Lebensmittel:Das ist die Avocado der Avocados

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"Verräterisch schwarz", diese Avocado-Schale. (Foto: Stan Lim/UCR)

Endlich Schluss mit gammeligen Avocados. Wissenschaftler haben eine neue Sorte entdeckt: die Luna UCR. Was die besser kann als andere Arten und warum die Welt darauf gewartet hat.

Von Theo Harzer

Avocados sind gesund, schmackhaft und gelten als Superfood. Aber sie sind auch nervig. Ziemlich nervig. Isst man sie zu früh, sind sie unreif und seltsam knackig. Wartet man zu lange, tropft aus der Schale nur noch fauliger Matsch. Den optimalen Avocado-Zeitpunkt zu finden, ist mindestens so kompliziert wie die Debatte darum, wie schlecht die Früchte denn nun wirklich fürs Klima sind.

Die University of California Riverside (UCR) will Guacamole-Liebhabern nun aus dieser misslichen Lage helfen. Wissenschaftler der Universität haben eine neue Avocado-Sorte entwickelt, die Luna UCR. Sie soll ihren marktreifen Verwandten geschmacklich in nichts nachstehen, vor allem aber hat sie einen entscheidenden Vorteil: Erst wenn sie reif ist, soll ihre grüne Schale sich "verräterisch schwarz" verfärben, teilt die UCR auf ihrer Website mit.

Nicht nur für Verbraucher, sondern auch für Landwirte hat die Luna demnach Vorteile. So seien die Bäume besonders klein und würden Landwirten eine "effiziente und sichere Ernte" ermöglichen. Außerdem ließe sich die Luna im Anbau gut mit anderen Avocadosorten kombinieren, sie sei effizienter Bestäuber, so die UCR. Man verspreche sich deshalb hohe Ernteerträge.

Bis heute geht jede Hass-Avocado auf ein und denselben Baum zurück

In Deutschland kennen Verbraucher vor allem zwei Avocado-Sorten, "Hass" und "Fuerte". Die birnenförmige Fuerte hat eine glatte grüne Schale und war bis in die 1950er-Jahre die meistverzehrte Butterfrucht, wie Avocados früher in Deutschland genannt wurden. Ihren weltweiten Siegeszug trat die Avocado in Form der schwarzschaligen Hass-Avocado an. Diese Sorte entdeckte Namensgeber und Hobbygärtner Rudolph Hass Ende der Zwanzigerjahre zufällig in seinem Garten. Begeistert von Geschmack und Konsistenz der Frucht verkaufte er Ableger seines Avocadobaums an andere Züchter. Bis heute geht jede Hass-Avocado auf diesen Baum zurück, der 2003 an einer Wurzelkrankheit einging. Deutlich seltener als Fuerte und Hass sieht man hierzulande die fast 400 anderen Avocadosorten, wie die kernlose Cocktail-Avocado oder die kugelförmige Nabal.

Auch die Wurzeln der neuen Sorte Luna liegen in der Hass-Avocado; die UCR bezeichnet sie als Urgroßmutter ihres neuen Zöglings. Schon Ende der Fünfzigerjahre hätten Wissenschaftler der UCR versucht, eine grünhäutige Hass-Avocado zu züchten. Damals hätten Verbraucher die dunkle Schale der Hass als abstoßend empfunden. Nach vielen Fehlzüchtungen und Marktflops sei in einem Prozess von mehr als 50 Jahren nun die neue Sorte Luna entstanden.

Wann Luna auf den Markt kommt, ist noch unklar. Die UCR teilte mit, sie habe eine Partnerschaft mit dem spanischen Unternehmen Eurosemillas geschlossen, das die Frucht vermarkten werde. Außerdem kooperiere Eurosemillas mit Landwirten in 14 Ländern, um Luna anzubauen.

Von Richard Smoley, dem Ex-Chefredakteur des Magazins California Farmer, erntet die neue Sorte allerdings Kritik. Auf dem Blog "Blue Book Services" bemängelt er, die Luna fülle eine Marktlücke, die nicht bestehe. Er schreibt: "Wenn sie nicht so gut wie die Hass oder besser schmeckt, wird sie wahrscheinlich keine große Zukunft haben."

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