Rückversicherer:"Kfz-Policen müssen teurer werden"

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Knapp 14 Millionen Autofahrer sind bei der Huk-Coburg versichert. Ihre Geduld wurde in letzter Zeit oft auf die Probe gestellt. (Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)

Um nicht in die roten Zahlen abzurutschen, sollten Kfz-Versicherer die Preise um 20 Prozent erhöhen, fordert die Hannover Rück. Eines ignoriert die Branche dabei aber.

Von Christian Bellmann und Friederike Krieger, Monte Carlo

Die Rückversicherer machen Druck: Ihre Kunden, die Versicherer, sollen die Preise für Kfz-Policen kräftig erhöhen. "Preiserhöhungen von 20 Prozent wären nötig, um eine Rückkehr zur Profitabilität zu gewährleisten", sagte Michael Pickel, Chef des zur Hannover Rück gehörenden Rückversicherers E+S, auf dem Weltrückversicherungstreffen in Monte Carlo. Bei der E+S kaufen viele deutsche Autoversicherer Rückversicherungsschutz, mit dem sie hohe Risiken teilen.

In den Corona-Jahren 2020 und 2021 hatten die Kfz-Versicherer noch hohe Gewinne erwirtschaftet, weil die Menschen seltener unterwegs waren und weniger Schäden verursacht hatten. 2022 mussten sie schon wieder mehr für Schäden und Kosten ausgeben, als sie an Beitragseinnahmen erhalten haben. 2023 dürfte es noch dicker kommen. Der Versichererverband GDV erwartet 2,5 Milliarden Euro Verlust. Allerdings: Die Kfz-Versicherer haben Milliarden Rückstellungen und haben dieses Geld angelegt. Mit der Zinswende steigen ihre Erträge kräftig. Wenn sie von Verlusten sprechen, bleiben diese Gewinne außen vor.

Nach Ansicht der Branche hätten die Anbieter 2022 ihre Preise aber um mindestens zehn Prozent anheben müssen. Gestiegen sind sie im Durchschnitt aber nur um drei Prozent. Schuld ist der starke Wettbewerb unter den Anbietern. Viele Kunden müssen noch nicht einmal mit Kündigung drohen, um zum gleichen oder sogar einem niedrigeren Preis versichert zu bleiben. Dabei hätten die Kfz-Versicherer allen Grund, höhere Preise zu verlangen. Sie leiden unter rasch steigenden Ersatzteilpreisen und Werkstattkosten.

Die Versicherer könnten viel besser dastehen, glaubt Pickel vom Rückversicherer E+S. Dass sie 2022 nur geringe Erhöhungen durchgesetzt haben, räche sich jetzt, weil der Anpassungsdruck für das kommende Jahr dadurch nochmals höher sei. Die gute Nachricht für die Kunden: Auch wenn es teurer wird - kein Anbieter wird die Preise auf einen Schlag um 20 Prozent erhöhen, denn sonst würde er zu viele Kunden verlieren. "Wir werden eine schrittweise Entwicklung sehen", sagte Pickel.

2025 könnten die Preise für Policen wieder sinken

Höhere Preise sind bei den Rückversicherern in vielen Bereichen ein großes Thema. Nach Jahren des Preisverfalls wird Rückversicherungsschutz seit zwei Jahren wieder teurer. Treiber sind hohe Katastrophenschäden und die Inflation. Zudem konnten die Rückversicherer die Vertragsbedingungen zu ihren Gunsten verändern. "Das bedeutet mehr Marktmacht für sie", sagte Johannes Bender von der Ratingagentur Standard & Poor's. Beim Branchentreffen in Monte Carlo legen sich Hannover Rück, Munich Re, Swiss Re & Co kräftig ins Zeug, ihre starke Position zu wahren, und fordern weitere Erhöhungen.

Der Höhenflug könnte aber bald enden. "2025 wird der Markt wieder anfangen, weich zu werden", glaubt Brian Schneider von der Ratingagentur Fitch. Damit meint er sinkende Preise. Die guten Marktbedingungen locken Investoren wie Pensionsfonds an, die über Anleihen hohe Summen in den Versicherungsmarkt stecken. Auch traditionelle Rückversicherer setzen mehr Kapital ein, und neue Anbieter formieren sich.

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