Hamburg:„Konkret“-Chef Gremliza gestorben

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Der Herausgeber des Hamburger Monatsmagazins "Konkret", Hermann L. Gremliza, ist tot. Er sei am 20. Dezember im Alter von 79 Jahren in der Hansestadt gestorben,...

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Hamburg (dpa) - Der Herausgeber des Hamburger Monatsmagazins „Konkret“, Hermann L. Gremliza, ist tot. Er sei am 20. Dezember im Alter von 79 Jahren in der Hansestadt gestorben, teilte Verlagsgeschäftsführerin Katrin Gremliza am Montag per E-Mail mit. Der Tod des Journalisten und Publizisten wurde der Deutschen Presse-Agentur auch aus dem Umfeld Gremlizas bestätigt.

Das Magazin sieht sich als „einzige linke Publikumszeitschrift Deutschlands“. Sie erlangte durch die politischen Kommentare ihres Verlegers Aufmerksamkeit. Für großes Aufsehen sorgte 1987 Gremlizas Auseinandersetzung mit dem Autor Günter Wallraff. Gremliza behauptete, dass er für Wallraff dessen Buch über die „Bild“-Zeitung (Der Aufmacher) geschrieben habe. Wallraff bestritt diese Angabe damals im Kern zwar nicht, bezeichnete Gremliza aber als Neider.

Der Publizist Gremliza, der nach dem Abitur in Tübingen Geschichte und Philosophie sowie in Berlin Politologie studiert hatte, war mehr als 20 Jahre lang Mitglied der SPD. Er verließ die Partei 1989, nachdem die SPD-Bundestagsfraktion zusammen mit Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP nach dem Mauerfall in Berlin im Bundestag das Deutschlandlied gesungen hatte.

Der Verleger begann seine journalistische Laufbahn als Redakteur beim Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Auf Grund einer Auseinandersetzung um Mitbestimmungsfragen im Verlag gab er Ende 1971 dort seine leitende Funktion für deutsche Politik auf und wechselte zum alten „Konkret“-Verlag. Als dieser 1973 in Konkurs ging, kaufte Gremliza den Titel und gründete den Verlag 1974 neu. Als Autoren führt der Verlag Namen wie Theodor W. Adorno, Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger und Jan Philipp Reemtsma auf.

Das Heft war nach früheren Verlagsangaben bereits 1955 von jungen westdeutschen Kommunisten mit Unterstützung durch die DDR als „Studentenkurier“ gegründet und 1957 in „Konkret“ umbenannt worden. In den 60er Jahren entwickelte sich die Zeitschrift unter dem Publizisten Klaus-Rainer Röhl und seiner Ehefrau, der späteren Terroristin Ulrike Meinhof, zu einem führenden Blatt der linken Szene und der Studentenbewegung. Die Auflage erreichte zeitweise mehr als 130 000 Exemplare.

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