"Ich arbeite an einem deutschen Lehrstuhl, meine Familie aber lebt noch immer in Athen und ich bin öfters im Jahr dort. In diesen Tagen bekomme ich viele Mails, Anrufe und Nachrichten von Freunden und Bekannten. Ihnen allen macht Angst, was gerade passiert. Sie alle wollen von mir als Ökonom wissen, was sie tun sollen.
Ansteckung in der Euro-Zone:Griechenland in Quarantäne
Auch wenn eine Pleite des Krisenstaates oder ein Austritt aus der Währungsunion möglich sind: Andere Euro-Länder bringt das nicht mehr in Gefahr, eine Ansteckung ist unwahrscheinlich. Das ist neu - und das Ergebnis harter Arbeit.
Die Krise hat das Leben der Griechen verändert, auch das meiner Eltern: Meine Mutter verlor ihren Job im Vertrieb eines Unternehmens und hat bis heute keinen neuen mehr gefunden - sie ist über sechzig, Arbeitsplätze sind in Griechenland ohnehin rar. Wenn Firmen überhaupt jemanden einstellen, dann jemanden, der jung ist und noch lange bei ihnen arbeiten wird. Zum Glück hat sie ein eigenes Haus und muss keine Miete begleichen, sie besitzt sogar noch ein zweites, doch das bringt ihr nichts - niemand hat Geld, um ein Haus zu mieten. Keine Mieter, keine Einkünfte. Bei den Lebenshaltungskosten unterstütze ich sie deshalb von Deutschland aus.
Oft vergessen: keine Hilfsgelder, sondern Kredite
Mein Vater hat momentan immerhin noch seine Pension, außerdem hat er lange Zeit eine Fabrikanlage aus seinem früheren Unternehmen vermietet. Als dann die Krise kam, hat natürlich niemand mehr solch eine zusätzliche Anlage angemietet. Plötzlich sind diese Einnahmen komplett weggebrochen. Sein Glück ist, dass er viel gespart hat. Davon lebt er jetzt.
Meiner Meinung nach sind die Zinsen, die Griechenland momentan an die Kreditgeber zahlt, zu hoch. Sie müssten gesenkt und der Zeitraum für die Rückzahlung verlängert werden.
Übrigens: Manche Deutsche denken, dass dieses Geld Griechenland aus reiner Wohltat geliehen wird. Aber das stimmt nicht. Das sind keine Hilfsgelder, das sind Kredite - und Deutschland verdient an ihnen gut."