Sie war schon Realsatire, die Video-Konferenz im Juni 2020, kurz bevor alles aufflog bei Wirecard. Sechs Wirtschaftsprüfer und eine Anwältin wollten zusammen mit Konzernvorstand Jan Marsalek und seinen Vertrauten klären, ob denn die offiziell ausgewiesenen Geschäfte des Zahlungsdienstleisters in Asien echt seien. Doch ausgerechnet der Teamleiter der Zahlungsplattform für diese Geschäfte, im Haus als ausgewiesener Technikfreak bekannt, hatte zunächst Probleme, sich einzuwählen. Dann gelang es ihm nicht, seinen Bildschirm zu teilen, um die geforderten Dokumente zu zeigen. Als das endlich geschafft war, hörte sich der Technikguru plötzlich "immer schlechter" an. Er wirkte sehr, sehr krank.
Wirecard-Skandal:15 Straftaten, 500 Millionen Euro
Ein Fahndungsaufruf für den früheren Wirecard-Vorstand Jan Marsalek. Er bleibt verschwunden - und mit ihm viel Geld.
(Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)Der Haftbefehl gegen Jan Marsalek und weitere Ermittlungsunterlagen zeigen: Eine Bande um den Wirecard-Vorstand soll das eigene Unternehmen dreist ausgenommen haben.
Von Lena Kampf, Klaus Ott, Reiko Pinkert und Jörg Schmitt, München