Mit zwei Millionen Barrel Öl an Bord ist am Montag der Supertanker Atlantas von einem Ölterminal auf der Insel Kharg aus mit Kurs Europa in See gestochen. Es war die erste Lieferung aus Iran seit Aufhebung der Sanktionen Mitte Januar. Bestimmt ist sie für den französischen Ölkonzern Total. Eine weitere Million Barrel für die spanische Cepsa sollte am Dienstag an Bord der Monte Toledo folgen, die gleiche Menge hat die russische Litasco geordert, eine Tochterfirma des Staatskonzerns Lukoil. Dieses Öl ist laut der Nachrichtenagentur Bloomberg für rumänische Raffinerien bestimmt, die Distya Akula wird gerade noch beladen. Einen langfristigen Liefervertrag hat auch die größte griechische Raffinerie Hellenic Oil mit Iran geschlossen - allerdings schuldet sie den Iranern noch eine halbe Milliarde Dollar von Geschäften vor den Sanktionen.
Iran war nach seinem regionalen Rivalen Saudi-Arabien der zweitgrößte Produzent des Opec-Kartells, bevor die EU im Atomstreit im Jahr 2012 die Sanktionen verschärfte und Iran in Europa seinen bis dahin wichtigsten Markt verlor. Kunden in Asien, vor allem China und Indien, kauften weiter in der Islamischen Republik. Etliche Länder kauften aber wegen der extraterritorial wirkenden US-Sanktionen weniger iranisches Öl. Zudem konnten die Iraner ihre Schiffe de facto nicht mehr versichern - damit gibt es auch weiterhin Schwierigkeiten wegen nicht mit dem Atomstreit verbundener US-Sanktionen.
Iran will die Produktion um eine Million Barrel erhöhen - pro Tag
Viele der Tanker dienten als schwimmende Lager. Iran wollte so vermeiden, Quellen stilllegen zu müssen, die sich diese oft nur mit großem Aufwand wieder in Betrieb nehmen lassen. Iran soll deswegen bis zu 30 Millionen Barrel Öl gehortet haben. Jetzt sollen Tanker diese Facht möglichst schnell an die Abnehmer bringen.
Die iranische Regierung will die Produktion von derzeit etwa 2,7 Millionen Barrel pro Tag bis Jahresende um etwa eine Million steigern, unabhängige Analysten haltern eher 500 000 bis 600 000 Barrel für realistisch. Die Regierung in Teheran will zunächst vor allem verlorene Marktanteile zurückgewinnen und versucht deswegen am Markt Konkurrenten wie Saudi-Arabien zu unterbieten.
Ölpreis:Verzweifelte Ölstaaten wollen Förderung einfrieren
Das billige Öl führt weltweit zu dramatischen Verwerfungen. Wichtige Förderstaaten haben sich nun geeinigt, die Ölproduktion einzufrieren - unter einer Bedingung.
Total etwa hatte nach dem Besuch des iranischen Präsidenten Hassan Rohani in Paris einen Vertrag abgeschlossen, mit dem es pro Tag 160 000 Barrel von Iran bezieht. Die Firma war 2010 vom damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy gezwungen worden, ihr umfangreiches Engagement in Iran auf Eis zu legen, etwa bei der Erschließung des weltweit größten Gasfelds im Persischen Golf, das in Iran unter dem Namen South Pars bekannt ist. Ganz verlassen hat Total das Land aber nie.
Investitionen im Wert von mehreren hundert Milliarden Dollar
Iran hofft mit den Einnahmen seinen angespannten Staatshaushalt aufzubessern. Das Budget, das Präsident Rohani für das am 21. März beginnende Jahr vorgelegt hat, soll sich allerdings nur zu knapp 25 Prozent aus Öleinnahmen speisen. Zugleich muss das Land viel Geld für die oft veraltete und marode Gas- und Öl-Infrastruktur und die Erschließung neuer Felder aufbringen. Experten schätzen den Investitionsbedarf auf Hunderte Milliarden Dollar.
Alleine im Dezember hat Iran Projekte für 30 Milliarden Dollar ausgeschrieben. Das Land hat wie Saudi-Arabien zwar niedrige Förderkosten, sodass es auch beim jetzigen Ölpreis um die 30 Dollar Profite macht. Ob aber internationale Konzerne gewillt sind, in diesem Marktumfeld Milliarden in Iran zu investieren, muss sich erst zeigen. Sie haben andernorts schon die Investitionen gekürzt.
Auf längere Sicht hofft Teheran, zumindest wieder alle großen europäischen Firmen ins Land zu locken wie Royal Dutch Shell oder die italienische Eni. Die Ölproduktion soll dann auf bis zu sechs Millionen Barrel pro Tag gesteigert werden. Allerdings rechnen sowohl die großen Ölfirmen als auch unabhängige Analysten damit, dass der Ölmarkt weiter volatil und die Preise noch eine Weile niedrig bleiben werden. Der Produktionsüberschuss beläuft sich derzeit noch immer auf mehr als zwei Millionen Barrel pro Tag. Die Nachfrage stagniert und die Opec - vor allem Saudi-Arabien - zeigt sich bislang wenig geneigt, den Forderungen Irans nachzugeben, seine eigene Produktion zu drosseln, während Teheran sie wieder hochfährt.