Lufthansa:Erneuter Streik droht

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Verhärtete Fronten: Die Lufthansa pocht auf die Rücknahme der Streikdrohung ihrer Piloten, deren Gewerkschaft spricht von "Erpressung". Ein zweiter Streik ist damit wieder wahrscheinlich.

Die Lufthansa pocht auf die Rücknahme der Streikankündigung ihrer Piloten, ehe sie überhaupt in Vorverhandlungen zur Schlichtung geht. Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) will dagegen das "Druckmittel Streik auf keinen Fall aus der Hand geben", wie ein VC-Sprecher am Samstag sagte. Ein zweiter Piloten-Streik bei der Lufthansa ist somit wieder wahrscheinlich.

"Die Lufthansa will etwas von uns, will Schaden vom Unternehmen abwenden, also muss sie den ersten Schritt machen. Wenn sie nicht von ihrer Position abrückt, dann wird definitiv ab 13. April gestreikt." Er warf der Lufthansa vor, auf Zeit zu spielen.

Lufthansa-Konzern-Sprecher Klaus Walther machte dagegen erneut deutlich, dass das Unternehmen die Streikabsage der Piloten erwarte: "Wer es mit einer Schlichtung ernst meint, muss jetzt Nägel mit Köpfen machen." Er betonte, der Lufthansa sei allein wegen der Androhung eines Streiks für den 13. bis 16. April "enormer Schaden" entstanden. Tausende Fluggäste hätten für diese Tage schon auf andere Fluglinien umgebucht. Schon die Aufnahme von Vorverhandlungen über Art und Umfang der Schlichtung macht die Lufthansa von einer Rücknahme der Streikdrohung abhängig. Dies ist für VC "Erpressung".

Die Piloten-Gewerkschaft will eine Friedenspflicht erst einräumen, wenn Art und Umfang der Schlichtung klar sind. Und der VC-Sprecher hielt Lufthansa-Sprecher Walther entgegen: "Wer es mit einer Schlichtung ernst meint, bietet die Schlichtung nicht an mit gleichzeitiger Androhung einer Schadensersatzklage und einseitiger Nicht-Einhaltung der Verträge."

Der Lufthansa-Sprecher argumentierte in dem festgefahrenen Tarifstreit: "Mit im Raume stehenden Arbeitskampfmaßnahmen in eine Schlichtung gehen zu wollen, zeugt nicht von der Kenntnis der Tarifverhandlungsgeflogenheiten." Die Lufthansa hatte der VC bereits gedroht, Schadensersatz in Millionenhöhe einzuklagen.

Beim ersten Pilotenstreik im Februar waren rund 2000 Flüge ausgefallen, obwohl der Ausstand bereits nach einem Tag auf Druck einer Frankfurter Arbeitsrichterin abgebrochen worden war. Lufthansa hat den Schaden auf 48 Millionen Euro beziffert. Bei der Schlichtung soll es nach Lufthansa-Vorstellungen ausschließlich um Fragen zu Gehältern und Arbeitsbedingungen der rund 4500 Piloten im engeren Lufthansa-Kern gehen. Die Fragen nach der künftigen Strategie und Aufgabenverteilung der zahlreichen Tochterunternehmen sollen in getrennten, längerfristigen Verhandlungen gelöst werden.

Beide Seiten hatten diese Fragen als eigentliches Kernproblem bezeichnet. Die Piloten fordern wirksamen Schutz vor Billigkonkurrenz aus dem eigenen Konzern, während sich die Lufthansa nicht in ihrer unternehmerischen Freiheit einschränken lassen will. Falls Lufthansa diese Fragen ausklammere, könne sie keine Beiträge der Piloten zum aktuellen Sparprogramm "Climb 2011" erwarten, sagte der VC-Sprecher. Stattdessen werde die VC zu ihrer ursprünglichen Forderung nach 6,4 Prozent mehr Geld und weiteren Verbesserungen zurückkehren.

Von der Drohung mit einer millionenschweren Schadensersatzklage lasse man sich nicht abhalten, die Interessen der Piloten zu vertreten, erklärte die VC. Sie stellte auch klar, dass Lufthansa die besonders umstrittene Vereinbarung zum Konzerntarifvertrag nicht wirksam einseitig kündigen könne. Die 1992 getroffene Vereinbarung, die den Piloten weitgehende Mitspracherechte einräumt, wirke dann nach.

Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer hatte am Mittwoch mit der Kündigung gedroht, falls bis Jahresende keine Lösung gefunden ist.

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