Konjunktur:Institut sagt Deutschland 2023 Wachstum voraus

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Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat die Prognosen für die deutsche Konjunktur verbessert. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnet mit einem Plus von 0,3 Prozent.

Der deutschen Wirtschaft bleibt nach Prognosen führender Institute der befürchtete Einbruch durch die Energiekrise erspart. Das in Kiel ansässige Institut für Weltwirtschaft (IfW) sagt im Gegensatz zu den meisten anderen Institutionen für das kommende Jahr nun sogar ein Wachstum voraus: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde um 0,3 Prozent zulegen, geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Ausblick hervor. Noch im September hatte es mit einem Rückgang von 0,7 Prozent gerechnet.

Das in Essen beheimatete Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erwartet ein Mini-Minus von 0,1 Prozent, ebenso das Münchner Ifo-Institut. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet bislang sogar mit einem Einbruch von drei Prozent. "Die deutsche Wirtschaft kann zwar etwas aufatmen, allerdings sollte sich angesichts massiver Risiken niemand zurücklehnen", sagte der Vizepräsident und Konjunkturchef des IfW, Stefan Kooths, der für das zu Ende gehende Jahr ein Wachstum von 1,9 und für 2024 von 1,3 Prozent erwartet.

Grund für die verbesserten Aussichten für 2023 sind die weniger stark als erwartet gestiegenen Energiepreise für Unternehmen und Verbraucher - auch infolge staatlicher Eingriffe mittels Preisbremsen für Gas und Strom. "Dies stärkt für sich genommen die private Kaufkraft", hieß es beim IfW. Im Zuge der staatlichen Entlastungspakete dürfte die Inflationsrate 2023 nach Prognose des Essener RWI-Instituts spürbar fallen - und zwar auf 5,8 Prozent, nach 7,9 Prozent im zu Ende gehenden Jahr. Für 2024 wird ein Wert von 2,5 Prozent erwartet.

"Die niedrigere Inflationsrate im kommenden Jahr wird über massive Subventionen teuer erkauft, die die Energiekrise nur vordergründig mildern", sagte IfW-Experte Kooths. "Die Hilfen sind viel zu breit angelegt und erhöhten so an anderer Stelle den Inflationsdruck." Das sei weder markt- noch stabilitätsgerecht. Die Krise lasse sich nicht durch Dauersubventionen überbrücken, sondern müsse an der Wurzel gepackt werden. Hierfür brauche es eine neue energiepolitische Strategie, die fundamental das Energieangebot stärke und nicht fortwährend die Risse mit immer mehr Schulden zukleistere.

Das RWI warnt ebenfalls vor Gefahren. "Das größte Risiko für die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands ist derzeit die Inflationsentwicklung", sagte RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. "Auch der Krieg gegen die Ukraine bleibt ein beträchtlicher Risikofaktor." Verglichen mit den Konjunkturerwartungen vom Winter 2021 - also vor Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine - reduziert sich nach Berechnungen des IfW die Wirtschaftsleistung allein in den Jahren 2022 und 2023 um 180 Milliarden Euro. Der Arbeitsmarkt zeigt sich den Prognosen zufolge robust, auch weil die Firmen nach wie vor händeringend nach Fachkräften suchten. Das Staatsdefizit dürfte im kommenden Jahr aufgrund der Hilfspakete auf rund vier Prozent des BIP anschwellen.

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