Klinikaufenthalt teuer wie nie:Einmal Krankenhaus? 4000 Euro bitte!

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Deutschlands Krankenhäuser haben im vergangenen Jahr fast 84 Milliarden Euro gekostet. Besonders teuer war dabei die stationäre Behandlung in Hamburg. Nun pochen die Kliniken auf mehr finanzielle Unterstützung - doch die gesetzlichen Krankenkassen winken ab.

Charlotte Frank

Die Kosten für einen Krankenhausaufenthalt in Deutschland sind so hoch wie nie zuvor. Fast 4000 Euro hat im vergangenen Jahr jeder Fall im Durchschnitt gekostet, nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren das 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit erreicht ein seit Jahren anhaltender Anstieg seinen Höhepunkt: 2008 lagen die Kosten je Fall noch bei 3610 Euro. Die Gesamtkosten aller Krankenhäuser beliefen sich auf 83,4 Milliarden Euro. Am höchsten waren sie in Hamburg. Dort kostete jeder stationär behandelte Patient fast ein Drittel mehr als in Brandenburg. Auch in Bremen und Berlin lagen die Kosten deutlich über dem Durchschnitt; dies dürfte vor allem an den großen Einzugsgebieten über die Grenzen der Stadtstaaten hinaus liegen, vor allem auch für komplizierte und damit teure Fälle.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erklärte den Anstieg vor allem mit gestiegenen Personal- und Sachkosten. Beide Posten sind 2011 laut statistischem Bundesamt um mehr als vier Prozent gewachsen. Ein DKG-Sprecher prognostizierte in diesen Bereichen sogar weitere Steigerungen durch teure Tarifabschlüsse und steigende Sachkosten vor allem im Energiebereich.

Als zusätzliche Belastung beklagen die Kliniken Kosten, die sie durch die "Rabattierung" tragen: Krankenhäuser erhalten nur für eine bestimmte Zahl an Patienten die Therapie voll erstattet. Behandeln sie, etwa aufgrund einer Grippewelle, deutlich mehr als dieses Soll, so werden ihnen die Kosten nur noch teilerstattet. Dagegen protestieren sie schon lange.

Angesichts der Zahlen appellierte die DKG an die Politik, die Kliniken finanziell zu entlasten: "In den vergangenen zwei Jahren hat der Gesetzgeber den Krankenhäusern insgesamt eine Milliarde Euro gestrichen, um die gesetzliche Krankenversicherung zu sanieren. Aber jetzt stauen sich in der gesetzlichen Krankenversicherung die Überschüsse geradezu", sagte ein Sprecher. Schon Anfang November hatte die DKG angesichts der Milliardenpolster in der gesetzlichen Krankenversicherung an die Bundeskanzlerin geschrieben: "Wir appellieren an Sie, bei der Entscheidung über die Verwendung der Überschüsse im Gesundheitswesen die schwierige Lage der Krankenhäuser zu berücksichtigen." Insbesondere beklagen die Kliniken finanzielle Mehrbelastungen durch das neue Infektionsschutzgesetz und fordern Unterstützung für die Einstellung der damit vorgeschriebenen Hygieneärzte.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen verwies am Montag auf die seit Jahren steigenden Ausgaben für die Kliniken: Allein in diesem Jahr hätten die Kassen ihnen 62,3 Milliarden Euro überwiesen. "Die teuren und für die gute Versorgung der Menschen nicht benötigten Überkapazitäten müssen abgebaut werden. Wenn jedes fünfte Klinikbett leer steht, dann läuft etwas falsch", sagte ein Sprecher.

© SZ vom 13.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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