Quartalszahlen:Lufthansa vor Umsatzrekord: Teure Tickets und volle Jets

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Eine Lufthansa-Maschine des Typs Airbus A380 beim im Anflug auf den Flughafen. (Foto: Christian Modla/dpa)

Die Lufthansa spürt nach der Corona-Krise wieder kräftigen Aufwind. Das knappe Angebot an Flugzeugen und Personal treibt für die Passagiere die Ticketpreise nach oben.

Von Christian Ebner, dpa und Steffen Weyer, dpa-AFX

Frankfurt/Main (dpa) - Passagiere der Lufthansa müssen sich in diesem Sommer auf hohe Ticketpreise und volle Flugzeuge einrichten. Trotz eines immer noch verringerten Flugangebots nach Corona rechnet Europas größter Luftverkehrskonzern mit glänzenden Geschäften. „Wir stehen vor dem umsatzstärksten Sommer unserer Unternehmensgeschichte“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal des Jahres.

Vor allem die zurückgekehrte Reiselust von Privatleuten treibt Lufthansa kräftig an. Während die Zahl der Geschäftsreisenden erst bei rund 60 Prozent des Vor-Pandemie-Niveaus liegt, kompensieren Privatreisende diese Ausfälle auch in den teureren Sitzkategorien. Die Nachfrage trifft auf ein beschränktes Angebot am Markt - und Lufthansa kann daher höhere Ticketpreise durchsetzen.

Spohr versprach den Kunden mehr Service und bessere IT-Dienstleistungen als im Chaos-Sommer 2022. „So etwas wie im letzten Jahr darf sich nicht wiederholen. Das kann man den Passagieren, aber auch unserem Personal nicht noch einmal zumuten“, sagte der Lufthansa-Chef. Der Konzern hat nach seinen Angaben im laufenden Jahr bereits mehr als 6000 zusätzliche Kräfte eingestellt, um den Andrang zu bewältigen. Zum Quartalsende waren knapp 112.400 Menschen bei dem Konzern beschäftigt. Die Gespräche zum Einstieg bei der italienischen Staats-Airline Ita seien auf einem guten Weg, sagte Spohr.

Der Konzern peilt für das Gesamtjahr 85 bis 90 Prozent des Vorkrisen-Flugangebots an, wird nach den Worten Spohrs aber vermutlich am unteren Rand der Spanne landen. „Uns entgeht Einiges. Wir hätten alle mehr Tickets verkaufen können“, sprach der oberste Lufthanseat für die gesamte Branche. „Jedes einzelne Flugzeug am Boden schmerzt.“ Hintergrund sind massive Lieferverzögerungen für Langstreckenflugzeuge der Hersteller Airbus und Boeing sowie Triebwerksprobleme bei Mittelstreckenflugzeugen.

Die Zusammenarbeit mit Dienstleistern und Flughäfen habe man verbessert, erläuterte der Vorstandsvorsitzende. Bereits im Februar hatte Lufthansa tausende Flüge aus dem Sommerflugplan gestrichen, um das Gesamtsystem zu stabilisieren. Nun hätten auch andere Anbieter diese vorsichtigere Einschätzung nachvollzogen und ihrerseits Flüge gestrichen.

Die Gefahr von Streiks könne man im europäischen Luftverkehr nie ausschließen, sagte der Lufthansa-Chef insbesondere mit Blick auf die französischen Fluglotsen. Im laufenden Jahr haben Arbeitskämpfe an den deutschen Flughäfen und eine große IT-Panne das Unternehmen bereits rund 70 Millionen Euro gekostet. Die harten Tarifgespräche mit den eigenen, ab Juli streikfähigen Piloten bei der Kerngesellschaft Lufthansa beurteilte Spohr hingegen optimistisch. Solange verhandelt werde, werde nicht gestreikt.

Probleme erwartet der Lufthansa-Chef in der Folge des für Juni geplanten Nato-Manövers „Air Defender“, für das innerhalb von zwei Wochen immer wieder Teile des deutschen Luftraums gesperrt werden sollen. Lufthansa erwarte, dass während des größten Luftmanövers seit dem Zweiten Weltkrieg bestehende Nachtflugverbote flexibler gehandhabt würden und nicht genutzte Start- und Landerechte erhalten blieben.

Nach einem halbierten operativen Verlust von 273 Millionen Euro (Vorjahr: minus 577 Mio) im traditionell reiseschwachen ersten Quartal sieht der Vorstand den Konzern auf Kurs, seinen Gewinn im Tagesgeschäft in diesem Jahr wie geplant deutlich über die 1,5 Milliarden Euro aus 2022 zu steigern. Der Umsatz zog in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 40 Prozent auf 7,0 Milliarden Euro an. Die Zahl der Fluggäste war 64 Prozent höher als zum Jahresbeginn 2022, als noch die Corona-Variante Omikron den Passagierverkehr behindert hatte.

Hatte Lufthansa die Kehrtwende und den Gewinn 2022 vor allem der Lufthansa Technik und der Frachtsparte zu verdanken, sollen 2023 auch die Passagier-Airlines wieder deutliche Profite einbringen. Dazu sollen neben deutlich höheren Fluggastzahlen die gestiegenen Ticketpreise beitragen. Im ersten Quartal lagen die Durchschnittserlöse bereits 19 Prozent höher als im gleichen Zeitraum vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019. Im zweiten Quartal könnten sie sogar bis zu 25 Prozent teurer sein als im entsprechenden Vorkrisen-Zeitraum, erklärte Finanzchef Remco Steenbergen.

© dpa-infocom, dpa:230502-99-532400/7

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