Mehr Eigenkapital gegen Krisen:Welche Bank noch Geld braucht

Von Commerzbank bis WestLB: Bald müssen die deutschen Banken erklären, wie sie an mehr Kapital kommen wollen. Während die Commerzbank noch ein großes Finanzloch hat, kann die Deutsche Bank entspannen - allein ihre Gewinne dürften den Kapitalbedarf größtenteils decken.

Harald Freiberger, Frankfurt

Am 8. Dezember letzten Jahres herrschte wieder einmal große Aufregung um die Banken. Es war der Tag, an dem die Europäische Bankenaufsicht EBA die Ergebnisse ihres Blitz-Stresstests veröffentlichte. Dieser offenbarte einen Kapitalbedarf von 115 Milliarden Euro bei 71 Instituten in Europa.

In Deutschland waren sechs Banken betroffen, die insgesamt 13,1 Milliarden Euro Kapital brauchen. Am kommenden Freitag ist ein wichtiger Termin für sie: Bis dahin müssen sie der deutschen Finanzaufsicht Bafin melden, wie sie ihre Kapitallücken schließen wollen.

Das größte Finanzloch tut sich bei der Commerzbank auf, sie benötigt 5,3 Milliarden Euro. Bank-Chef Martin Blessing will den Betrag weiterhin ohne Staatshilfe aufbringen. Das sehe auch sein Plan vor, den er in der kommenden Woche der Regierung präsentieren werde, hieß es am Freitag in Berlin. Eine Auslagerung der Krisen-Tochter Eurohypo in eine Bad Bank spiele in dem Plan zur Kapitalisierung bis 30. Juni zwar keine Rolle mehr - langfristig aber sehr wohl. Allein durch den Abbau von Krediten und Wertpapieren will die Commerzbank 2,7 Milliarden Euro Kapital frei machen. 700 Millionen brachte ein Rückkauf eigener Anleihen im Dezember, 750 Millionen Euro sollen dadurch hereinkommen, dass die Allianz eine stille Einlage in hartes Eigenkapital umwandelt. Bleibt eine Lücke von rund 1,1 Milliarden Euro, die durch Gewinne in den drei noch ausstehenden Quartalen geschlossen werden soll. Analysten halten besonders das bei der derzeit schwachen Konjunktur für schwierig. Für den Notfall soll Blessing noch den Plan einer kleineren Kapitalerhöhung in der Schublade haben; die neuen Aktien würden dabei ausschließlich von Großinvestoren abgenommen.

Das zweitgrößte Loch offenbarte der Stresstest mit 3,2 Milliarden Euro bei der Deutschen Bank. Ihre Lage ist aber ungleich komfortabler als die der Commerzbank. "Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen", sagt Dirk Becker vom Analysehaus Kepler. Allein aus Gewinnen dürfte die größte deutsche Bank den überwiegenden großen Teil ihres Kapitalbedarfs decken können. Becker schätzt den Vorsteuergewinn im vierten Quartal 2011 auf 500 bis 700 Millionen Euro. Zusammen mit den ersten beiden Quartalen dieses Jahres kommen Analysten im Durchschnitt auf rund 2,5 Milliarden Euro. Zudem kann das Institut 800 Millionen Euro schon aus dem Abbau risikogewichteter Aktiva im vierten Quartal 2011 verbuchen. Damit allein wäre es bereits über den geforderten 3,2 Milliarden Euro. Hinzu kommt, dass bis Mitte des Jahres der Verkauf des AssetManagements über die Bühne gegangen sein dürfte, der voraussichtlich auch einen Milliardenbetrag in die Kasse spülen wird.

Bei der Landesbank NordLB stellte die EBA einen Kapitalbedarf von rund 2,5 Milliarden Euro fest. 1,67 Milliarden Euro davon sind bereits im Kasten, weil die Eigentümer des Instituts zum 31. Dezember stille Einlagen in hartes Kernkapital umwandelten. Die ausstehenden 819 Millionen Euro will die NordLB durch einbehaltene Gewinne und eine weitere Umwandlung von Kapital aufbringen. Es stehen dafür immer noch stille Einlagen von etwa zwei Milliarden Euro zur Verfügung.

Ganz aus dem Schneider ist die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die ihre Kapitallücke von 1,5 Milliarden Euro durch die Umwandlung von Kapital zum 31. Dezember schon geschlossen hat.

Die DZ Bank, das Zentralinstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, will ihren Kapitalbedarf von 353 Millionen Euro decken, indem sie Gewinne bis 30. Juni einbehält.

Auch die WestLB tauchte auf der Liste der EBA noch mit einem Finanzbedarf von 224 Millionen Euro auf. Das war aber nur ein rein formaler Akt. Inzwischen steht nämlich fest, dass die WestLB in drei Teile zerschlagen wird. Am 30. Juni existiert sie in der jetzigen Form gar nicht mehr. Folglich braucht sie auch die Kapitallücke nicht zu schließen. "Wir haben momentan andere Sorgen", heißt es in Düsseldorf.

Der für Juli geplante nächste Stresstest wird übrigens verschoben. Da die EBA dann noch mit der aktuellen Auswertung befasst ist, wird der nächste Härtetest frühestens im Herbst stattfinden.

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