Opel:Aktien statt Urlaubsgeld

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Mehr Geld? Vorerst keine Chance! 25.000 Opelaner bekommen weder ihr Urlaubsgeld noch die zweite Stufe der Tariferhöhung ausgezahlt. Das Geld fließt in die neue Opel-Gesellschaft.

Harald Schwarz

Der angeschlagene Rüsselsheimer Autohersteller Opel hat die Auszahlung des Urlaubsgeldes an seine gut 25.000 Beschäftigten im Inland vorerst auf Eis gelegt. Eingefroren bleibt auch die noch ausstehende zweite Stufe aus der Tariferhöhung in der Metall- und Elektroindustrie, die eigentlich von Februar 2009 an hätte gezahlt werden müssen und einen Aufschlag von 1,2 Prozent bei Opel vorsah.

Opel muss sparen: 25.000 Mitarbeiter bekommen kein Urlaubsgeld - der Betrag soll als Kapitalbeteiligung in die neue Opel-Gesellschaft fließen. (Foto: Foto: Reuters)

Das geht aus einer Mitarbeiterinformation des Betriebsrats hervor. Darin heißt es, die Zahlungen seien "bis auf weiteres verschoben und ...ausgesetzt worden". Auf welchen Betrag sich die ausstehenden Zahlungen in beiden Fällen summieren, wollte Opel nicht mitteilen. Ein Firmensprecher sagte nur, es gehe um einen "stattlichen Betrag". Das Urlaubsgeld bei Opel beläuft sich auf 85 Prozent eines Monatsentgelts.

Opel muss sparen

Der Betriebsrat will das derzeit eingesparte Geld künftig ganz oder anteilig als Kapitalbeteiligung der Mitarbeiter in eine neue Opel-Gesellschaft einbringen, sobald sich der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna und dessen russische Partner Sberbank und Gaz mit dem bisherigen Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) auf eine Übernahme des Rüsselsheimer Unternehmens geeinigt haben.

Faktisch heißt dies, dass es beispielsweise Opel-Aktien statt des Urlaubsgelds für die Beschäftigten geben soll. Der Betriebsrat kann sich zudem vorstellen, auch das kommende Weihnachtsgeld und künftige Tariferhöhungen als Beteiligung in eine neue Opel AG oder SE einzubringen.

Bei den kommenden Verhandlungen für den Fall des Magna-Einstiegs gibt es aber auch ein Tabu. In der Mitteilung des Betriebsrats heißt es: "Oberstes Ziel ist immer noch, nicht in die Monatsentgelte eingreifen zu müssen." Als Bedingungen für die Verhandlungen nennen die Arbeitnehmervertreter: eine langfristige Zukunft für das neue Unternehmen, keine Werksschließungen, keine betriebsbedingten Kündigungen. Früheren Angaben zufolge strebt Opel Einsparungen von insgesamt knapp einer Milliarde Euro an.

Chance des Neubeginns

"Es steht heute noch nicht fest, wie hoch der Betrag in diesem Jahr werden soll - all das wird Thema der Verhandlungen sein, wenn geklärt ist, dass Magna definitiv einsteigt", so der Betriebsrat. Mit Blick auf die von den Beschäftigten zu erbringenden Opfer sagte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz: "Es gibt keinen Cent von der Belegschaft, um das Geld dann wieder zu verbrennen."

Die Arbeitnehmervertreter haben deshalb beschlossen, für die künftige Kapitalbeteiligung der Mitarbeiter an der Firma "New Opel" eine Aktiengesellschaft zu gründen. "Mit diesem Modell wird in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein neuer Weg beschritten, um Mitarbeiter an der Chance des Neubeginns entsprechend ihrem Sanierungsbeitrag angemessen zu beteiligen", so Franz. Es gebe die Chance, "den neuen Opel mitzugestalten".

© SZ vom 18.06.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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