Mobile World Congress:Schnelles Netz für Milliarden

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Wenig los ist auf dem Mobile World Congress - dabei gäbe es viel zu besprechen in der Branche. (Foto: Josep Lago/AFP)

Die wichtige Mobilfunkkongress in Barcelona fällt wegen Corona kleiner aus. Die 5G-Technologie ist das beherrschende Thema.

Von Helmut Martin-Jung

Sie haben ihn wegen Corona von Ende Februar/Anfang März auf Ende Juni verschoben, den Mobile World Congress (MWC) doch auch das hat letztlich nicht geholfen. Weil die Pandemie durch die Delta-Variante gerade wieder anschwillt, sind nur wenige Fachbesucher in die katalanische Metropole gekommen, davor hatten bereits viele Aussteller ihre Teilnahme abgesagt. Dabei gilt der MWC, der vergangenes Jahr komplett ausfiel, als das wichtigste Treffen der Mobilfunkbranche der Welt.

Das große Thema: 5G. Die Mobilfunk-Unternehmen wollen in den kommenden Jahren sehr viel Geld in den schnellen 5G-Datenfunk stecken. Von den bis 2025 weltweit veranschlagten Investitionen der Branche von 900 Milliarden Dollar (etwa 754 Milliarden Euro) sollen rund 80 Prozent in den 5G-Netzausbau fließen, sagte der Generaldirektor der Branchenvereinigung GSMA, Mats Granryd, am ersten Messetag.

3,8 Milliarden Menschen nutzten aktuell keine schnellen Internet-Verbindungen. Nur etwa 500 Millionen von ihnen lebten in Gebieten, in denen kein Mobilfunk-Breitband verfügbar sei. Für die restlichen 3,3 Milliarden gebe es Netzabdeckung, aber sie könnten sich das schnelle mobile Internet nicht leisten oder wollten es nicht nutzen. Sie online zu bringen, sei eine zentrale Aufgabe für die Mobilfunk-Anbieter, sagte Granryd.

Deutsche-Telekom-Chef Tim Höttges sprang ihm bei: "Zum Jahr 2030 wird Konnektivität ein Menschenrecht sein", sagte er, per Video zugeschaltet. Die Internet-Versorgung müsse dabei auf die Bedürfnisse des einzelnen Nutzers zugeschnitten sein - denn etwa Gamer oder Autofahrer hätten jeweils unterschiedliche Anforderungen. Die fünfte Mobilfunkgeneration 5G lockt Anwender bislang vor allem mit hohen Bandbreiten und kurzen Antwortzeiten.

Eine neue Funktion teilt das Mobilfunknetz nach Bedarf in verschiedene Bereiche auf

Beim MWC rückt aber eine weitere 5G-Innovation in den Fokus. Die Deutsche Telekom, der Netzwerk-Ausrüster Ericsson sowie der Elektronikkonzern Samsung präsentierten die weltweit erste Implementierung einer neuen 5G-Mobilfunkfunktion. Netzanbieter können ihren Kunden damit eine Servicegarantie geben. Die Rede ist vom sogenannten "End-to-End Network Slicing". Dabei wird das Mobilfunknetz in verschiedene Abschnitte aufgeteilt, um unterschiedliche Anforderungen etwa an Datendurchsatz und Reaktionsgeschwindigkeit erfüllen zu können.

Die per Software separierten Schichten passen sich dabei jeweils an die Erfordernisse der Anwendungen an. Im Verkehr könnte die Technik beispielsweise den Passagieren eine Netzschicht mit hoher Bandbreite für das Streamen von Videos bereitstellen, während eine andere Schicht die Daten besonders reaktionsschnell liefert, um die Fahrfunktionen von Autos zu vernetzen. Das Verfahren könne auch für Online-Spiele genutzt werden, die auf Cloud-Streaming basieren, teilten die drei beteiligten Unternehmen mit.

Die alte Idee, dass Autos sich gegenseitig vor Gefahren warnen, demonstrierten Vodafone, Porsche und der Kartendienst Here. Das System soll vor allem greifen, wenn eine Situation für die Fahrer schwer erkennbar ist, zum Beispiel weil die Sicht von vorausfahrenden Fahrzeugen versperrt wird. Ausgangspunkt für das Verfahren ist eine Kombination von Kameras und anderen Sensoren von Fahrzeugen. Software auf Basis von künstlicher Intelligenz soll erkennen, wenn die Informationen auf eine Gefahrensituation hinweisen. Diese Informationen sollen dann per 5G-Datenfunk weitergetragen werden.

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