Luftverkehr:Air Berlin sucht Sanierungsplan in der Insolvenz

Lesezeit: 2 min

Flugzeuge von Air Berlin am Düsseldorfer Flughafen. (Foto: Federico Gambarini)

Berlin/Frankfurt (dpa) - Der irische Billigflieger Ryanair hat nach eigenen Angaben Kartellbeschwerde gegen eine mögliche Übernahme der Fluglinie Air Berlin durch Lufthansa eingereicht.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Berlin/Frankfurt (dpa) - Der irische Billigflieger Ryanair hat nach eigenen Angaben Kartellbeschwerde gegen eine mögliche Übernahme der Fluglinie Air Berlin durch Lufthansa eingereicht.

Ryanair habe beim Bundeskartellamt und bei der EU-Wettbewerbskommission Beschwerde eingelegt - wegen des „offensichtlichen Komplotts“ zwischen der deutschen Regierung, Lufthansa und Air Berlin, teilte das Unternehmen mit.

„Diese künstlich erzeugte Insolvenz ist offensichtlich aufgesetzt worden, damit Lufthansa eine schuldenfreie Air Berlin übernehmen kann und dies widerspricht sämtlichen Wettbewerbsregeln von Deutschland und der EU“, teilte der Billigflieger auf seiner Homepage mit. Auch die Bestimmungen zu staatlichen Beihilfen würden ignoriert.

Nach dem Insolvenzantrag gehen unterdessen die Sanierungsbemühungen für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft weiter. Vorstandschef Thomas Winkelmann verhandelt mit Lufthansa und weiteren Interessenten über einen Verkauf von Teilen der Airline.

Dabei arbeitet er nach Unternehmensangaben nun mit einem Generalbevollmächtigten zusammen, dem Düsseldorfer Jurist Frank Kebekus. Als Sachwalter überwacht der Rechtsanwalt Lucas Flöther aus Halle für die Gläubiger das Verfahren. Der Flugbetrieb ist durch einen Kredit des Bundes noch für etwa drei Monate gesichert.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit schloss negative Effekte im Flugbetrieb jedoch nicht aus. Ihr Vorstand Markus Wahl sagte der „Saarbrücker Zeitung“ zugleich: Ganz grundsätzlich kann ich nur dafür werben, dass die Kunden der Fluggesellschaft ihr Vertrauen schenken. Mit der Bundesregierung stehe ein potenter Kreditgeber im Hintergrund.

Die Stiftung Warentest wies darauf hin, dass die Tickets gültig bleiben und Flüge weiterhin buchbar seien. „Sollte Air Berlin den Flugbetrieb doch irgendwann einstellen und der Flug auch nicht von einer anderen Airline übernommen werden, erhalten Kunden wahrscheinlich nur wenig oder nichts vom Ticketpreis zurück“, warnte die Stiftung.

Entschädigungsansprüche nach Flugstreichungen oder Verspätungen blieben zwar bestehen. „Ob die Airline aber solche Forderungen der Passagiere zahlen kann, hängt davon ab, wie es mit Air Berlin weitergeht“, hieß es.

Air Berlin hatte am Dienstag die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, dabei bleibt das bisherige Management in Verantwortung. Hintergrund der Insolvenz ist nach Unternehmensangaben, dass der Großaktionär Etihad kein weiteres Geld in die defizitäre Fluggesellschaft stecken will.

Eine Teilübernahme durch den Lufthansa-Konzern muss nach Auffassung eines Verbraucherschützers nicht automatisch zu höheren Ticketpreisen für Passagiere führen. „Es wird auch darauf ankommen, wer noch zum Zuge kommt“, sagte der Touristik-Experte der Verbraucherzentrale Bundesverband, Felix Methmann, der Deutschen Presse-Agentur. Der Wettbewerb auf dem deutschen Luftverkehrsmarkt könne sich künftig durchaus verschärfen, erklärte er mit Blick auf die Angebote zahlreicher europäischer Billigfluggesellschaften.

Der Ryanair-Konkurrent Easyjet soll Branchengerüchten zufolge an Teilen von Air Berlin interessiert sein. Weder Easyjet noch Air Berlin wollten das bislang kommentieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: