Phishing-Mails:Meine Kreditkartennummer? Bitteschön, sehr gerne

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Nur ein falscher Klick, und schon landen die eigenen Daten bei Betrügern. Experten raten: Auf keinen Fall Kontodaten nach Aufforderung in E-Mails preisgeben. (Foto: Eugenio Marongiu/Imago/Westend61)

Wer mit dem Internet aufgewachsen ist, fällt häufiger auf betrügerische Mails herein als ältere Menschen. Dabei sollten es die Digital Natives doch eigentlich besser wissen.

Von Johannes Korsche

Doch, doch, das steht da wirklich: Digital Natives fallen besonders häufig auf Phishing-Mails herein. Da muss man vielleicht erst mal ein paar Begrifflichkeiten klären. Erstens: Digital Native. Das beschreibt die, die mit dem Internet aufgewachsen sind, sich also in der digitalen Welt besonders gut auskennen (sollten). Ob man sich selbst dazuzählen darf, klärt übrigens ein einfacher Selbsttest: Hat man den Eltern oder Großeltern schon einmal einen Drucker oder Ähnliches eingerichtet? An Weihnachten zum Beispiel. Lautet die Antwort darauf "Ja", dann ist man sehr wahrscheinlich ein Digital Native. Wissenschaftlicher abgegrenzt, wie in der Auswertung der Cybersicherheitsfirma Sosafe, die zu diesem erstaunlichen Ergebnis kam, rechnet man die 18- bis 39-Jährigen zu der Gruppe, die dem digitalen Habitat entsprungen ist. Insgesamt analysierte die Firma, die unter anderem Aldi, Schalke 04 und Rossmann in Fragen der Cybersicherheit betreut, das Klickverhalten von 1350 Nutzern aus.

Zweites erklärungsbedürftiges Wortpaar: Phishing-Mails. Das sind Mails, in denen Kriminelle unter falschem Vorwand einen Link oder Anhang schicken, in der Hoffnung, dass der Empfänger unbedarft darauf klickt. Dafür verschleiern sie natürlich die Absenderadresse. Auf diese Weise können sich die Cyberkriminellen dann in ein Firmen- oder in ein privates Netzwerk hacken - und zum Beispiel Zugänge sperren oder Daten abfischen. Phishing-Mails funktionieren dabei immer ähnlich. "Es gibt da drei psychologische Techniken, die besonders erfolgreich sind", sagt Niklas Hellemann, Psychologe und Chef von Sosafe: Neugier, Autorität und finanzielle Anreize. Die ideale Phishing-Mail wäre demnach also eine Nachricht des Vorgesetzten, die befiehlt, sich endlich mal unter dem mitgeschickten Link anzumelden, um sich den Gewinn bei der firmeninternen Tombola abzuholen. Wer würde da nicht sofort klicken?

Der Experte vermutet, jüngere Menschen gehen sorgloser mit dem Internet um

In simulierten Pishing-Angriffen, die Hellemanns Firma anbietet, klicken knapp 30 Prozent der Digital Natives auf die betrügerischen Links. Bei den Kollegen, die älter als 50 Jahre sind, sind es nur 20 Prozent. Für Hellemann nicht sehr überraschend, die entsprechende Tendenz beobachtet er schon seit Jahren. Woran das liegen könnte? Er vermutet, dass die Jüngeren durch zu viel Erfahrung mit zu guter Technik einen sorglosen Umgang gelernt haben. "Die Technologie, mit der die Digital Natives aufgewachsen sind, funktioniert so gut, dass sie die nie hinterfragen mussten." Außerdem seien die Jüngeren es gewohnt, großzügig mit ihren Daten umzugehen. Dass man in den sozialen Medien Informationen über sich selbst preisgibt, gehört schließlich dazu. Warum dann nicht seine Kreditkartennummer oder das Firmenpasswort rausgeben?

Und warum an dieser Stelle aufhören? Vielleicht könnte man das Problem mit den Phishing-Mails auf ganz andere Art lösen, schlicht indem man sie überflüssig macht. Die entsprechenden Daten ließen sich doch einfach und bequem in die Mail-Signatur packen. Wahlweise könnte man sie sich auch auf die analogen Visitenkarten drucken. Damit die älteren Kollegen auch was davon haben. Oder, das empfiehlt Hellemann, man denkt kurz eine Sekunde länger nach, bevor man Links und Anhänge in Mails anklickt.

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