Umfrage:Schlechte Stimmung im Mittelstand

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Fast jedes zweite mittelständische Unternehmen in Deutschland will in den nächsten zwölf Monaten keine neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. (Foto: Kniel Synnatzschke/imago/Westend61)

Mehr als 60 Prozent der Unternehmen bezeichnen die wirtschaftliche Lage als schwierig. Familienunternehmen legen Zehn-Punkte-Plan vor, um den Standort Deutschland zu stärken.

Der deutsche Mittelstand sieht eine immer angespanntere wirtschaftliche Lage. Der Bundesverband der Mittelständischen Wirtschaft fordert kurz vor der Kabinettsklausur einen "politischen Neustart". Die Klausur in Meseberg findet am Dienstag und Mittwoch statt. Erwartet wird, dass die Koalition ein Wachstumspaket auf den Weg bringt - unter anderem mit steuerlichen Entlastungen für Unternehmen. In einer Umfrage bezeichneten 62 Prozent der befragten Firmen die Lage als schwierig, mehr als jedes vierte Unternehmen beschrieb die Situation sogar als sehr schlecht. Fast jedes zweite befragte Unternehmen will demnach in den kommenden zwölf Monaten keine Neueinstellungen vornehmen - mehr als sieben Prozent der Firmen denke über einen Stellenabbau nach.

Der Bundesgeschäftsführer des Mittelstandsverbands, Christoph Ahlhaus, sagte, die Ergebnisse der Umfrage bewegten sich in einer "neuen Dimension". Nach einer Pleitewelle drohe jetzt ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit. In der Umfrage nannten 37 Prozent der befragten Firmen auf die Fragen, was das größte Risiko für das Unternehmen sei, hohe Steuern und Abgaben sowie hohe Energiepreise. Dahinter folgten Bürokratie in Deutschland und der EU sowie der zunehmende Fachkräftemangel.

Um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken, haben unterdessen Familienunternehmen einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt. Es sei dringend eine Agenda zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit notwendig, heißt es in einem Papier der Stiftung Familienunternehmen und Politik, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Deindustrialisierung und die bereits laufende Abwanderung der Unternehmen müssten gestoppt werden. Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik, sagte, es seien nicht nur kleinteilige Reparaturmaßnahmen, sondern ein mutiger politischer Kurswechsel nötig.

Die Stiftung schlägt einen "Pakt für Deutschland" vor, um den Standort wieder fit zu machen. In Deutschland gebe es 2,9 Millionen Familienunternehmen, das seien 90 Prozent aller Firmen. Viele Unternehmer fühlten sich von der Politik nicht gehört. Zum Zehn-Punkte-Plan gehört die Forderung, die EU-"Überregulierung" zu stoppen und den Bürokratieabbau schnellstmöglich voranzutreiben. Die Unternehmensteuer müsse gesenkt und die sogenannte Verlustverrechnung ausgeweitet werden. Beim Klimaschutz müsse es Versorgungs- und Planungssicherheit geben. Die Arbeitskosten müssten gesenkt, die Produktivität angekurbelt und die Verwaltung für ihre Kernaufgaben entlastet werden.

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