Autoverleih:Wie Urlauber an günstige Mietwagen kommen

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Erst am Urlaubsort zu buchen, ist meist teurer. Vorsichtig sollten Urlauber vor allem bei Versicherungen sein. (Foto: imago images)

Leihwagen sind in diesem Jahr so teuer wie nie. Worauf man unbedingt achten sollte und welche Versicherungen man sich sparen kann.

Von Kaja Adchayan, München

Spanien, Italien, Türkei oder doch Griechenland? Nach über zwei Jahren Pandemie ist die Reiselust der Deutschen größer denn je. Um am Urlaubsziel unabhängig und mobil zu sein, nutzen viele einen Mietwagen. Der zehrt heute allerdings schnell mal ein Großteil des Reisebudgets auf. Für einen Leihwagen werden im Sommerurlaub 2022 im Schnitt rund 74 Euro pro Tag fällig. Verglichen mit dem Vorkrisenjahr 2019 entspricht das einem Anstieg um satte 115 Prozent. Das zeigen Zahlen des Vergleichsportals Check24.

Schon 2021 waren die Preise für Mietwagen enorm gestiegen. Der Grund: Nachdem es im ersten Pandemiejahr kaum Reisen und damit kaum Buchungen gab, mussten viele Mietwagenanbieter ihre Flotten verkleinern, um sich über Wasser zu halten. Als die Nachfrage dann im Jahr darauf wieder deutlich anzog, gab es zu wenig Wagen. Auch 2022 hält diese Diskrepanz an. "Es werden momentan viel weniger Autos hergestellt, als es die Nachfrage verlangt", erklärt Andreas Schiffelholz, der bei Check24 für den Bereich Mietwagen verantwortlich ist.

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Die Autoproduktion war zunächst infolge des anhaltenden Chipmangels ins Stocken geraten. Der seit Monaten andauernde Krieg in der Ukraine verschärft die Situation nun zusätzlich. In dem Land sind mehrere große Zulieferer der Autobranche angesiedelt. Die wenigen Fahrzeuge, die aktuell weltweit produziert werden, verkaufen die Hersteller oftmals direkt an Endkunden, berichtet Schiffelholz. Das sei für die Autobauer lukrativer als der Verkauf an Flottenbetreiber, denen in der Vergangenheit üppige Mengenrabatte gewährt wurden. Nach Zahlen des Europäischen Automobilherstellerverbands ging 2019 jeder zehnte Neuwagen an einen Autovermieter, 2022 war es nur noch jeder siebzehnte.

Früh buchen mit Option zum Stornieren

Wer in diesem Jahr einen günstigen Leihwagen ergattern will, sollte frühzeitig buchen und sich die Möglichkeit der kurzfristigen Stornierung offenhalten - für den Fall, dass zu einem späteren Zeitpunkt ein günstigeres Angebot auftaucht. Auf Vergleichsplattformen wie Billiger-Mietwagen.de, Sunnycars, Happycar und Check24 können Kunden die Buchung noch bis zu 24 Stunden vor Abholung des Wagens kostenlos stornieren.

Sparen lässt sich auch durch die Wahl des Reiseziels. Laut der Analyse von Check24 sind die Mietwagen auf Malta und in Südafrika am günstigsten. In den Ländern zahlen Urlauber zwischen Anfang Juli und Ende September pro Tag etwa 35 Euro beziehungsweise 40 Euro. Besonders tief in die Tasche greifen müssen Reisende dagegen für Fahrzeuge in Island und den Vereinigten Staaten. Dort liegen die Preise bei 128 Euro beziehungsweise 98 Euro pro Tag.

Beim Wettbewerber Billiger-Mietwagen.de zeichnet sich ein sehr ähnliches Bild ab. Am stärksten sind die Preise nach Angaben des Unternehmens in Spanien, Großbritannien, Kroatien, Italien und Irland gestiegen. Besonders auffällig sind dabei die beliebten Urlaubsorte Palma, Alicante und Ibiza. "Überall beträgt die Preissteigerung 2022 mehr als 200 Prozent verglichen mit 2019", erklärt Frieder Bechtel von Billiger-Mietwagen.de.

Mit einer Entspannung der Situation rechnet er erst mittelfristig. "Wir gehen davon aus, dass es bis nach 2024 dauern wird, bis die Mietwagenflotten wieder so groß sind wie vor Corona", so Bechtel. Dann werde die Auslastung durch Privat- und Geschäftsreisende aber eine andere sein, glaubt er. "Dienstreisen werden vermutlich nie wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau ankommen, da viele Firmen sich an die kostensparenden Online-Meetings gewöhnt haben."

Welche Versicherungen man sich sparen kann

Wer einen Mietwagen bucht, wird mit diversen Versicherungen konfrontiert. Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg empfiehlt, sich auf die wichtigsten Deckungen zu konzentrieren. "Vor Reiseantritt sollten Urlauber unbedingt prüfen, ob sie eine Mallorca-Police besitzen." Eine solche Klausel - die im Übrigen nicht nur für Mallorca gilt - ist oft schon in der eigenen Kfz- oder Privathaftpflichtversicherung enthalten. Wenn nicht, sollte sie separat dazu gebucht werden.

Die Ergänzung ist wichtig. Durch sie erhöht sich die Haftungssumme der Kfz-Haftpflichtversicherung für Mietwagen im Ausland. Generell gilt: Die Haftpflichtpolice kommt nur für Schäden bis zur Deckungssumme auf, die im jeweiligen Land festgelegt ist - und die ist in vielen Ländern niedriger als in Deutschland. In der Türkei etwa beträgt sie 310 700 Euro für Personenschäden und 12 400 Euro für Sachschäden. Zum Vergleich: Hierzulande sind 7,5 Millionen Euro für Personenschäden und 1,2 Millionen Euro für Sachschäden vorgeschrieben.

Auch der Abschluss einer Vollkaskoversicherung ist ratsam, die selbstverschuldete Schäden am eigenen Mietwagen deckt. Bei einigen Anbietern ist eine solche Police bereits im Mietpreis enthalten. Wie hoch der Versicherungsbeitrag ist, hängt von der Höhe des Selbstbehalts ab. Je höher die Eigenbeteiligung, desto niedriger der Beitrag.

Eine Glasversicherung ist nicht unbedingt notwendig. "Diese Police braucht man nur, wenn man viel durch Gelände fährt und deshalb das Risiko eines Steinschlags sehr hoch ist, und wenn der Schutz nicht bereits in der Kaskoversicherung enthalten ist", sagt Verbraucherschützerin Rehberg. Auch eine Personeninsassenversicherung sei nur in Ausnahmefällen erforderlich.

Keinesfalls sollten Urlauber am Reiseziel Versicherungen abschließen, warnt Rehberg. Die Policen seien dort oftmals deutlich teurer. "Manchmal hat die Versicherung einen anderen Namen, ist aber im Grunde die gleiche", erklärt Karolina Wojtal vom Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland. "So kann es passieren, dass der Verbraucher beim Vermittler und beim Autovermieter die gleiche Versicherung abschließt, ohne es zu wissen."

Nicht selten versuchen die Händler vor Ort, Reisende unter Druck zu einem Versicherungsabschluss zu drängen. "Da muss man versuchen, standhaft zu bleiben", rät Rehberg. Sofern die Buchung über einen Vermittler abgelaufen ist, empfiehlt sie, Kontakt mit ihm aufzunehmen und das Problem zu schildern. "Wenn man erst einmal etwas unterschrieben hat, sind die Chancen, dass man das Geld später wieder zurückfordern kann, sehr gering."

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