Kunststoffe:"Warhol on Basquiat": Eine Künstlerfreundschaft in Bildern

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Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat - am Tag, als sie sich kennenlernten. Foto: TASCHEN (Foto: dpa)

Berlin (dpa) - Diese Ausstellung war eine echte Sensation: Shootingstar Jean-Michel Basquiat und Pop-Art-Ikone Andy Warhol zeigten im September 1985 in der New Yorker Tony Shafrazi Gallery ihre gemeinsamen Werke. Das ging aber nicht ganz ohne Missklang aus.

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Berlin (dpa) - Diese Ausstellung war eine echte Sensation: Shootingstar Jean-Michel Basquiat und Pop-Art-Ikone Andy Warhol zeigten im September 1985 in der New Yorker Tony Shafrazi Gallery ihre gemeinsamen Werke. Das ging aber nicht ganz ohne Missklang aus.

Aus einer Review der "New York Times" ließ sich herausfiltern, dass Basquiat als Warhols Maskottchen bezeichnet wurde. In seinem Tagebuch schrieb der Pop-Art-Künstler voller Entsetzen: "Oh, Gott."

Schlimmer noch: Das Plakat zur Ausstellung zeigte Warhol und Basquiat als Boxer, was die Autorin Vivien Raynor zu dem abschließenden Urteil brachte: "Warhol, technischer K.O. in 16 Runden." Die beiden blieben Freunde, auf persönlicher und professioneller Ebene, aber ein kleiner Schatten war da.

Dabei begann alles voller Enthusiasmus und Verve - und in ganz klassischer Romantik-Tradition mit einem Freundschaftsbild. Warhol und Basquiat lernten sich im Herbst 1982 durch den Kunsthändler Bruno Bischofberger kennen. Nach einem gemeinsamen Foto malte Basquiat in nur zwei Stunden das Doppelporträt "Dos Cabezas" - die Farben waren noch nicht getrocknet, als er es Warhol überreichte.

Einen wunderbaren Einblick in die außergewöhnliche Beziehung zweier außergewöhnlicher Künstler gibt das großartige "Bilderbuch" "Warhol on Basquiat. The Iconic Realtionship in Andy Warhol's Words and Pictures" (Taschen), das von Michael Dayton Hermann herausgegeben wurde.

Zahlreiche unveröffentlichte Fotos und gemeinsame Gemälde sind dabei mit den Tagebucheintragungen von Andy Warhol synchronisiert und zeichnen nicht nur diese Künstlerfreundschaft nach, sondern lassen auch die brodelnden 80er Jahre in New York wieder aufleben.

Und im Zentrum dieser Kunstszene: Jean-Michel Basquiat, der Ende der 70er Jahre in Manhattan aufschlug und sich zunächst als Graffiti-Künstler und DJ schnell einen Namen machen sollte. Als er schließlich zu seinen skizzenhaften und comicartigen Gemälden überging, begann sein rasend schneller Aufstieg.

Andy Warhol gibt ein schönes Beispiel: Basquiat hat einmal eine Zeichnung für 75 Dollar verkauft, wenig später wurde sie bereits für 1000 Dollar angeboten. Und schon bald leistete sich Basquiat einen Fernseher für 5000 Dollar, wie Warhol akribisch notierte. Vor zwei Jahren wurde ein Gemälde des Künstlers für die Rekordsumme von 110,5 Millionen Dollar versteigert.

Und mit wem hingen die beiden sonst noch so ab? Eine Revue der Celebrities: Whoopi Goldberg, Michael Jackson, Bianca Jagger, Julian Schnabel, Wim Wenders, John Lurie, Tom Waits, Jim Jarmusch und immer wieder die Graffiti-Stars Keith Haring und Kenny Scharf. Und natürlich Madonna, die Basquiat eine Zeit lang gedatet hatte.

Ganz alltägliche Fotos führen auch immer mal wieder weg von der Leinwand, den Galerien und den Partys: Andy und Jean-Michel beim Workout, Andy bei der Fußpflegerin, Jean-Michel bei der Maniküre, Jean-Michel in Unterhosen.

Immer wieder aber kommt Andy Warhol auch auf die Heroinsucht von Jean-Michel Basquiat zu sprechen: "Ich denke, er will der jüngste Künstler sein, der uns verlässt", schreibt er fast prophetisch. Als Basquiat 1988 an einer Überdosis starb, war er gerade mal 27 Jahre alt. Andy Warhol war bereits 1987 ganz überraschend gestorben.

Wie eng aber die Freundschaft dieser beiden Künstler, die sich gegenseitig pushten, Zeit ihres Lebens bleiben sollte, das kommt in einer Schwarz-Weiß-Fotografie von 1985 ganz besonders zum Ausdruck: Jean-Michel Basquiat steht hinter Andy Warhol, die Arme voller Zuneigung vor ihm verschränkt.

Michael Dayton Hermann (Hg.), Warhol on Basquiat. The Iconic Relationship Told in Andy Warhol’s Words and Pictures, The Andy Warhol Foundation for Visual Arts, Hardcover, 312 Seiten, 50 Euro

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