Nach dem Ölpreis-Crash am Montag ist Russland zu neuen Verhandlungen mit Saudi-Arabien bereit. Ein Kompromiss bei der Reduzierung der Öl-Fördermengen sei nicht ausgeschlossen, sagte Kremlsprecher Dmitrij Peskow. Auf dem Ölmarkt hatte zum Wochenauftakt ein regelrechter Preiskampf begonnen: Der Ölpreis stürzte so heftig ab wie zuletzt vor 29 Jahren. Ein Fass der Ölsorte Brent kostete zeitweise nur noch gut 30 Dollar.
Hintergrund des Preisverfalls ist, dass sich Russland und Saudi-Arabien in der vergangenen Woche nicht auf neue Begrenzungen der Ölfördermenge aufgrund des Nachfrageschocks in Zusammenhang mit der Corona-Krise einigen konnten. Das Königreich kündigte daraufhin an, deutlich mehr Öl zu fördern und die Preise seiner wichtigsten Ölsorten zu senken. Auch Russland, der Weltexporteur Nummer zwei, gab seinen Ölkonzernen alle Förderquoten frei.
"Die Türen sind nicht geschlossen", sagte Energieminister Alexander Nowak nun im russischen Staatsfernsehen. Russland sei bereit, seine Zusammenarbeit mit dem Ölkartell Opec und den in der Opec+ vereinten Förderländern fortzusetzen. Nowak geht davon aus, dass es Monate dauern könne, bis sich der Öpreis erhole.
Nahezu zeitgleich hat jedoch Saudi-Arabien den Konflikt noch einmal verschärft und seine Ankündigung wahrgemacht, künftig deutlich mehr Öl zu fördern. Die staatlich kontrollierte Ölfördergesellschaft Saudi Aramco gab bekannt, ihre Fördermenge deutlich anzuheben. Die Fördermenge solle im April um mehr als ein Viertel auf 12,3 Millionen Barrel je Tag steigen, teilte der Konzern mit. Im Februar hatte Saudi-Arabien etwa 9,7 Millionen Barrel je Tag gefördert.
Nowak reagierte - trotz zuvor noch milder Töne - umgehend: Auch Russland könne seine Förderung um 500 000 Barrel pro Tag anheben. Damit würde die russische Förderung auf einen Rekordstand von 11,8 Millionen Barrel pro Tag steigen. Konkrete Ankündigungen gab es aus dem Land jedoch bislang noch nicht.
Russische Medien kritisieren "Chaos"
In Russland sorgte der Öl-Crash zu Beginn der Woche für große Turbulenzen. Der Rubel verlor massiv an Wert gegenüber dem US-Dollar und dem Euro. Die Aktien von Energiefirmen wie Rosneft, Lukoil und Gazprom fielen um zwischenzeitlich zwölf bis 15 Prozent. Danach verloren auch russische Technologieaktien. Während die Regierung betonte, auf den Preisschock vorbereitet gewesen zu sein, kritisierten russische Medien ein "Chaos" in Russland.
Die Wirtschaft des Landes steckt wegen weitreichender Sanktionen der EU und der USA gegen Russland im Zuge des Ukraine-Konflikts seit Jahren in der Krise. Die Menschen klagen über gesunkene Einkommen und massive Preissteigerungen etwa bei Lebensmitteln. Verschärft hatte sich die Situation zuletzt wegen des Coronavirus.