Opel-Chef Reilly:"Wir müssen keine Standorte schließen"

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Opel wird Leute entlassen und Kosten senken - aber womöglich keine Standorte schließen. Das sagt der neue Opel Chef Nick Reilly.

Bei des Sanierung des Autoherstellers Opel will der US-Mutterkonzern General Motors (GM) möglicherweise doch alle europäischen Standorte erhalten. "Wir müssen überhaupt keine Standorte schließen. Was wir tun müssen, ist einen Teil der Kapazität abzubauen", sagte der neue GM-Europachef Nick Reilly der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einer Vorabmeldung zufolge. Es gebe verschiedene Wege, dies zu tun.

Es gebe verschiedene Wege, die Kapazitäten zu reduzieren, sagt Opel-Chef Reilly. (Foto: Foto: Reuters)

Werksschließungen seien dafür nicht unbedingt notwendig. GM will die Fixkosten im Europa um 30 Prozent und die Kapazität um 20 bis 25 Prozent reduzieren.

Noch im Juni hatte GM selbst die Schließung der Fabriken in Antwerpen, Bochum und Eisenach geprüft. Gegen diese Pläne läuft der Opel-Betriebsrat Sturm. GM rechnet mit Sanierungskosten von 3,3 Milliarden Euro und hofft dafür auf Staatshilfen. Deshalb muss der US-Konzern Rücksicht nehmen.

In Unternehmenskreisen wurden die Reilly-Aussagen am Donnerstagabend relativiert. Reilly habe Werkschließungen nicht ausgeschlossen. Er wolle einen solchen Schritt lediglich nicht von vorneherein festlegen. Ihm gehe es nur darum, die Kapazitäten zu senken.

Reilly wolle in Verhandlungen mit den Gewerkschaften und Regierungen in Deutschland, Spanien und Großbritannien die Details der Restrukturierung "in wenigen Wochen" klären, berichtet die FAZ.

Der Brite hatte in dieser Woche bereits Gespräche in Belgien und England geführt, am Donnerstag sprach er mit der Leitung und dem Betriebsrat des spanischen Opel-Werks bei Saragossa. Der Sanierungsplan soll bis spätestens Mitte Dezember festgezurrt werden.

Innerhalb eines Jahres sollten 9000 bis 10.000 der rund 50.000 Stellen in Europa abgebaut werden, sagte der Manager dem Blatt.

Nach einem Verlust von 400 Millionen Euro im dritten Quartal 2009 solle das GM-Europageschäft um Opel 2011 wieder schwarze Zahlen schreiben und "2013 einen ordentlichen Gewinn" erzielen.

Reilly halte den zwischen dem abgewiesenen Investor Magna und der Belegschaft vereinbarten Verzicht auf jährlich 265 Millionen Euro Lohn für ausreichend, schreibt die FAZ.

Nehmen an "Versteigerung von Arbeitsplätzen" nicht teil

Reilly betonte, dass es bisher keine Absage des Bundes für Staatshilfe gebe: "Der Bund ist sehr interessiert daran, dass Opel eine Zukunft hat." Er wies gleichzeitig den Vorwurf zurück, die Staatshilfe der einzelnen Regierungen könnte den Inhalt des Sanierungsplan zugunsten der Meistbietenden beeinflussen: "Das trifft nicht zu."

Reilly reist am Montag zu einem Treffen der EU-Wirtschaftsminister nach Brüssel. Dort wolle er den einzelnen Regierungen darlegen, wie der Plan "in den Grundzügen aussehen könnte".

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) forderte am Donnerstag ein Opel-Konzept von GM. Vorher müsse nicht über deutsche Staatshilfen diskutiert werden. "Wir nehmen nicht an einer Versteigerung von Arbeitsplätzen teil", betonte Koch (CDU) im Landtag in Wiesbaden.

Zuvor hatten mehrere Redner ihre Befürchtung geäußert, GM könne nun in europäischen Ländern meistbietend den Erhalt von Arbeitsplätzen anbieten und dafür im Gegenzug Hilfen verlangen.

Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) kritisierte seinen hessischen Amtskollegen Dieter Posch (FDP) für dessen Aussage, er sehe derzeit keinen Grund für Finanzhilfen von Bund und Ländern für Opel oder GM. Hering sagte, Bund und Länder dürften sich durch eine "derzeit unübersichtliche Position in der GM-Führungsriege" nicht auseinanderdividieren lassen und sich selbst schwächen.

Wenn Posch Hilfen für eine Neuaufstellung von Opel "grundsätzlich" mit einem Fragezeichen versehe, würden auch Arbeitsplätze gefährdet.

© sueddeutsche.de/dpa/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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