Luftfahrt:Lufthansa will nach Streiks sparen

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Bei einem Streik Anfang März blieben auch am Flughafen Frankfurt/Main viele Lufthansa-Maschinen am Boden. (Foto: Kai Pfaffenbach/REUTERS)

Der Flugkonzern will die Verluste durch Kosteneinsparungen und eine starke Sommersaison ausgleichen. Das Sparprogramm könnte auch die Verwaltung treffen.

Nach der Belastung durch Streiks im ersten Quartal, hofft die Lufthansa nun auf eine starke Sommersaison und will die Kosten durch Einsparungen stabil halten. Die globale Nachfrage bleibe vor allem bei Privatreisenden hoch, aber auch Geschäftsreisen nähmen wieder zu, so die Fluggesellschaft am Dienstag. Es gebe so viele Urlaubsziele wie nie zuvor im Programm, die Buchungen für den Sommerflugplan lägen bereits 16 Prozent über dem Vorjahr. Von einem "Wendepunkt", sprach Vorstandschef Carsten Spohr. "Schon jetzt ist klar: Es wird wieder ein sehr starker Reisesommer."

Tarifkonflikte im eigenen Haus und an Flughäfen haben vor allem der Hauptmarke Lufthansa hohe Streikkosten von 350 Millionen Euro beschert. Die Fluggesellschaft steuert mit einem Sparprogramm dagegen, das auch Stellen in der Verwaltung betreffen könnte. Die Kernmarke Lufthansa wolle Sachkosten senken, Neuprojekte stoppen und Einstellungen in der Verwaltung prüfen, teilte der Konzern nun bei der Vorlage der endgültigen Quartalszahlen mit. "In den nächsten Monaten werden wir intensiv daran arbeiten, die Auswirkungen steigender Kosten zu kompensieren", kündigte Finanzchef Remco Steenbergen an. Ohne Berücksichtigung der Streiks sollen die Kosten im Gesamtjahr stabil bleiben.

Wie das Unternehmen schon Mitte des Monats bekannt gegeben hatte, verdreifachte sich der Betriebsverlust im saisonal schwachen Auftaktquartal verglichen mit dem Vorjahresquartal auf 849 Millionen Euro. Hauptgrund waren die Kosten durch Flugausfälle infolge des Arbeitskampfs von Boden- und Kabinenpersonal der Lufthansa sowie des fliegenden Personals bei der österreichischen Tochter Austrian Airlines. Die Durchschnittserlöse, ein Gradmesser für die Ticketpreise, sanken im ersten Quartal leicht nach kräftigem Plus im vergangenen Jahr.

Trotz der Beilegung aller Tarifkonflikte sind die Folgen auch im zweiten Quartal noch zu spüren, weil verunsicherte Kunden lieber bei anderen Fluggesellschaften gebucht haben, die vom Arbeitskampf verschont geblieben waren. Lufthansa erwartet ein Betriebsergebnis von April bis Juni unter Vorjahr, im zweiten Halbjahr dann über Vorjahr. Die Gesellschaften des Konzerns, zu denen auch die Ferienflieger Eurowings und Discover sowie Swiss und Brussels Airlines gehören, zählten mit 24 Millionen zwölf Prozent mehr Fluggäste. Das Sitzplatzangebot war aber niedriger als geplant. Der Umsatz stieg um fünf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro.

Kapazitäten wie vor der Pandemie sind noch nicht erreicht

Auch die Frachttochter Lufthansa Cargo hat wegen der Streiks Verlust gemacht und nimmt nun weniger ein, da sich die Frachtraten nach dem pandemiebedingten Boom normalisieren. Das Wartungsgeschäft von Lufthansa Technik litt ebenfalls unter dem Arbeitskampf, der mit kräftigen Tariferhöhungen bei Laufzeiten von drei Jahren beigelegt werden konnte.

Im Gesamtjahr bieten die Konzern-Fluggesellschaften 92 Prozent der Kapazität von 2019 an, dem Jahr vor der Corona-Krise, anstatt bisher geplanter 94 Prozent. "Der Anstieg fällt damit aufgrund weiterer Investitionen in die operative Stabilität und verzögerter Flugzeuglieferungen geringer aus als ursprünglich geplant", so die Lufthansa. Seine Gewinnprognose für 2024 hatte Spohr wegen der Streikbelastungen schon Mitte April zusammengestrichen. So rechnet der Manager nur noch mit einem bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von rund 2,2 Milliarden Euro - eine halbe Milliarde weniger als ursprünglich angepeilt.

© SZ/Reuters/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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