Kapitallücke der Commerzbank:Blessings Plan

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Die Commerzbank will ihre Kapitallücke in Milliardenhöhe ohne weitere Staatshilfen schließen. Es sei alles auf gutem Weg, versichert das Institut eilig. Der Konzernchef tritt damit hartnäckigen Gerüchten entgegen, dass der deutsche Staat bei seinem Institut einspringen müsse. Die Börse ist begeistert.

Staatshilfen? Nie wieder! Das wird Commerzbank-Chef Martin Blessing nicht müde zu betonen. Allein: So richtig glauben will ihm bisher keiner, dass er die Kapitallücke von 5,3 Milliarden Euro, die die Europäische Bankenaufsicht bei seinem Institut im Herbst 2011 ausgemacht hat, ohne staatliche Finanzspritze schließen kann. Von Mitte 2012 an müssen europäische Banken eine Quote von neun Prozent harten Kernkapitals erreichen. Bis zum morgigen Freitag haben die Institute Zeit, zu erklären, wie sie das Ziel erreichen wollen.

Martin Blessing will unbedingt ohne neue Staatshilfe auskommen. (Foto: dpa)

In den vergangenen Wochen schossen die Gerüchte um die Commerzbank nur so ins Kraut. Ende 2011 hieß es bereits, das Institut verhandle mit der Regierung über neue Staatshilfen, dann berichtete die Welt, die Bank rechne mit einer noch höheren Lücke als zunächst gedacht. Und dann berichtete die Financial Times Deutschland am heutigen Donnerstag, es erscheine "fast unausweichlich", dass die deutsche Nummer zwei erneut auf staatliche Finanzspritzen zurückgreifen müsse. Sie berief sich auf hochrangige EBA-Beamte.

Alles Quatsch, heißt es nun aus dem Unternehmen: Bis Ende 2011 habe man bereits knapp 60 Prozent der Eigenkapitalanforderungen der Europäischen Bankenaufsicht erfüllt, unter anderem durch einen Gewinn im vierten Quartal von 1,2 Milliarden Euro. Auf weitere 1,2 Milliarden Euro hofft die Bank in den ersten beiden Quartalen 2012.

Mit einem Maßnahmenpaket könne die Kernkapital-Decke bis Ende Juni sogar um 6,3 Milliarden Euro aufgebessert werden, sagte Blessing. Die Risikoaktiva, also alle Bankgeschäfte, die risikobehaftet und mit Eigenkapital zu unterlegen sind, seien bereits um 17 Milliarden Euro reduziert worden, was den Kapitalbedarf um weitere 1,6 Milliarden Euro gesenkt habe.

Das Gerücht, die Allianz wolle ihre 750 Millionen Euro große Stille Einlage umwandeln, bestätigte die Bank jedoch nicht: Das sei vorerst nicht Teil des Plans. Die Commerzbank-Aktie schoss nach der Mitteilung um rund zehn Prozent auf 1,55 Euro nach oben.

Für Commerzbank-Chef Martin Blessing ist die Tilgung der Kapitallücke eine Schicksalsfrage: Er hatte stets darauf beharrt, dass er keine neuen Staatshilfen wolle: "Ich geh da nicht nochmal hin."

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/reuters/beitz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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