Schleichend begann der Niedergang von Schlecker schon viel früher: Seit der Eröffnung der ersten Drogerie in Kirchheim/Teck im Jahr 1975 durch Anton Schlecker expandierte das Unternehmen gewaltig. Binnen weniger Jahre schossen überall im Land neue Filialien aus dem Boden - 1000 Läden waren es nach nicht einmal zehn Jahren; Mitte der 90er sprach das Unternehmen von mehr als 5000 Geschäften.
Diese ständige Expansion des Schlecker-Imperiums hat nach Aussage von Top-Managern die Drogeriekette lange Zeit über die Schwäche des Geschäftsmodells hinweggetäuscht. "Wenn wir ehrlich sind, dann funktionierten wir ab Mitte der 90er Jahre wie ein Schneeballsystem. Es ging nur weiter, weil wir es ständig erweiterten", zitierte das Handelsblatt einen sogenannten Altdirektor, angeblich einen der engsten Vertrauten von Firmenpatriarch Anton Schlecker.
Schlecker hatte auf dem Höhepunkt seines Wachstums mit mehr als 8000 Filialen in Deutschland mehr als doppelt so viele Märkte wie die gesamte Konkurrenz. Allerdings erwirtschafteten Rossmann und dm in attraktiveren Lagen und mit einem größeren Sortiment mit der Zeit immer mehr Gewinn, während er bei Schlecker zurückging. "Das ist die eigentliche unternehmerische Leistung von Schlecker, dass er die Pleite so lange hinausgezögert hat", sagte der Altdirektor.
Zahlreiche Gläubiger
Die insolvente Drogeriekette müsste mehrere große Gläubiger bedienen. Dem Kreditversicherer Euler Hermes schuldet das Unternehmen etwa 300 Millionen Euro. Weiterer Gläubiger ist der Finanzdienstleister Markant Finanz AG für die gleichnamige Lieferantengruppe. Die Höhe der Markant-Forderungen ist bislang unbekannt.
Der Staat in Form der Agentur für Arbeit macht Ansprüche in Höhe von etwa 150 Millionen Euro geltend. Bei den Forderungen handelt es sich unter anderem um das gezahlte Insolvenzgeld von Januar bis März diesen Jahres. Die Höhe der Gesamtforderungen an Schlecker ist unbekannt. Zuletzt war von einem hohen dreistelligen Millionenbetrag die Rede.