Karstadt: Retter Berggruen unter Druck:Highstreet pokert im Nachspiel

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Zoff ums Geld: Karstadt-Investor Nicolas Berggruen streitet sich mit dem Hauptvermieter Highstreet über die Miethöhe. Delikat an der Sache: Highstreet war Berggruen im Bieterverfahren unterlegen.

Die Rettung der insolventen Warenhauskette Karstadt steht weiter auf Messers Schneide. Käufer Nicolas Berggruen fordert zusätzliche Mietsenkungen, der wichtigste Eigentümer Highstreet ist dazu vorerst offenbar nicht bereit. Diesen Montag treffen sich beide Seiten in London.

Karstadt-Filiale in Essen: Ein Jahr nach der Insolvenz ist immer noch nicht völlig sicher, wie es mit dem Warenhaus-Konzern weitergeht. (Foto: afp)

Der Karstadt-Hauptvermieter Highstreet sperrt sich gegen eine Übernahme der insolventen Warenhauskette durch den Investor Nicolas Berggruen. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hat das Vermieterkonsortium in einem Brief an Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg "größere Bedenken hinsichtlich der Realisierbarkeit des Business-Plans" geäußert.

Der Immobilienfonds habe Zweifel an der Nachhaltigkeit des vorgelegten Konzepts. Am Montagnachmittag (14.6.) ist ein Treffen der Highstreet- Gläubiger mit Vertretern Berggruens in London geplant. Dabei müsse sich der Investor auf gute Fragen zu seinem Konzept einstellen, hieß es. Bei dem Treffen sei allerdings noch keine endgültige Entscheidung zu erwarten, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen. "Es wird ein substanzielles Treffen zum Austausch von Positionen", erklärte ein Insider.

Berggruen: "Mieten nicht marktüblich"

Highstreet hatte sich selbst um eine Übernahme beworben, den Zuschlag im Bieterrennen bekam aber Berggruen. Streitpunkt zwischen dem Hauptvermieter und Berggruen sind die Mietzahlungen der Warenhäuser an ihren wichtigsten Vermieter.

Highstreet habe bereits Mietsenkungen von knapp 230 Millionen Euro über die nächsten fünf Jahre eingeräumt, sagte einer der Highstreet-Gläubiger, der italienische Warenhausunternehmer Maurizio Borletti am Samstag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Hinzu kämen der im Sanierungstarifvertrag geregelte Verzicht auf 160 Millionen Euro. "Dabei bleibt es auch."

Berggruen unterstrich dagegen in einem Interview der Welt am Sonntag seine Forderung nach weiteren Zugeständnissen. Die Mieten seien einfach noch zu hoch und nicht marktüblich. Ein Einlenken sei auch im Interesse der Vermieter, betonte der Investor.

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"Bei Highstreet wissen sie doch genau, dass ihre Weigerung zur Zerschlagung von Karstadt führen würde. Und dann würden sie noch viel weniger Miete bekommen." Der italienischen Zeitung Il Sole 24 Ore sagte er: "Wir haben bis zum 20. Juni Zeit, um uns über die Miethöhe zu einigen, sonst wird das Unternehmen gemäß deutschem Recht liquidiert."

Highstreet hatte ursprünglich Jahresmieten von knapp 270 Millionen Euro für die Warenhäuser veranschlagt. Mit dem Sanierungsplan für Karstadt in der Insolvenz sanken diese auf rund 250 Millionen Euro. Highstreet hatte nach einem Schreiben neue Mietsenkungen vorgeschlagen, die vorsehen, dass für 2010 Mindestzahlungen in einer Höhe von 210 Millionen Euro fällig werden, die dann auf 211 Millionen Euro in den Jahren 2011 und 2012 steigen sollen. 2018 sollen sie dann wieder das Niveau von 250 Millionen Euro erreichen." Wir sind nicht mehr sehr weit auseinander", sagte Berggruen, ohne Zahlen zu nennen.

Dazu wollte sich ein Highstreet-Sprecher nicht äußern. Er betonte dagegen, dass der Kaufvertrag mit Berggruen nur unter zahlreichen Bedingungen abgeschlossen worden sei. Highstreet habe weiter Interesse, selbst zum Zug zu kommen: "Unsere Offerte für Karstadt gilt weiter", sagte der Sprecher. Auch Borletti betonte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, nach wie vor Interesse an der Übernahme von Karstadt zu haben.

Mittlerweile seien die für die Finanzierung des Highstreet-Konzepts erforderlichen mehr als 100 Millionen Euro gesichert, hieß es in dem Bericht weiter. Auch der Spiegel berichtet, Highstreet bereite sich im Hintergrund weiter auf eine eigene Übernahme von Karstadt vor.

Ein Sprecher von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg schloss diese Option jedoch kategorisch aus. "Der Insolvenzplan schließt nach seiner Mechanik die Ersetzung des Berggruen-Vertrags durch einen anderen aus", sagte er. Vielmehr müsse Berggruen nun mit Highstreet eine Lösung finden. "Alle haben im Gläubigerausschuss signalisiert, dass man sich einigen kann."

Auf Herz und Nieren geprüft

Dem Spiegel zufolge umfasst die Präsentation, mit der Berggruen den Gläubigerausschuss von seinem Konzept überzeugt hat, gerade einmal neun Seiten und werde deshalb von Highstreet als "wenig aussagekräftig" angesehen.

Diesen Vorwurf bezeichnete ein Berggruen-Sprecher als "lächerlich". Der Businessplan sei mehrere hundert Seiten stark. Er sei von allen Beteiligten und der Wirtschaftsprüfungsfirma KPMG auf Herz und Nieren geprüft und genehmigt worden. Die Kritik beziehe sich auf die Folienpräsentation, mit der Berggruen Anfang Juni sein Konzept vorgestellt hat. Dies sei aber nur ein interner Gesprächsleitfaden.

Berggruen hatte den Kaufvertrag für das Unternehmen mit bundesweit 120 Warenhäusern und 25.000 Beschäftigten nur unter Vorbehalt unterschrieben. Damit der Vertrag rechtskräftig wird, muss eine Einigung über Mietsenkungen mit Highstreet erfolgen. Das Konsortium besitzt gut zwei Drittel der Karstadt-Warenhäuser.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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