Medien:Deutsche Schauspieler in den USA

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New York (dpa) - Jahrelang zieht Christiane Seidel in den USA von Casting zu Casting.

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New York (dpa) - Jahrelang zieht Christiane Seidel in den USA von Casting zu Casting.

„Ich wollte schon immer Schauspielerin sein. Das war mein Traum, seitdem ich denken kann. Schon als kleines Mädchen habe ich, wenn meine Eltern Besuch hatten, Shows gemacht und Stücke geschrieben und die Programme dazu und alle involviert.“ Aber anfangs will es einfach nicht klappen. „Ich war bei zig Vorsprechen und die meisten Rollen bekommt man einfach nicht, so ist das einfach“, sagt die 29-Jährige, die in den USA geborene und in Deutschland aufgewachsen ist. „Da muss man lernen mit umzugehen.“

Aber Seidel will es trotzdem unbedingt schaffen in den USA, bleibt hartnäckig - und wird belohnt. 2010 bekommt sie eine Rolle in der TV-Serie „Law & Order“. „Das war auf einmal so was Handfestes, was man im Fernsehen sehen konnte“, fährt sie fort. „Das lief dann auch in Deutschland, meine Eltern sahen es, und auf einmal rückte dieser Traum in Reichweite, und dann wusste ich: Wenn ich das buchen kann, dann kann ich auch andere Sachen bekommen.“

Ein Jahr später bekommt Seidel, die lange in Schleswig-Holstein und Niedersachsen (Wildeshausen) gelebt hat, eine feste Rolle in der US-Erfolgsserie „Boardwalk Empire“ - und zwar von Star-Regisseur Martin Scorsese ganz persönlich. „Ich hatte ein Vorsprechen, dann ein Callback und dann hieß es, die Produzenten wollen dich gerne casten, aber jetzt muss Marty noch seinen Segen geben. Es hieß, dass Marty meistens den Entscheidungen zustimmt, aber er muss es absegnen und dann habe ich natürlich gedacht, ich werde wahrscheinlich die erste sein, zu der er „nein“ sagt. Aber Scorsese stimmt zu. „Ich bin nach dem Anruf rumgehüpft wie ein aufgestochenes Huhn und rumgesprungen wie eine Verrückte. Und dann habe ich meine Eltern angerufen.“

Vier Staffeln der Erfolgsserie später ist Seidel in den USA ein kleiner Star, läuft in Glamour-Outfits über rote Teppiche und wird ab und zu auch auf der Straße erkannt. Als Deutsche ist sie damit bei weitem kein Einzelfall, die USA gelten in der Branche immer noch als Sehnsuchtsziel. Viele Hollywood-Stars wie beispielsweise Leonardo DiCaprio oder Sandra Bullock haben deutsche Wurzeln, andere auch einen deutschen Pass, wie etwa Diane Kruger. Einige haben den Durchbruch direkt in Hollywood geschafft, andere wie beispielsweise Franka Potente oder Sibel Kekilli wurden erst in Deutschland erfolgreich, zogen dann zumindest zeitweise weiter in die USA und feierten auch dort Erfolge.

Neben all diesen bekannten Stars gibt es aber auch zahlreiche deutsche Schauspieler in der zweiten Reihe in den USA - deren Namen vielleicht bislang noch nicht so viele kennen, aber die durchaus schon von ihren Rollen leben können und kleine Fangemeinden haben. Die in Mittweida geborene Antje Traue beispielsweise, die schon in Hollywood-Erfolgsfilmen wie „Man of Steel“ mitgespielt hat. Oder der ebenfalls in Sachsen geborene Tom Wlaschiha, der in der TV-Serie „Game of Thrones“ mitwirkt. Und der in Schleswig-Holstein aufgewachsene Eric Braeden, der in Klassikern wie „Titanic“ mitgespielt hat, ist sogar schon seit vielen Jahrzehnten in Hollywood dabei.

Ob extrem erfolgreich oder noch ganz am Anfang - die Probleme sind für die meisten deutschen Schauspieler in Hollywood neben dem sowieso für alle ihre Kollegen in den USA existierenden extremen Konkurrenzdruck die gleichen: „Wenn man einen Akzent hat, schränkt das natürlich ein“, sagte Hollywood-Star Kruger erst kürzlich der Nachrichtenagentur dpa. Außerdem werde sie von vielen immer noch als „die Deutsche“ gesehen - und dann auch in dieser Schublade gecastet. Für Männer heißt das oft als „der böse Deutsche“, beispielsweise in Filmen über den Zweiten Weltkrieg als Nazi-Offizier. Für Frauen geht das Stereotyp eher in Richtung strenge deutsche Domina oder fröhliches bayrisches Dirndl-Mädchen aus den Alpen.

Auch „Boardwalk Empire“-Star Seidel hat das schon erlebt - und schiebt deswegen meist ihren amerikanischen Pass vor. „Ich trete hier eigentlich nicht als Deutsche auf, weil wenn man als Europäer hier auftaucht, dann ist man sofort in der Schublade, und man möchte ja auch nicht immer nur die europäischen Einwanderer spielen.“ In diesem Jahr geht sie nun aber auch zum ersten Mal zurück und dreht einen Film in Deutschland. In „Schmidts Katze“ hat die rothaarige Schauspielerin eine Hauptrolle ergattert - und freut sich riesig darüber. „Deutschland ist ein sehr interessanter Markt, da passiert superviel.“

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