Peter Chou und sein HTC Touch:Der unsichtbare iPhone-Konkurrent

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Das neue iPhone von Apple hat den Verkaufsstart noch vor sich, das neue Handy von HTC ist schon da. Ums iPhone ist eine wahre Hysterie ausgebrochen, das HTC-Handy kennt eigentlich kein Mensch. Dabei sehen die beiden Mobiltelefone fast gleich aus.

Thorsten Riedl

Peter Chou weiß um die Bedeutung seiner Rede. Der Taiwanese steht im Anzug mit offenem Hemd auf der Bühne eines schummrig beleuchteten Nachtclubs am Leicester Square in London. Vor Journalisten zeigt der Chef des asiatischen Auftragsfertigers HTC hier das neueste Produkt. Eigentlich kein besonderer Anlass.

Doch das neue Handy ähnelt von Gestaltung und Bedienerfreundlichkeit verblüffend dem iPhone von Apple, also jenem Gerät, um das in den Vereinigten Staaten kurz vor dem Verkaufsstart am Freitag eine regelrechte Hysterie ausgebrochen ist.

Für das Gerät hat HTC einen starken Partner: Microsoft, den weltweit größten Softwarehersteller und Gegenspieler von Apple. Den Augenblick der Produktvorstellung hat Chou daher mit Bedacht gewählt: Das HTC-Handy wird vor dem iPhone in Europa zu haben sein.

Vor dem iPhone zu haben

HTC gehört zu den unbekannten Auftragsproduzenten aus Südostasien. Bis zum vergangenen Jahr stellte das Unternehmen seine Mobiltelefone ausschließlich unter fremden Markennamen her.

So stammen beispielsweise die populären XDA- oder MDA-Kleincomputer, mit denen sich auch telefonieren lässt, aus der Schmiede von HTC - auf dem Produkt prangt jedoch lediglich das Logo der Mobilfunkanbieter O2 oder T-Mobile. Das Gros aller Telefone weltweit, auf denen das Microsoft-Betriebssystem läuft, liefert HTC.

Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Taiwanesen so einen Umsatz von 3,2 Milliarden Dollar bei einem Gewinn von 774 Millionen Dollar. Mit einer Umsatzrendite von 25 Prozent arbeitet HTC hochprofitabel.

"Das ist unsere Idee"

Wie einst Acer oder BenQ sucht HTC nun den Weg in die Öffentlichkeit. Mit dem neuen Handy namens Touch tritt das Unternehmen aus der Nische. Das Handy wird zwar weiterhin unter dem Namen von Mobilfunkgesellschaften zu kaufen sein, aber auch unter dem Namen HTC.

Vor zehn Jahren gründete Chou das Unternehmen High Tech Computer, das nur noch unter der Abkürzung bekannt ist, mit Cher Wang, Tochter eines der reichsten taiwanesischen Unternehmer. Chou war davor bereits in der Technologiebranche tätig. Seit sich der Auftragsfertiger auf Geräte spezialisiert hat, die mit dem Betriebssystem Windows Mobile von Microsoft laufen, wächst sein Unternehmen jährlich im zwei- bis dreistelligen Bereich. Wegen der erreichten Größe von HTC werde das Wachstum in Zukunft aber abflachen, sagt Chou.

Obschon sich Gespräche in der Branche dieser Tage nur um das iPhone drehen, wischt der 50-jährige Chou alle Ähnlichkeiten mit dem Gerät des Rivalen vom Tisch. "Ich weiß nicht, was das iPhone ist", sagt er. "Ich habe noch keines gesehen. Das HTC Touch ist unsere Idee."

"Manchmal funktionieren die Ideen nicht"

Ihm ist die Verärgerung anzumerken. Er möchte nicht auf sich sitzen lassen, dass HTC von Apple die Idee kopiert hat, ein über ein berührungsempfindliches Display bedienbares Handy zu entwickeln. Chou berichtet vom Magic Lab bei HTC. Das Konzept für das Touch käme aus diesem Entwicklungslabor, sagt er.

Regelmäßig 50 bis 100 Ingenieure würden dort an neuen Ideen arbeiten - ohne jegliche Vorgaben. Ein- bis zweimal im Quartal berichtet die Mannschaft ihre Ergebnisse an Chou. "Manchmal funktionieren die Ideen nicht. Dann sind meine Leute frustriert", sagt er.

"Manchmal klappt es, und dann sage ich: Lasst es uns so machen." So sei es auch beim Touch gewesen, dass er vor zwei Jahren in Auftrag gegeben habe. Dabei habe er ein Ziel vor Augen gehabt: "Wir wollen Technologie unsichtbar machen."

© SZ von 28.06.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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