Krise in Griechenland:Athen meistert Schuldenrückkauf

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Die Hängepartie um die Auszahlung der nächsten Hilfsgelder ist beendet: Griechenland hat den Schuldenrückkauf erfolgreich gemeistert. Aus Sicht der Geldgeber-Troika ist das Land jetzt in der Lage, seine Schulden abzutragen, ohne das eigene Wachstum zu gefährden. Endgültig freigeben wollen die Euro-Kassenhüter die nächste Tranche am Donnerstag.

Von Christiane Schlötzer

Mit einem erfolgreichen Schuldenrückkauf hat Griechenland den Weg für die nächsten milliardenschweren Hilfsgelder freigemacht. Das Programm zum Rückkauf von alten Staatsanleihen über 30 Milliarden Euro sei soweit unter Dach und Fach, berichteten EU-Diplomaten am Dienstag nach einer Telefonkonferenz der Euro-Finanzminister. "Es sieht nicht schlecht aus", sagte ein Diplomat. Die Voraussetzung für die Auszahlung von fast 44 Milliarden Euro an Notkrediten aus dem Hilfsprogramm scheine erfüllt. Die Gelder sollen eine Pleite des Landes abwenden.

Endgültig freigeben wollen die Euro-Kassenhüter die Summe der Euro-Länder bei einem Sondertreffen an diesem Donnerstag kurz vor Beginn des EU-Gipfels in Brüssel. An diesem Ziel halte man fest, betonten Diplomaten. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) dürfte seinen Beitrag noch in diesem Jahr an den griechischen Finanzminister überweisen.

Die Euro-Finanzminister veröffentlichten entgegen erster Ankündigungen keine Erklärung nach der Beratung, bei der es lediglich um "eine Bestandsaufnahme" gegangen sei. Damit dürfte die monatelange Hängepartie um die Auszahlung der nächsten Hilfsgelder enden. Aus Sicht von Euro-Ländern und IWF ist Athen wieder in der Lage, seine Schulden abzutragen, ohne sein Wachstum zu gefährden.

Griechenlands Programm zum Schuldenrückkauf war eine Hängepartie. Erst eine Verlängerung der Angebotsfrist brachte den gewünschten Erfolg. Dies meldeten das staatliche griechische Fernsehen NET unter Berufung auf Kreise des Athener Finanzministeriums und die Agentur Reuters. Eigentlich war die Frist für die privaten Gläubiger schon am vergangenen Freitagabend abgelaufen. Athen musste dafür staatliche Schuldpapiere für rund 30 Milliarden Euro - die Hälfte aller noch im Privatbesitz befindlichen Anleihen - vom Markt nehmen, um seine Schulden auf einen Schlag deutlich zu reduzieren.

Papiere für 22 Milliarden Euro im Besitz von Hedgefonds

Schon seit Sommer rettet sich die Regierung in Athen nur noch mit kurzfristigen Anleihen über die Runden. Auch am Dienstag musste sie wieder 4,38 Milliarden Euro am Geldmarkt aufnehmen, um Haushaltslöcher zu stopfen. Die Anleihen haben eine Laufzeit von vier beziehungsweise 26 Wochen, zu Zinsen von 3,99 und 4,38 Prozent. Im vergangenen Monat musste Athen für vergleichbare Kredite leicht höhere Zinsen zahlen.

Nach Informationen aus Athener Bankkreisen haben die griechischen Kreditinstitute nun die Lücke geschlossen, die sich bei der Rückkaufaktion nach der ersten Angebotsrunde gezeigt hat. Die Banken besaßen zuletzt noch Bonds im Wert von knapp 17 Milliarden Euro. Sie hatten zuerst nur Papiere für rund zehn Milliarden Euro angeboten. Für die Anleihen erhalten die Investoren je nach Laufzeit 30 bis 40 Prozent des Nennwerts.

Über 20 Milliarden Euro der erwarteten Kredithilfen von EU und IWF sind für die Rekapitalisierung der griechischen Banken vorgesehen. Die Institute sind darauf dringend angewiesen. Damit hatten sie letztlich gar keine andere Wahl, als ihre restlichen Papiere auch noch anzubieten, nachdem die Beteiligung ausländischer Gläubiger offenbar geringer ausfiel als erhofft.

Papiere für 22 Milliarden Euro sollen zuletzt noch im Besitz von Hedgefonds gewesen sein. Die Euro-Finanzminister wollen am Donnerstag auch über das ebenfalls in Not geratene Zypern beraten. Zyperns Banken sind durch enge Verbindungen mit dem griechischen Markt stark unter Druck. Investoren protestierten in Nikosia lautstark im Parlament gegen eine Gesetzesänderung, mit der ihre Staatsanleihen in Bankaktien umgewandelt werden sollen.

© SZ vom 12.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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