Krise in Europa:Profite mit der Euro-Rettung

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EZB-Präsident Mario Draghi: Allein seine Worte entspannten die Lage in der Währungsunion.  (Foto: dpa)

Die Geschäfte gelten als riskant. Doch die Europäische Zentralbank kann mit dem Kauf von Staatsanleihen bis zu 80 Milliarden Euro Gewinn einstreichen - wenn es keine Zahlungsausfälle mehr gibt.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Es wird in Deutschland viel über die Verlustrisiken gesprochen, denen sich die Europäische Zentralbank (EZB) durch ihre Rettungsaktionen aussetzt. Vor einem Jahr hat EZB-Chef Mario Draghi angekündigt, im Ernstfall unbegrenzt viele Staatsanleihen einzelner Euro-Länder zu kaufen, um so deren Zinslast zu senken. Allein seine Worte entspannten die Lage auf dem Rentenmarkt, ohne dass ihnen Taten folgen mussten. Doch schon bevor Draghi sein neues, an politische Konditionen geknüpftes Kaufprogramm aktivierte, war die EZB auf dem Anleihemarkt aktiv.

So hat die EZB bis Ende 2011 rund 200 Milliarden Euro in griechische, portugiesische, irische und italienische Staatsanleihen investiert, dazu kommen rund 70 Milliarden Euro an Pfandbriefen. Die Aktion war in Deutschland umstritten wegen des Verdachts der illegalen Staatsfinanzierung. Zudem war das Geschäft riskant: Wenn die Euro-Zone kollabiert, dann droht auch dem deutschen Steuerzahler ein Verlust. Aber was, wenn alles gut geht?

Andreas Utermann, Investmentchef von Allianz Global Investors, ist dieser Frage nachgegangen. "Wenn es keine Zahlungsausfälle mehr gibt, dann kann die EZB mit ihren Staatspapieren und Pfandbriefen zwischen 70 und 80 Milliarden Euro Profit machen", prognostiziert Utermann. Darin enthalten seien auch neun Milliarden Euro Ertrag durch die griechischen Anleihen. Wie ist das möglich?

Die EZB hält die erworbenen Wertpapiere bis sie vom Schuldner getilgt werden - in dieser Phase fließen alle fälligen Zinszahlungen auf das Konto der EZB. Dazu kommen mögliche Kursgewinne, weil die EZB die Anleihen unter Wert kaufen konnte. Die EZB verteilt den Profit an die 17 anderen Notenbanken, die Bundesbank erhält 27 Prozent davon und gibt einen Großteil an den Bundesfinanzminister weiter.

Die Verlustrisiken sollte man allerdings nicht kleinreden

Die Wirtschaftsgeschichte kennt viele Finanzkrisen. Immer wieder greifen ähnliche Rettungsmaßnahmen. Die Notenbanken pumpen Geld ins System, die Regierungen sprechen Finanzgarantien aus oder übernehmen Teile des Bankensektors. In Schweden ging das Mitte der 1990er Jahre gut aus, der schwedische Staat übernahm die angeschlagenen Banken des Landes, sanierte sie und verkaufte sie mit Gewinn weiter.

Doch das klappt nicht immer. "Die Befunde von Regierungsmaßnahmen sind gemischt", sagt Utermann, "aber die Kosten waren meistens weniger schlimm als anfangs befürchtet wurde." Das gilt auch für die Nothilfen der Notenbanken.

Utermann hat in die Geschichtsbücher geschaut. Während der Asienkrise 1998 kaufte die Zentralbank in Hongkong Wertpapiere im Wert von damals 118 Milliarden Hongkong-Dollar - und konnte sie einige Jahre später für 208 Milliarden Hongkong-Dollar wieder verkaufen. "Die US-Notenbank Fed kaufte 2008 von der Bank Bear Stearns Wertpapiere für 30 Milliarden Dollar und konnte damit später einen Profit von über 20 Prozent erzielen", sagt Utermann. Mit Krediten an den angeschlagenen Versicherungskonzern AIG und dem Kauf von Wertpapieren des Konzerns habe die Fed weitere 17,7 Milliarden Dollar in die Kassen des Finanzministeriums gespült.

Natürlich liegen die Dinge in der Euro-Zone anders. Die Währungsunion besteht aus 17 souveränen Staaten; schon der Austritt eines einzigen Mitglieds kann zu schlimmen Verwerfungen an den Finanzmärkten führen, mit hohen Kosten für alle Euro-Staaten. Die Verlustrisiken sollte man deshalb nicht kleinreden, zumal die Zinszahlungen an die EZB zum Teil auch aus den Kredittöpfen der Euro-Rettungsschirme bezahlt werden. "Doch sollte Griechenland mehr Geld brauchen, dann würden einige dieser Kosten von den EZB-Gewinnen ausgeglichen werden", sagt Utermann. "Dieser Umstand könnte die populäre Kritik an den Rettungsmaßnahmen zügeln."

© SZ vom 31.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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