Nobelpreis:Wirtschaftsnobelpreis für zwei Pioniere der Vertragstheorie

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Die Ökonomen Hart und Holmström erforschen Beziehungen im Wirtschaftsleben. Ihre Arbeit hat Bedeutung für Manager genauso wie für Versicherungskunden.

Von Nikolaus Piper

Wie bringt man Manager dazu, im Interesse der Firma und nicht nur in ihrem eigenen zu arbeiten? Wie muss ein Versicherungsvertrag aussehen, damit Kunden möglichst wenig Anreiz zum Betrug haben? Fragen wie diese sind Gegenstand der Vertragstheorie, die inzwischen ein zentraler Bestandteil der Wirtschaftswissenschaften ist. Zwei Pioniere dieser Theorie werden in diesem Jahr mit dem Nobelpreis für Ökonomie ausgezeichnet: Der in Großbritannien geborene Oliver Hart, 68, lehrt an der Harvard-Universität in Cambridge an der US-Ostküste, Bengt Holmström, 67, geboren in Finnland, hält eine Professur am benachbarten Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Die beiden Wissenschaftler hätten ein umfassendes Rahmenwerk zum besseren Verständnis von Vertragskonstrukten für so unterschiedlichen Gebiete wie erfolgsabhängige Bezahlung von Managern, Zuzahlungen bei Versicherungen und der Privatisierung öffentlicher Aufgaben entwickelt, hieß es in der Würdigung der Königlich Schwedischen Wissenschaftsakademie in Stockholm. Präzise und verlässliche Verträge sind eine Grundlage funktionierender Marktwirtschaften, Holmström begann mit seinen Forschungen Ende der Siebzigerjahre, Hart Mitte der Achtziger.

Er sei "sehr überrascht" über die Auszeichnung, sagte Holmström während der Pressekonferenz nach der Verkündung in Stockholm, der er per Telefon zugeschaltet war. Er sei "sehr glücklich und dankbar" über die Auszeichnung. Wofür er das Preisgeld verwenden will, habe er sich noch nicht überlegt. "Das ist das Letzte, worüber ich gerade nachdenke", sagte Holmström.

Kein klassischer Nobelpreis

Die mit insgesamt umgerechnet rund 830 000 Euro dotierte Auszeichnung geht - anders als die klassischen Nobelpreise für Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden - nicht auf das Testament des schwedischen Erfinders Alfred Nobel zurück. Die Schwedische Notenbank stiftete ihn 1968 nachträglich, um bedeutende Ökonomen zu würdigen. Offiziell heißt er deshalb "Preis der schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften zum Andenken an Alfred Nobel". Verliehen wird die Auszeichnung aber gemeinsam mit den anderen Nobelpreisen am 10. Dezember, dem Todestag Nobels.

Im vorigen Jahr war der Preis an den britischen Ökonomen Angus Deaton für seine Analysen zu den Themen Konsum, Armut und Sozialhilfe gegangen. Nach Deutschland ging der Preis in den vergangenen Jahren erst einmal: 1994 ehrte das Nobelkomitee den kürzlich verstorbenen Bonner Spieltheoretiker Reinhard Selten. Zudem wurde die Ehre bislang nur einer Frau zuteil: 2006 bekam die US-amerikanische Umwelt-Ökonomin Elinor Ostrom die Auszeichnung.

© SZ.de/dpa/rtr/AFP/leja/sry/np - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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