Neues Smartphone von Panasonic:Das E-Was?

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Panasonic hatte sich 2005 wegen des harten Preiskampfes vom europäischen Markt zurückgezogen. Jetzt wollen die Japaner mit einem neuen Smartphone Apples iPhone und Samsungs S3 Konkurrenz machen. Doch bietet das "Eluga" mehr als einen schönen Namen?

Thorsten Riedl

Das Eluga von Panasonic (Foto: Panasonc)

Meine erste Frage beim Anblick des neuen Samsung Galaxy S3: Ob es wohl eine Allianz zwischen Smartphone-Hersteller und Jeans-Produzenten gibt? So wie damals bei der unseligen Wintel-Allianz: Microsoft brachte eine neue Version seines Betriebssystems Windows. Das lief natürlich nur mit einem schnelleren Prozessor von Intel. Der war dann allerdings so fix, dass der Wunsch nach neuer Software reifte. Und so weiter, und so fort.

Gibt es also die" Lemsung"-Allianz zwischen Levis und Samsung - oder Wrapple zwischen Wrangler und Apple? Die Smartphone-Hersteller bauen immer größere Telefone. 4,8 Zoll sind es jetzt beim S3-Flagschiff. Eine Tafel Schokoloade ist nichts dagegen in der Hosentasche (abgesehen von der Frage des unglücklichen Schmelzpunktes).

Also reift der Wunsch nach einer Jeans mit größeren Taschen. Darin ist dann aber wieder so viel Platz, dass ein neues Smartphone her muss ...

Bald werden wir mit iPad-großen Telefonen in der Tasche rumlaufen. Hilfe.

"Meins ist größer"

Aber das S3 auf die "Meins ist größer"-Debatte zu reduzieren, ist natürlich billig und ist auch nicht mein Ziel. Im Mittelpunkt soll ein ganz anderes Handy stehen: das Eluga von Panasonic.

Das E-Was?

Beim Hype, den Samsung mit seinem S3 veranstaltet, scheint kaum Platz für andere Geräte, schon gar nicht von Wieder-Neu-Einsteigern.

Wegen des harten Preiskampfes hatte sich Panasonic 2005 vom europäischen und chinesischen Markt zurückgezogen. Ob sich die Lage jetzt entspannt hat? Im Vergleich zwischen Underdog Eluga und Highend-Bolide S3 zeigt sich Wohl und Wehe der Industrie. Wie beim S3 fällt beim Panasonic-Gerät zuerst das Aussehen auf. Hier überwältigend groß und wieder rund wie beim S1 statt eckig wie beim S2.

Dort ein 4,3-Zoll-großes Display, das sich an den Seiten zum Aludeckel verjüngt, an Ober- und Unterseite auf Kante setzt. Glas nimmt die gesamte Front ein. Den Anblick stört kein Plastik.

Das Besondere am Eluga ist zweifellos die Fähigkeit, Wasser und Schmutz abzuweisen. Ein Wasserbad ist kein Problem, wohl von daher die Namenswahl der Japaner, die eher an einen Wal als an ein Handy denken lässt.

Aber welche Rolle spielt heutzutage schon das Äußere? Schmerzlich muss das gerade Nokia erfahren. Die Handys der Finnen gehören zu denen, die Ingenieure mit größter Freude in den Händen halten. Gerade hat ein Schweizer Gratis-Boulevardblatt nach dem schönsten Handy gefragt: das Lumia lag vor iPhone und S3. Das nutzt aber gar nichts, solange nur Windows Phone 7 auf den Geräten läuft, ein Betriebssystem mit guten Kritiken, aber kleiner Nutzerbasis. In den Zahlen schlägt sich das nieder. Der Primus von einst leidet.

Technik von gestern

Panasonic setzt Android ein, sicher keine schlechte Wahl, allerdings nur in der überalterten Version 2.3.5. Die vierte Version des Google-Systems soll erst im Sommer kommen. Eine unverständliche Entscheidung bei der Konkurrenz, gegen die Panasonic anstehen muss. So habe ich beim Kurztest des Eluga immer das Gefühl, mit Technik von gestern zu spielen.

Das S3 kommt im Sommer natürlich mit Ice Cream Sandwich, der neuesten Google-Version. Außerdem hat das S3 für ein Samsung-Handy erfreulich wenig Spielereien bei der Nutzeroberfläche eingebaut. Das weckt die Hoffnung, neue Versionen des Google-Systems kommen künftig schneller als gewohnt auf die Handys. Anders als bei Apple gibt es unter Android nämlich kein festes Datum für neue Softwareversionen. Jeder Hersteller bastelt sein eigenes, etwas anderes Android. Das sorgt für manchmal recht lange Wartezeiten bei Google-Fans. Noch jetzt l aufen die meisten Anrdoid-Geräte mit alter Software. Das fordert die Geduld. Glaubt mir.

Auch bei anderen Fragen des Inneren schwächelt Panasonic. Der Speicher fasst nur acht Gigabyte. Viel zu klein. Die Möglichkeit via Speicherkarte zu erweitern, fehlt, warum nur? Das Handy hat einen 1-Gigahertz-Doppelkern-Prozessor. Nichts im Vergleich zum S3 mit seinen vier Kernen.

Die Eluga-Kamera hat acht Megapixel und einen Bildstabilisator. Sie macht anständige Fotos - aber nur im Hellen. Ein Blitz fehlt. Ebenso wie eine Kamera auf der Vorderseite. Videokonferenzen via Skype? Geht nicht. Der Akku ist mit 1150 Milliamperestunden unterdimensioniert - und zudem noch fest eingebaut, was das Verwenden eines Zweitakkus für die längere Wanderung mit dem Outdoor-Handy unmöglich macht.

Kleine Dummheit

Der OLED-Schirm löst mit 960x450-Pixeln im Vergleich zu den Rivalen recht niedrig auf. Außerdem ist die standardmäßige Einstellung der Helligkeit viel zu gering ausgefallen und lässt Farben blass wirken. Dabei stellt doch gerade das die Stärke eines organischen LED-Displays dar.

Software-Gimmicks des S3 gibt es keine, wie das Anlassen des Bildschirms, solange darauf gelesen wird. Wer hätte sich über diese kleine Dummheit seines Handys noch nicht geärgert.

Natürlich hinkt der Vergleich zwischen Japaner und Koreaner. Doch mit Blick auf den aktuellen Preis muss sich das Eluga zumindest mit dem S2 messen lassen, dem lange beliebtesten Android-Handy. Beide gibt es im Moment zu Straßenpreisen von etwas unter 400 Euro. Bis auf die Outdoor-Fähigkeiten spricht dann wirklich nichts für das Panasonic-Gerät.

Wer zum Eluga greift, erhält zweifellos ein schickes Handy. Der erste Wurf von Panasonic nach langer Zeit macht Lust auf das, was da noch kommen mag. Leider aufgrund vieler Versäumnisse im Innenleben des Geräts nicht auf viel mehr.

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