Mancher Vertrag kostet mehr, als er einbringt: Wer sich die reale Rendite seiner Lebensversicherung anschaut, kann eine Überraschung erleben. Denn fette Provisionen und saftige jährliche Gebühren lasten oft stark auf der erhofften Rendite. Was also tun mit der alten Police?
Die Rendite prüfen: Nur wer weiß, wie rentabel seine Lebensversicherung ist, kann sinnvoll entscheiden, was zu tun ist. Dieser Excel-Rechner für kapitalgebundene Policen gibt eine erste Orientierung. Eine genauere Analyse erstellt die Verbraucherzentrale Hamburg, das kostet 85 Euro. Es gibt auch kommerzielle Helfer, etwa Versicherungsberater, oder spezialisierte Versicherungsaufkäufer wie Policen Direkt oder Partner in Life.
Daumenregel für ältere Verträge: Bei Verträgen, die vor 2005 abgeschlossen wurden, gilt in der Regel: Durchhalten. Denn die alten Verträge haben recht hohe Garantiezinsen. Außerdem ist die Auszahlung später steuerfrei.
Daumenregel für neuere Verträge: Wer seit 2005 seinen Vertrag abgeschlossen hat, kann eine Kündigung durchrechnen. Bei niedrigem Garantiezins und hohen Verwaltungskosten kann sich eine Kündigung lohnen.
Kurz vor Vertragsende: Wer kurz vor dem Ende des Vertrages steht, sollte in der Regel durchhalten, sonst gehen die Schlussgewinne auf den letzten Metern verloren. Die machen oft einen erheblichen Teil der Rendite aus.
Bei negativer Rendite: Wer die Rendite geprüft hat und feststellen musste, dass sie nur gering ist oder dass er gar Verlust macht, sollte über eine Kündigung nachdenken. Einen Aufkäufer wird man kaum finden, denn der nimmt nur gute Verträge. Das Problem: Bei einer Kündigung gibt es nur den Rückkaufswert der Lebensversicherung. Doch bevor weiter Verluste anfallen, empfiehlt sich ein klarer Schnitt.
Bei ausreichender Rendite: Das ist der Idealfall - und eigentlich sollte er selbstverständlich sein. Bei guter Rendite ist nichts mehr zu tun, außer ...
Ein großer Kredit ist abzuzahlen: Wer einen Baukredit ablösen oder zumindest in bestimmter Höhe Sondertilgungen machen kann, sollte ein wenig rechnen. Dann kann es sich selbst bei guter Rendite lohnen, die Lebensversicherung zu verkaufen und so die Zinskosten zu senken.
Falls das Geld knapp ist: Wer kurzfristig in finanzielle Problemen steckt, der kann die Lebensversicherung beitragsfrei stellen. Wenn eine größere Summe Geld dringend benötigt wird, dann gilt: Besser verkaufen, kurzfristig beleihen, die Laufzeit verkürzen oder die Versicherungssumme senken.
Der Widerspruchsjoker: Manche Lebensversicherer haben falsch über das Widerspruchsrecht belehrt. Dann haben Versicherte die Möglichkeit, den Vertrag rückwirkend zu widerrufen. Das geht sogar nachträglich bei längst gekündigten Policen. Dann muss die Versicherung auf bereits gezahlte Provisionen und Gebühren komplett verzichten - und das Geld verzinsen. Das ist ein etwas komplizierter Prozess, für den ein Anwalt nötig ist, oder zumindest die Unterstützung der Verbraucherzentrale Hamburg.