Lampenkonzern:Investoren wollen Osram kaufen

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Bei der Hauptversammlung von Osram im Februar wich der Vorstand noch aus bei der Übernahmefrage. (Foto: Matthias Balk/dpa)
  • Osram hat ein Übernahmeangebot bekommen, über das der Aufsichtsrat am Donnerstag beraten will. Das teilte der Leuchtenkonzern mit.
  • Die Finanzinvestoren Bain Capital und The Carlyle Group bieten 35 Euro je Aktie - und bewerten das Unternehmen damit rund 20 Prozent höher als der durchschnittliche Aktienkurs in den vergangenen Monaten.
  • Schon seit Monaten steckt der Konzern in der Krise.

Von Thomas Fromm, München

Osram-Chef Olaf Berlien hatte sich zuletzt auffällig zurückgehalten, wenn es um die Verkaufsverhandlungen um seinen Leuchtenkonzern ging. Ende Januar sagte er bei einem Termin in Rom auf die Frage nach den Finanzinvestoren, Osram stehe "heute nicht zum Verkauf". Daher gebe es auch "keinen Verkaufsprozess". Nur kurz darauf dann bestätigte das Unternehmen Gespräche mit den beiden Finanzinvestoren Carlyle und Bain. Dann kam im Februar die Hauptversammlung, und Aktionäre wollten wissen, was denn nun Sache sei. Der Vorstandschef wich aus.

"Eine weitere öffentliche Diskussion dieses Themas wäre für die Verhandlungsposition von Osram nachteilig", sagte er. Zu den "laufenden Gesprächen" könne man sich nicht äußern.

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Der Glühbirnenhersteller verhandelt mit zwei US-Finanzinvestoren über einen möglichen Verkauf. Die Nachricht kommt kurz vor der Hauptversammlung - ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt.

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Nachdem am Mittwochabend dann Indiskretionen über ein Angebot der Interessenten durchsickerten, über die die Nachrichtenagentur Reuters als erstes berichtete, verschickte Osram eine Mitteilung - und bestätigte, dass man ein "verbindliches Angebot der Finanzinvestoren Bain Capital und The Carlyle Group zur Abgabe eines öffentlichen Übernahmeangebots" erhalten habe. 35 Euro wollen die beiden Investoren pro Osram-Aktie zahlen und würden somit 3,4 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Dies wäre ein Aufschlag von rund 20 Prozent auf den Durchschnittskurs der vergangenen Monate. Über das Angebot würden "die zuständigen Gremien in Kürze beraten und beschließen".

Schrumpfender Umsatz, Gewinnwarnungen und ein fallender Aktienkurs

Nach SZ-Informationen soll der Aufsichtsrat schon an diesem Donnerstag über die Offerte von Carlyle und Bain beraten und wohl auch zustimmen. Es wäre das vorläufige Ende einer Unabhängigkeit, die für Osram im Jahre 2013 mit der Abspaltung von der einstigen, langjährigen Konzernmutter Siemens begann. Damals wurde Osram in die Unabhängigkeit entlassen, gleichzeitig fehlte seitdem aber auch der schützende Großaktionär und Eigentümer. Osram, die einstige Vorzeigetochter des Münchner Technologiekonzerns, hatte der tief greifende Wandel am Lampenmarkt immer mehr zu schaffen gemacht. Ganze Geschäftsbereiche wurde abgetrennt, das traditionelle Glühlampengeschäft wurde etwa an einen chinesischen Investor verkauft. Es schrumpfte der Umsatz, Berlien überraschte die Aktionäre mit Gewinnwarnungen, Arbeitsplätze wurden abgebaut, der Aktienkurs fiel - und Osram wurde für Investoren ein interessantes Übernahmeobjekt.

Am Donnerstag oder Freitag will Osram nun der Öffentlichkeit mitteilen, wie es mit dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern weitergehen soll. Im Falle einer endgültigen Verkaufsentscheidung dürfte für die Mitarbeiter vor allem eine Frage interessant sein: Was werden die neuen Eigentümer mit dem über 100 Jahre alten Konzern anfangen? Und was heißt das dann für die rund 26000 Jobs?

© SZ vom 04.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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