambus ist keine gute Alternative zu Einwegplastik (Video: Süddeutsche Zeitung)

Auch vor strikten Verboten schrecken die Umweltverbände nicht zurück. So müssten Einweg-Plastikflaschen und Getränkekartons entweder mit einem Pfand belegt oder abgeschafft werden. Im Kampf gegen Mikroplastik fordern sie zudem Geschwindigkeitsbegrenzungen und Gewichtsreduzierungen bei Autos bis hin zu einem SUV-Verbot, um den Reifenabrieb zu reduzieren. So ließen sich jedes Jahr Tausende Tonnen Mikroplastik einsparen.

Eine Kernforderung der Verbände ist es zudem, die Plastikproduktion selbst drastisch herunterzufahren. Wurden zwischen 1950 und 2015 mehr als 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert, waren es bis 2017 bereits 9,2 Milliarden Tonnen. Jährlich würden 400 Millionen Tonnen neu hergestellt, so die Vorständin der Heinrich-Böll-Stiftung Barbara Unmüßig - dabei würden in der EU 40 Prozent der Plastikprodukte innerhalb eines Monats zu Abfall. "Das ist verantwortungslos und unkontrollierbar."

"Die Zukunft der Verpackungsindustrie gehört dem Mehrweg"

Die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen sieht das freilich anders. Die Lobby der Verpackungshersteller kritisiert die Forderungen der Verbände als "Plastik-Bashing". Wer Klimaschutz betreiben wolle, müsse Kunststoffverpackungen bei der Kreislaufwirtschaft mitdenken und diese nicht ausschließen.

Auch die Umweltverbände sehen die Lösung eher in einem Mit- als einem Gegeneinander. Sie sehen die Verpackungsindustrie vor einem radikalen Wandel. "Die Zukunft der Verpackungsindustrie gehört dem Mehrweg", sagt Martin Kaiser von Greenpeace. "Wollen wir die Plastikkrise an der Wurzel packen, müssen Verpackungen idealerweise wiederverwendbar, zumindest aber vollständig recycelbar sein." Dafür müsse die Bundesregierung zeitnah Anreize und Regeln für ein nachhaltiges Produktdesign erarbeiten - inklusive der Pflicht, auf Kunststofferzeugnissen den ökologischen Fußabdruck der Produkte auszuweisen.

© SZ vom 06.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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