In Zeiten von Corona erlebt das Fahrrad einen Aufschwung. Und klar: Wer viel Rad fährt, will auch wissen, wohin es geht. Darum überrascht es nicht, dass sich derzeit auch Navigationsgeräte für Fahrräder gut verkaufen. Zwei Produkte, die oft miteinander verglichen werden, sind der Edge 830 von Garmin und der Elemnt Roam der US-Firma Wahoo. Sie kosten mit rund 350 Euro ähnlich viel, unterscheiden sich aber deutlich. Das beginnt beim Äußeren. Kommt der Wahoo mit seinen dicken, gummierten Tasten eher robust daher, wirkt das Garmin-Gerät eleganter. Deutlich kleineres Gehäuse bei fast gleich großem Bildschirm, der anders als beim Roam auch auf Berührungen reagiert. Eingeschaltet wirkt das Garmin-Display auch heller und freundlicher, während es beim Wahoo mit seiner schwarz-grauen Optik trotz farbiger Einsprengsel Erinnerungen an die alten Casio-Taschenrechner aufkommen lässt. Davon wird aber noch die Rede sein.
Zunächst ist da die Verwunderung, die der Roam gleich nach dem Einschalten und vor dem Laden eines ersten Karten-Updates aufkommen lässt. Behauptet er doch, dass sein Speicher voll sei. Zwei Gigabyte (GB) hat er für Karten zur Verfügung, allein die neue Deutschlandkarte braucht freilich schon 1,4 GB. Die Lage wird auch nicht dadurch besser, dass der Wahoo viele Karten - allerdings in weniger detaillierter Form - gespeichert hat. Um das Update installieren zu können, müssen sie weichen. Der Garmin mit seinem 16 GB kennt solche Probleme übrigens nicht.
Rose Reveal Six Disc im Test:Ein Bild von einem Rennrad
Mit dem neuen Reveal Six Disc poliert Hersteller Rose seine Marke ordentlich auf. Nur in den Regen sollte man damit nicht kommen.
Bald danach lernt man, dass Fahrradnavis anders als ihre Kollegen im Auto ziemlich unselbstständig sind. Um gut zu funktionieren, brauchen sie die Unterstützung von Apps auf dem Handy. Die beiden Geräte finden zwar durchaus auch allein ihre Wege, doch das ist eher als Notlösung gedacht. Vielmehr sollen sich die Nutzer ihre Routen in Apps wie Komoot oder Strava zusammenstellen und dann auf das Gerät übertragen. Die Apps der Hersteller, die zusätzlich gebraucht werden, kümmern sich vor allem um die Einstellungen auf dem Navi und die sportlichen Belange: Auswertung der Fahrdaten, des Herzschlags oder auch des Kalorienverbrauchs. Überhaupt wirkt zwischen den ganzen Workouts und Trainingsaufgaben, um die es in den Apps geht, das Navigieren eher wie ein Nebenaufgabe.
Der Wahoo ist leicht zu bedienen - der Garmin wirkt bisweilen wie ein Memory-Spiel
Immerhin: Wenn die Routen auf den Geräten gespeichert sind, was schnell gemacht ist, erledigen beide Geräte ihre Aufgaben souverän und mit Akkulaufzeiten von rund 16 bis 20 Stunden auch ausdauernd. Besonders umgänglich ist dabei der Wahoo. Die Auswahlmenüs in der App und auf dem Gerät sind einfach, man kann sich die einzelnen Displayseiten vielseitig zusammenstellen und sie sind dann sowohl im gleißenden Sonnenlicht als auch im Schatten hervorragend ablesbar. Nicht nur, weil das Glas entspiegelt ist und eine schwarz-grau-Optik eben auch angenehm reduziert wirkt, sondern weil die Route zudem mit üppig bemessenen Pfeilen angezeigt werden, die sich wie eine Raupe durch den Bildschirm bewegen. Unmöglich, sie nicht zu erkennen.
Der Garmin hingegen wirkt mit seinen vielen Menüs, Untermenüs und Unteruntermenüs wie ein Memory-Spiel. Viele Funktionen sind grandios versteckt und verstellen mitunter den Blick darauf, dass das Navi einiges mehr kann als der Wahoo. Angefangen bei so simplen Funktionen, dass Routen und Einstellungen getrennt nach Mountainbike oder Rennrad abgespeichert werden können bis hin zur Möglichkeit, Apps von Drittanbietern auf dem Gerät einzubinden. Das Display ist vor allem bei Fahrten gegen die Sonne bisweilen nicht so gut ablesbar wie das vom Wahoo - manchmal wirkte es auch überfrachtet. Aber wie so oft bei Garmin gilt auch in diesem Fall: Irgendwo gibt es ein Untermenü, in dem sich alles regulieren lässt.
Der Touchscreen des Garmin birgt zudem den großen Vorteil, dass sich der angezeigte Kartenausschnitt während der Fahrt nach Belieben verschieben lässt und so den weiteren Streckenverlauf aber auch mögliche Alternative zeigt. Der Wahoo verändert seinen Kartenausschnitt hingegen nur mit Hilfe eines Zoomknopfes. Selbst mit Fantasie ist auf dem winzigen Bildschirm da meist nichts Brauchbares mehr zu erkennen. Man kann natürlich auch auf gut Glück mal von der Route abweichen - der Wahoo kommt damit gut klar: Es gibt einen Warnton und eine LED-Reihe warnt eifrig in Rot - und binnen Sekunden wird mit blauen Pfeilen eine neue Strecke angezeigt, die zurück auf die alte Route führt.
Der Garmin reagiert bei solchen Manövern hingegen zunächst fassungslos, pocht auf eine sofortige Wende und braucht mitunter lang, um eine neue Strecke zu ermitteln. Bei anderen Geräten hat Garmin das besser gelöst. Andererseits kommt der Edge 830 meist besser damit klar, wenn man andernorts wieder auf die geplante Strecke zurückkommt und damit Teile der Route auslässt. Der Wahoo verheddert sich dann manchmal.
Allein: Mit beiden Geräten kommt man gut an sein Ziel. Der Wahoo bleibt auf der Fahrt der treue Kumpel, auf den fast immer Verlass ist, dessen Fähigkeiten allerdings mitunter limitiert sind. Der Garmin überrascht des öfteren. Er bietet sich sogar willig als virtueller Sparringspartner an. Aber er kann einen mit seinen Versteckspielen in den Menüs auch anstrengen. Erschöpft denkt man dann: Jetzt reicht es aber auch.