Airline:Lufthansa-Mann wird neuer ITA-Chef

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Jörg Eberhart war bislang Strategiechef der Lufthansa. (Foto: Lufthansa Group)

Die Fluggesellschaft tauscht bei der neuen Tochter die Führung aus. Der alte Chef galt nicht gerade als Freund der Übernahme - und der neue kennt sich in Italien schon gut aus.

Von Jens Flottau; , Frankfurt

In Italien kennt sich Jörg Eberhart gut aus. Acht Jahre lang war er Chef der Lufthansa-Tochter Air Dolomiti, die vor allem kleinere Flughäfen wie Verona oder Bologna an die Lufthansa-Drehkreuze Frankfurt und München anbindet. Italien ließ den heute 53-Jährigen auch dann nicht los, als er 2021 als Strategiechef zurück in die Konzernzentrale nach Frankfurt wechselte, sein größtes Projekt waren die Verhandlungen zum Einstieg bei der neuen italienischen Fluggesellschaft ITA Airways.

Wenn Lufthansa alle wettbewerbsrechtlichen Genehmigungen hat, 41 Prozent von ITA zu übernehmen, muss Eberhart wieder umziehen. Er soll nach Informationen aus Branchenkreisen Chef der neuen Lufthansa-Tochter werden. In dieser Woche hat der Verwaltungsrat der Fluglinie die formalen Voraussetzungen geschaffen. Das Gremium verkleinerte sich von fünf auf drei Mitglieder, allerdings nur vorläufig. Am Ende soll es wieder aus fünf Personen bestehen, eine davon wird der neue, von Lufthansa ernannte Vorstandschef sein.

Für Fabio Lazzerini bedeutet dies nach nur kurzer Amtszeit das vorzeitige, aber komplett erwartbare Aus. Lazzerini, der ehemalige Italien-Chef von Lufthansa-Erzfeind Emirates, hatte den Posten erst im vergangenen Jahr übernommen, in der Hoffnung, ihn noch eine Weile länger behalten zu dürfen. Theoretisch war vorstellbar, dass Lufthansa an ihm festhalten, Eberhart noch länger in Frankfurt bleiben und vielleicht als Verwaltungsratsmitglied die Arbeit überwachen würde. Doch Lazzerini galt nicht unbedingt als Freund der Lufthansa-Übernahme, und in Frankfurt meint man dies auch an der ein oder anderen Stelle gemerkt zu haben. Also wurde er nun in Rom mit freundlichen Worten verabschiedet. Allianz- und Netzchef Andrea Benassi übernimmt den Posten interimistisch.

Lufthansa hat die Option, ITA später ganz zu übernehmen

Wann Eberhart aber wirklich umziehen darf, ist noch nicht klar. Denn bevor der Einstieg des Konzerns bei ITA besiegelt ist, muss ihn erst die Europäische Kommission als Wettbewerbsbehörde durchwinken. Schon die Vorgespräche ziehen sich seit Monaten, denn die Kommission hat Fragen. Sobald Lufthansa die Transaktion offiziell anmeldet, hat sie 35 Arbeitstage Zeit, um sie in der sogenannten Phase 1 durchzuwinken. Wenn alles glatt läuft und Lufthansa die Unterlagen irgendwann in den nächsten Wochen offiziell einreicht, dann könnte der Deal im Oktober über die Bühne gebracht werden. Sollte die Kommission allerdings zu dem Schluss kommen, die Auswirkungen auf den Wettbewerb eingehender untersuchen zu müssen, dann würde sich das Verfahren mindestens bis ins Frühjahr 2024 ziehen.

Lufthansa hatte sich im Mai mit der italienischen Regierung über die Details des Geschäfts geeinigt. Sie zahlt zunächst 325 Millionen Euro im Rahmen einer Kapitalerhöhung und erhält dafür einen Anteil von 41 Prozent. Der italienische Staat schießt noch einmal 250 Millionen Euro zu. Lufthansa hat die Option, ITA später ganz zu übernehmen, und plant, dies zu tun, sobald die Fluglinie schwarze Zahlen schreibt. Zu diesem Zeitpunkt könnte sie auch wieder in Alitalia umbenannt werden. ITA gehören die Rechte an der Marke der einstigen Staatslinie, die im Zuge der Corona-Pandemie den Betrieb einstellen musste.

ITA soll im Konzern ähnlich wie Swiss, Austrian und Brussels Airlines mit eigener Marke und Management weitergeführt werden. Lufthansa will Rom zu einem Drehkreuz ausbauen und ITA vor allem auf Langstrecken wieder expandieren lassen. Im Inlands- und europäischen Direktverkehr dominieren längst Billigfluggesellschaften, vor allem Ryanair, Easyjet und Vueling.

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