Mobilfunk:Der Verbrauch mobiler Daten wächst enorm

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Nur noch schnell was nachschauen: Die Menschen gehen immer öfter ins Internet - auch von unterwegs. (Foto: imago images)

Die Smartphone-Nutzer in Deutschland lassen mehr und mehr Gigabits durch die Netze sausen. Und das, obwohl die mobile Datennutzung hierzulande vergleichsweise teuer ist.

Von Helmut Martin-Jung

Die Fußball-Champions-League, die Koalitionsverhandlungen, die Wahl von Olaf Scholz zum Kanzler und natürlich die Pandemie - Gründe genug, um ständig auf dem Laufenden bleiben zu wollen. Wer das von unterwegs aus macht, nutzt dafür Smartphone oder Tablet - mit stark steigender Tendenz, auch wenn kein Wlan verfügbar ist. Kein Wunder also, dass die deutschen Mobilfunkbetreiber für dieses Jahr eine stark ansteigende Nutzung bei der mobilen Datenübertragung vermelden.

Telefónica mit seiner Marke O₂ knackte dabei schon Anfang Dezember erstmals die Marke von zwei Milliarden Gigabyte - das entspricht einem Plus von rund 50 Prozent. Und bis Jahresende dürften noch einige dazukommen. Auch bei der Konkurrenz ging's nach oben. Vodafone schaufelte etwa 1,4 Milliarden Gigabyte an Mobilfunkdaten durch seine Netze, bei der Telekom waren es rund 1,8 Milliarden Gigabyte.

Besonders stark fiel der Anstieg bei der Nutzung mobiler Daten auf dem Land aus. Vor allem dort war das Netz bisher noch nicht so gut ausgebaut. Seit aber die Betreiber in bislang schlecht versorgten Gebieten endlich nachlegen, steht auch dort eine bessere Anbindung zur Verfügung. Vodafone etwa gibt die Zunahme auf dem Land mit rund 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an.

Als weiteren Grund sehen die Netzbetreiber, dass mehr und mehr Menschen datenintensivere Anwendungen nutzen, vor allem das Streamen von Videos macht sich dabei bemerkbar. So ließen alleine die Champions-League-Partien FC Bayern München gegen FC Barcelona am 8. Dezember sowie Borussia Dortmund gegen Beşiktaş Istanbul am 7. Dezember binnen einer Stunde jeweils fast eine halbe Million Gigabyte an Daten durch das O₂-Netz sausen.

Einen ähnlichen Anstieg verbuchte Vodafone an dem Tag, als Olaf Scholz vom Bundestag zum Kanzler gewählt wurde. Statt wie sonst im Schnitt etwa 3,8 Millionen Gigabyte Daten täglich waren es am 8. Dezember fünf Millionen. Zum einen sahen sich viele Nachrichten und Livestreams an, aber auch in den sozialen Medien war viel los an diesem Tag.

Weil das Festnetz nach dem Hochwasser kaputt war, gingen viele mobil ins Netz

Auch dafür, dass Rheinland-Pfalz das Datenwachstum unter den Bundesländern anführt, gibt es einen Grund: Durch die Flut im Sommer waren die Festnetzleitungen in den betroffenen Regionen längere Zeit unterbrochen. Beim Aufbau von zumindest behelfsmäßigen Mobilfunkstationen dagegen waren die Anbieter erfreulich schnell, viele werden also das Internet zumindest einige Zeit ausschließlich über mobile Datenverbindungen genutzt haben.

Das verbrauchte Datenvolumen in Deutschland steigt seit Jahren an, 2019 waren es noch zusammen 2,76 Milliarden Gigabyte, 2020 schon fast vier Milliarden. Dabei ist es hierzulande um einiges teurer, das Internet via Mobilfunk zu nutzen, als in vielen Nachbarländern. Bei einem im Juli dieses Jahres veröffentlichten Preisvergleich nannte der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) einen Durchschnittspreis von etwa 1,50 Euro pro Gigabyte. In Deutschland werden für dieselbe Datenmenge im Schnitt 3,35 Euro fällig. In Polen kostet ein Gigabyte sogar nur gut 80 Cent.

Es lohnt sich allerdings, den eigenen Vertrag einmal daraufhin anzusehen. Neue Verträge bieten oft deutlich günstigere Konditionen, vor allem, was die Menge an Daten betrifft. Ältere Verträge, die einfach weiterlaufen, sind dagegen oft deutlich teurer. Durch eine Gesetzesänderung, die seit 1. Dezember in Kraft ist, kann man alte Verträge mittlerweile auch eher kündigen und muss nicht warten, bis die Jahresfrist abgelaufen ist, um die sich Altverträge meist automatisch verlängert haben. Verträge, die sich verlängert haben, können nun monatlich gekündigt werden. Und wenn man zu einem anderen Anbieter wechselt, muss der sich um die Abwicklung kümmern.

Auch das Datenvolumen insgesamt, also mit denjenigen der Festnetzverbindungen, wächst stetig. Eine gute Messlatte dafür ist der größte Internetknotenpunkt der Welt, der DE-CIX in Frankfurt, der die Netze vieler Anbieter miteinander verbindet und mittlerweile eine ganze Reihe von Ablegern auf dem gesamten Erdball betreibt. Der Rekord des Jahres 2021 am DE-CIX steht bei 10 799,5 Gigabit pro Sekunde (Gb/s), im Schnitt sind es knapp 7000 Gb/s. Zum Vergleich: 2017 lag das durchschnittlich Datenvolumen noch bei unter 4000 Gb/s. Zu dem Anstieg hat auch beigetragen, dass viele Menschen pandemiebedingt von zu Hause aus arbeiteten oder lernten. Vor allem Videokonferenzen machten sich beim Datenvolumen deutlich bemerkbar. Dazu kam, dass viele wegen der geschlossenen Kinos Filme von Streaming-Portalen guckten.

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