Nahaufnahme:Die Essensbotschafterin

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Nathalie Gleitman: „Ich habe jeden Tag eine neue Idee.“ (Foto: oh)

Nathalie Gleitman hat eine Lebensmittelunverträglichkeit. Auf Instagram empfiehlt sie histamin-, laktose- und glutenfreie Rezepte. Daraus ist ein Unternehmen entstanden.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Sie hat aus einer Not eine Leidenschaft und schließlich ein Unternehmen gemacht: Nathalie Gleitman litt im Alter von 21 Jahren plötzlich unter Schwindel, Magenkrämpfen, Verdauungsstörungen und Übelkeit. Es ging ihr manchmal sogar so schlecht, dass sie nicht mehr aus dem Haus gehen konnte. Dabei war bis dahin in ihrem Leben alles nach Plan gelaufen: Die gebürtige Münchnerin ging auf einem Internat in England in die Schule und schloss nach dem Abitur in Israel ihr Business- und Marketing-Studium mit dem Bachelor ab.

Die Ärzte diagnostizierten bei ihr Intoleranzen. "Ab sofort war Essen für mich nicht mehr etwas Selbstverständliches", sagt die heute 27-Jährige. "Es gab kein Rezept, das ich blind nachmachen konnte. Für jemanden, der bis dahin nicht gekocht und gebacken hat, war das eine Herausforderung." Tagelang durchstöberte sie das Internet, fand nur wenige Rezepte, die "gut aussahen und versprachen, lecker zu schmecken". Also stellte sie sich selbst in die Küche, probierte aus und begann, einen Blog zu schreiben. Ihre anfängliche Motivation war, ihre Erfahrungen zu teilen "und zu zeigen, dass das Leben mit Unverträglichkeiten auch positive Seiten hat. Man hat die Möglichkeit, Neues auszuprobieren. Es kann auch ein Warnzeichen sein".

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Wahlheimat Tel Aviv

Daraus ist vor drei Jahren das Unternehmen "Nathalie's Cuisine" entstanden. Auf Instagram gibt es jeden Tag einen Post und jeden zweiten Tag ein Video. Vor Kurzem ist ihr zweites Buch herausgekommen. Während sich Gleitman im ersten mit dem Titel "Happy Healthy Food" mit histamin-, laktose- und glutenfreiem Kochen beschäftigte, setzte sie sich im neuesten Buch mit ihrer Wahlheimat Tel Aviv auseinander - mit dem Schwerpunkt Essen. Einen Teil der Lebensmittel, die sie jahrelang nicht vertragen hat, kann Gleitman wieder zu sich nehmen: Dazu zählt dunkle Schokolade und - in Israel ganz wichtig - Hummus.

2010 war sie in die Mittelmeermetropole gezogen. "Ich bin jüdisch und hatte einen starken Bezug zu dem Land, in dem wir oft Urlaub machten. Nach dem Abitur wollte ich dorthin gehen, wo mein Herz mich hinzieht. Und das war Tel Aviv." Es sei vor allem eine emotionale Entscheidung gewesen, genauso wie die, ein Unternehmen zu gründen. Ihr Bruder, der ebenfalls in Israel Wirtschaft studiert hat, drängte sie, einen Businessplan zu machen. "Ich habe gesagt, das wächst organisch. Ich habe jeden Tag eine neue Idee." Der Businessplan wurde nie fertig, die Anfragen vor allem aus Deutschland nahmen dennoch zu: Gleitman bekam Auftritte in Talkshows, wurde um Beiträge in Zeitschriften und Interviews gebeten, es gab Aufträge von Firmen für Vorträge und Seminare sowie für Werbung.

Inzwischen verbringt Gleitman rund ein Drittel ihrer Zeit in Deutschland, den Rest in Israel. Antisemitismus sei ursprünglich kein Grund gewesen, nach Israel zu gehen. "Ich bin aber jetzt froh, hier zu sein." Im Geschäftsleben habe sie die Erfahrung gemacht, häufig unterschätzt zu werden "basierend auf Einschätzungen zu Aussehen, Alter und Geschlecht". Unterschätzt zu werden, könne sich aber auch als Vorteil erweisen, meint Gleitman lachend.

Ihre Kanäle in den sozialen Medien betreut Gleitman täglich. Allein auf Instagram hat sie mehr als 20 000 Abonnenten. An der Plattform schätzt sie die Möglichkeit der raschen Interaktion, sie beantwortet alle Fragen. Die meisten Reaktionen gebe es "bei Tabuthemen wie Verdauung, Stuhlgang, Pupsen".

Ein Problem begleitet sie, seitdem sie ihr Unternehmen gegründet hat. "Ich habe keine richtige Berufsbezeichnung. Ich bin nicht nur Foodbloggerin, nicht nur Autorin, auch keine Köchin", sagt sie. "Food- and Health-Ambassador trifft es am ehesten."

© SZ vom 13.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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